Deggendorf:Schlägerei im Ankerzentrum

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Im vergangenen Jahr waren Polizisten beim Einsatz auf dem Gelände der Außenstelle Stephansposching des "Anker-Zentrums" Deggendorf. (Foto: Armin Weigel/dpa)

Neun Menschen werden leicht verletzt, sechs verhaftet

Bei einer Schlägerei vor dem "Ankerzentrum" in Deggendorf sind am Dienstagabend neun Menschen leicht verletzt worden, darunter ein Polizist und drei Wachleute. Es ist nicht der erste Vorfall dieser Art: In ganz Bayern gab es immer wieder Einsätze, bei denen Beamte in Ankerzentren schlichten mussten.

In Deggendorf stritten sich einem Polizeisprecher zufolge etwa 20 bis 30 Menschen lautstark vor dem Gebäude. Manche hätten Steine geworfen, allerdings nicht gezielt auf Polizisten. Zahlreiche Beamte der umliegenden Dienststellen sowie die Bereitschafts- und Bundespolizei waren im Einsatz. Gemeinsam mit dem Sicherheitsdienst gelang es ihnen schließlich, die Streitenden zu trennen und die Lage zu beruhigen. Sechs Asylbewerber wurden festgenommen. Worum es bei dem Streit ging, war zunächst unklar.

Schon im Oktober 2018 gab es in einer Außenstelle des Deggendorfer Ankerzentrums in Stephansposching einen Großeinsatz. Damals hatte ein 29-Jähriger bei der versuchten Abschiebung eines anderen Asylbewerbers Beamte angegriffen.

"Auf so engem Raum zusammengepfercht, da braucht man sich gar nicht zu wundern, wenn das eskaliert", sagte die Sozialpsychologin Marlene Altenmüller von der LMU München. Viele Flüchtlinge seien mit der neuen Kultur und der deutschen Bürokratie überfordert, hätten Zukunftsängste und seien daher frustriert. Viele hätten psychische Probleme und "natürlich prallen da auch komplett unterschiedliche Kulturen aufeinander".

Diese ohnehin angespannte Situation werde dadurch verschärft, dass es in den Ankerzentren oft laut sei, und die Menschen sich nicht aus dem Weg gehen könnten. In der gereizten Stimmung könne schon eine Banalität zum heftigen Streit führen.

Wegen der vielen Menschen an einem Ort sei die Gefahr größer, dass kleinere Streitereien eskalieren, wenn sich immer mehr Leute einmischen, sagte der stellvertretende Landesvorsitzende der Gewerkschaft der Polizei, Peter Pytlik. So könne es schon einmal vorkommen, dass bis zu 40 Menschen in einen Streit verwickelt sind. "Für uns wäre es besser, wenn wir mehr dezentrale Einrichtungen hätten", sagte Pytlik. Die Beamten könnten Auseinandersetzungen einfacher schlichten und sich selbst auch besser schützen, wenn weniger Menschen am Streit oder einer Schlägerei beteiligt sind.

Bayernweit gibt es sieben Ankerzentren. Die ersten waren im August 2018 als Pilotprojekt eingerichtet worden. Sie sind die ersten Anlaufstellen für Migranten zur Prüfung ihrer Asyl-Berechtigung. Ziel des Bundes ist es, die Asylverfahren in den Ankerzentren durch kurze Behördenwege schneller abschließen zu können - sei es mit einer Abschiebung oder mit einer Bleibegenehmigung.

© SZ vom 22.08.2019 / hfri, dpa - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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