Wohnen:Null-Energie-Häuser für Studenten - und Forscher

Wohnen: Alexander Bonde von der DBU, Architekt Tilmann Jarmer und Ursula Wurzer-Faßnacht vom Studentenwerk mit dem Modell der Forschungshäuser.

Alexander Bonde von der DBU, Architekt Tilmann Jarmer und Ursula Wurzer-Faßnacht vom Studentenwerk mit dem Modell der Forschungshäuser.

(Foto: Catherina Hess)
  • Zusammen mit der Technischen Universität baut das Studentenwerk ab dem kommenden Jahr in Garching ein neues Wohnheim mit 195 Plätzen.
  • Bei dem Neubau soll ein Null-Energie-Standard erreicht werden.
  • Zudem soll anhand der Häuser über mehrere Jahre hinweg erfasst werden, wie sich unterschiedliche Baustoffe auf die Energiekosten auswirken.

Von Anna Hoben

Wenn es ums Wohnen geht, ist es ja immer zu wenig. 11 000 Wohnheimplätze gibt es beim Studentenwerk München - damit ist nicht einmal jeder zehnte von den insgesamt 130 000 Studenten versorgt, die das Werk betreut. Besonders schlecht ist das Verhältnis am Garchinger Standort der Technischen Universität (TU): Dort kommen auf 16 000 Studenten bisher gerade mal 220 Plätze. Durch einen Neubau soll sich die Anzahl in den kommenden Jahren immerhin nahezu verdoppeln: um 195 auf mehr als 400. Interessant ist das Projekt aber vor allem, weil bei dem geplanten Wohnheim ein Null-Energie-Standard erreicht werden soll. Über mehrere Jahre hinweg soll zudem erfasst werden, wie sich unterschiedliche Baustoffe auf die Energiekosten auswirken. Für die Forschung hat die Bundesstiftung Umwelt (DBU) 520 000 Euro bereitgestellt.

Baubeginn soll im kommenden Jahr sein, auf dem TU-Campus in Garching. Der Entwurf sieht drei viergeschossige Häuser in gleicher Geometrie und Größe vor, eines aus Leichtbeton ohne Stahl, eines aus Massivholz und eines aus hochwärmedämmendem Mauerwerk. Noch steht das Projekt ganz am Anfang der Planungen. Für die Geschäftsführerin des Studentenwerks, Ursula Wurzer-Faßnacht, geht es dabei aber schon jetzt um nicht weniger als darum, "wie der studentische Wohnheimbau der Zukunft aussehen kann". Bauen werde bekanntlich immer teurer, "es macht uns große Sorgen, ob wir künftige Bauvorhaben noch bewältigen können". In Garching soll deshalb nicht nur nachhaltig und möglichst ressourcenschonend, sondern auch einfach und günstig gebaut werden.

Die übergeordneten Ziele des Projekts: die Komplexität im Bauwesen und damit auch die Baukosten zu verringern, nachhaltige Konstruktionen zu entwickeln und robuste Haustechnikkonzepte umzusetzen. Die DBU sei "dort unterwegs, wo sich strukturelle Nachhaltigkeitsfragen entscheiden", deshalb unterstütze man das Projekt gern, sagt Alexander Bonde, Generalsekretär der Stiftung. Es verbinde die große soziale Frage des bezahlbaren Wohnraums mit technologischen Fragen zum Erreichen der Klimaschutzziele. Er erhofft sich, dass die Forschungsergebnisse, mit denen in etwa drei Jahren gerechnet wird, auf die Baubranche ausstrahlen. Vor allem dürften sie auch interessant sein für andere Studentenwerke in Deutschland.

Das Münchner Studentenwerk als Bauherr kooperiert bei dem Projekt mit den Lehrstühlen für Entwerfen und Konstruieren sowie Gebäudetechnologie und klimagerechtes Bauen der TU. Wenn irgendwann Studenten in die Häuser ziehen, ist es mit der Forschung allerdings noch lange nicht vorbei. Mit manchen interessanten Fragen geht es dann erst los, etwa der nach dem Nutzer und der Nutzerin. Oder, wie Ursula Wurzer-Faßnacht fragt: "Wie lebt der Student in seinem Zimmer?"

Dazu soll über digitale Schnittstellen das Verhalten der Bewohner untersucht werden. Gewohnheiten, etwa zum Lüften, werden erforscht, der Energieverbrauch der einzelnen Apartments wird gemessen. Schließlich soll der "ökologische Fußabdruck" der drei Bauten über den gesamten Lebenszyklus erfasst werden. Man wolle letztlich auch dazu beitragen, dass Häuser benutzerfreundlicher werden, sagt Anne Niemann vom Lehrstuhl für Entwerfen und Konstruieren. Dass die Häuser auch dann funktionieren, wenn der hochspezialisierte Facility Manager mal im Urlaub ist.

Mehr Wohnraum entsteht freilich auch in München - auch wenn das Studentenwerk bei den stetig steigenden Studentenzahlen kaum hinterherkommt. So wird zurzeit die Anlage Chiemgaustraße umgebaut, dabei entstehen rund 380 zusätzliche Plätze. In der Anlage Schwere-Reiter-Straße wird ebenfalls nachverdichtet, 190 zusätzliche Plätze sollen entstehen. Und auch in der Wohnanlage an der Giggenhauserstraße in Freising werden bis 2020 rund 350 neue Plätze geschaffen.

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