Nepomuk:Das große Vergessen

Im Stadtrat kann man bei schwierigen Themen schon einmal durcheinanderkommen. Wie gut, dass man nach der Abstimmung noch etwas zu Protokoll geben kann

Kolumne von Eurem Nepomuk

Puh, ganz schön fad, dieser Sommer. Wetter: Mist. See: kalt. Berge: hoch. Nicht einmal den Fernseher brauchst mehr einschalten. Wiederholungen, Wiederholungen, Wiederholungen. Was hab' ich mich da gefreut, als ich in dieser Woche mal wieder die Sitzungslisten der Rathäuser durchgeschnüffelt hab'. Ihr wisst ja, ich bin einer von denen, die sich gern hinten rein setzen, wenn vorne die Schlaumeier tagen, und aufspringe, wenn die Bürgermeister fragen, ob noch ein Wassergeist, ähhh, ich meine natürlich ein Bürger eine Frage hat. Ich fang' dann auch sofort an, zur Runde zu sprechen, auch wenn ich natürlich gar keine Frage hab', sondern nur meinen Senf dazugeben will. Das macht nix, das kennen die Bürgermeister schon von den anderen, die keine Frage haben und trotzdem quatschen. Und ich kann immerhin auf 537 Jahre kommunalpolitische Kompetenz verweisen. Kommt eh nix Neues.

Apropos Wiederholungen. Was hab' ich mich also gefreut, als ich entdeckt hab', dass in Starnberg eine Sitzung ist. Und dann auch noch Ferienausschuss, mit all meinen Lieblingsstadträten und meiner Freundin Evi. Die Bahnverträge standen auch noch auf der Tagesordnung! Ja, Nepomuk, bist narrisch! Das denkt Ihr jetzt sicher. Starnberg? Stadtrat? Bahnverträge? Da sag' ich: Immer noch besser als die vierunddreißigste Wiederholung vom Bullen von Tölz! Und länger als die fast vier Stunden von Ben Hur dauert es auch manchmal! Und mindestens genau so alt wie der israelitische Prinz ist das Thema Bahnverträge auch noch. Also Popcorn und hin.

Ich kann Euch sagen, ich hab' meinen Spaß gehabt. Aber erst ganz am Schluss. Da gab es nach so zweieinhalb Stunden ein paar Abstimmungen, ging hin und her, hab' nicht ganz durchgeblickt, aber da war ich nicht alleine. Der Dr. Huber, Klaus, Stadtrat der WPS, hat hinterher noch zu Protokoll gegeben, "dass mit seiner heutigen Abstimmung die Abstim-mung in der Sitzung am 26.07.2019 bestätigt werden sollte". Er hat's halt nimmer gewusst, wie er vor drei Wochen die Hand gehoben hat - egal, wie er gerade eben abgestimmt hat. Mal ein Politiker, der nicht Adenauer nacheifert mit "Was kümmert mich mein Geschwätz von gestern" (auch wenn der das wohl nie so gesagt hat), sondern nach dem Motto verfährt: "Was kümmert mich mein Geschwätz von heute!" Das ist doch lustig, aber auch ein wenig bedenklich, findet Euer Nepomuk

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