Seit Anfang Juli im Dienst:Keine Zeit zu verlieren

Seit Anfang Juli im Dienst: Jung und zielstrebig: Christina Spiegel ist Grafings Klimaschutzmanagerin.

Jung und zielstrebig: Christina Spiegel ist Grafings Klimaschutzmanagerin.

(Foto: oh)

Christina Spiegel soll die Umsetzung des beschlossenen Klimaschutzkonzepts der Stadt Grafing vorantreiben

Von Moritz Kasper, Grafing

Die jüngere Generation steht manchmal im Ruf, bei der Studienwahl und der Jobsuche von Unentschlossenheit geplagt zu sein. Wahlweise ist auch von der "Generation Praktikum" die Rede, die sich angeblich erst einmal durch zahlreiche Schnupperjobs hangeln müsse, bevor sie eine feste Anstellung findet. Mit diesen Stereotypen kann Christina Spiegel wohl nicht sehr viel anfangen. Mit nur 22 Jahren ist die gebürtige Deggendorferin seit Anfang Juli Klimaschutzmanagerin der Stadt Grafing.

Die pragmatisch eingestellte Klimaschützerin wollte nach ihrem ersten Studienabschluss in Geografie, Bodenordnung und Landentwicklung an der TU München nicht länger warten. "Es war offensichtlich, dass man etwas machen muss," sagt sie im Hinblick auf den sich zuspitzenden Klimanotstand. Während eines Praktikums bei der Wirtschaftsförderung Rosenheim hörte Spiegel dann von der neu geschaffenen Stelle in Grafing und reichte Anfang April ihre Bewerbung ein. Dass die junge Absolventin beim anschließenden Bewerbungsgespräch überzeugte, überrascht wohl nur diejenigen, die noch nicht mit ihr geredet haben. Fröhlich erzählt Spiegel am Telefon wie herzlich sie von ihren neuen Kollegen empfangen wurde.

Die beträchtlichen Herausforderungen, die vor ihr liegen, scheinen sie dabei nicht wirklich aus der Ruhe zu bringen. Über 50 Einzelmaßnahmen sieht das Grafinger Klimaschutzkonzept, das sie umsetzen soll, vor. Viele davon zielen auf eine Reduzierung des Öl- und Gasverbrauchs der Stadt ab, aber auch Vorschläge zur Verbesserung der Fahrradinfrastruktur sind enthalten. Für Spiegel ist alles eine Frage der richtigen Priorisierung. Völlig unaufgeregt legt die 22-Jährige dar, wie sie bereits laufende Projekte beschleunigen und zukünftige Vorhaben bewerten und auf den Weg bringen will.

Die Stadt Grafing hat eine pragmatische Klimaschutzmanagerin wie Spiegel bitter nötig, denn für die Umsetzung des Konzeptes bleibt weniger Zeit als vorgesehen. Ursprünglich war die zu 65 Prozent durch den Bund geförderte Stelle auf drei Jahre befristet. Da sich im ersten Jahr der Förderung aber kein geeigneter Kandidat fand, hat Spiegel nun ein Jahr weniger Zeit, um die bis jetzt eher theoretischen Maßnahmen aus dem Klimaschutzkonzept in konkrete Vorhaben zu übersetzen.

Der Grafinger Klimaschutzplan baut auf einer Analyse der Ausgangslage sowie einem Bündel von Handlungsempfehlungen auf, die Studenten der Hochschule Weihenstephan-Triesdorf 2016 nach einer mehrmonatigen Recherche vor Ort erstellt haben. Das Ergebnis des Studienprojektes wurde anschließend von der Energieagentur Ebersberg angepasst und vom Stadtrat im März 2017 beschlossen. Als Rahmenvorgabe diente das landkreisweite Ziel, bis zum Jahr 2030 frei von fossilen und anderen endlichen Energieträgern zu sein.

Glücklicherweise muss Spiegel aber nicht ausschließlich auf diese ambitionierten Ziele hinarbeiten. Auch im Tagesgeschäft ist sie bereits eingebunden. Auf ihrem provisorischen Schreibtisch im Bauhof liegen Prüfanträge für mögliche Leihradsysteme für die Stadt. Sie soll bewerten, ob für Grafing eine MVG-Leihradstation mit herkömmlichen Fahrrädern, wie sie bereits an vielen Münchner U-Bahnstationen zu finden sind, sinnvoll wäre. Die mögliche Alternative dazu ist ein System mit Lastenrädern, mit denen zum Beispiel auch größere Einkäufe transportiert werden können. Außerdem ist sie in die Organisation des "Tag der Region" am 14. September eingefunden, bei dem eine Grafinger Schülergruppe das Projekt "Grafing goes green" vorstellen will. Sie haben eine Stempelkarte entworfen, mit der Punkte für plastikfreie Einkäufe gesammelt werden können. Eifrige Punktesammler sollen dann mit kleinen Prämien belohnt werden.

So will Christina Spiegel ein Bewusstsein dafür schaffen, wie die Grafinger auch im Kleinen einen entscheidenden Beitrag zum Klima- und Umweltschutz leisten können. "Man muss nicht gleich eine Windkraftanlage im eigenen Garten bauen", sagt sie mit Blick auf jene, die Klimaschutz immer gleich mit größeren Anschaffungen in Verbindung bringen. Wie einfach Klimaschutz sein kann, will Spiegel den Grafingern in den kommenden Monaten zeigen.

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