Jobsuche:Immer montags auf Job-Suche

Langzeitarbeitslosigkeit

Eine Infosäule mit Jobangeboten.

(Foto: dpa)
  • Analysen der Jobbörse Indeed zeigen: Die Deutschen suchen am häufigsten montags nach neuen Stellen.
  • "Am Wochenende kommt oft der Frust richtig hoch, dann geht man am Montag entschlossen auf Stellensuche", beobachtet auch die Wiesbadener Jobberaterin Christine Demmer.
  • Wer während der Arbeitszeit sucht, sollte aber vorsichtig sein.

Von Alexander Hagelüken

Wenn jemand nach dem Wochenende wegen akuter Unlust am Arbeitsplatz fehlt, sprach man früher vom blauen Montag. Inzwischen ist der Begriff seltener zu hören. Ein möglicher Grund: Beschäftigte sehen sich am Montag nach einer neuen Stelle um - aber nicht zu Hause auf dem Sofa, sondern in der Firma. Deutsche suchen auf der Jobseite Indeed am häufigsten montags und dienstags, ergab eine bisher unveröffentlichte Analyse der monatlich 6,5 Millionen Anfragen.

"Die meisten kommen erst am Wochenende dazu, mal in Ruhe über ihre Situation nachzudenken", erklärt die Münchner Karriereberaterin Madeleine Leitner. "Und mancher merkt nach dem schönen Wochenende Montag früh, wie blöd er eigentlich seine Arbeit findet." Vielleicht, weil er im Gang schon wieder auf den intriganten Vertriebler Z. trifft.

Büromenschen suchen einfach während der Arbeitszeit

Das Muster fällt jedenfalls auf: Mehr als jede dritte Suche läuft Anfang der Woche. Danach nehmen die Anfragen ab, und zwar überall in Europa. "Im Lauf der Woche lässt der Schmerz nach", meint Leitner. "Am Wochenende kommt oft der Frust richtig hoch, dann geht man am Montag entschlossen auf Stellensuche", beobachtet die Wiesbadener Jobberaterin Christine Demmer. "Und man trifft am Wochenende häufig Freunde. Wenn die erzählen, wie großartig sie ihre Arbeit finden, bringt das einen auf Gedanken."

Trotz all dieser Erklärungen mag sich mancher fragen, warum Beschäftigte besonders montags nach Stellen surfen. Schließlich wäre das Wochenende naheliegender, an dem weitaus mehr freie Zeit ist. Doch Samstag und Sonntag wird am allerwenigsten gesucht, zeigen die Daten. Die Beschäftigten schauen sich unter der Woche um, obwohl sie da weniger Freizeit haben. Sie suchen einfach während der Arbeitszeit. Jedenfalls die Büromenschen unter ihnen.

Einige Firmen verbieten private Internetnutzung

Auch das lässt sich aus den Anfragen auf der Jobseite herauslesen. Metallbauer in der Fabrik sitzen ja im Regelfall nicht vorm Laptop. Und würden sie während der Produktion aufs Handy starren, fiele das dem Vorgesetzten sicher auf. Deshalb suchen sie vor allem in der Frühstücks- und Mittagspause nach neuen Stellen. Anders Büroarbeiter, bei ihnen fallen die Anfragen steil ab, sobald die Mittagszeit naht. Da quatscht man lieber in der Kantine mit den Kollegen. Vielleicht darüber, was Vertriebler Z. jetzt wieder für eine Intrige spinnt. Oder ob sich nicht doch mal ein Wechsel zum Großkonzern auszahlen würde? Vielleicht noch eine Vanillecreme, die man sich eigentlich versagen wollte, dann frisch gestärkt zurück ins Büro - zur nächsten Stellensuche.

Aber darf das ein Beschäftigter überhaupt in der Arbeitszeit? Manche Firmen erlauben, privat das Internet zu nutzen, sagt Christian Götz von der Gewerkschaft Verdi. "Die Frage ist: Welches Ausmaß nimmt das an? Eine Stunde wäre zu viel", so der Arbeitsrechtler. Die typische Jobanfrage dauert sechs bis acht Minuten, das ist im Rahmen, wenn man seine Arbeit nachholt. Loyal gegenüber dem Arbeitgeber wirkt die Suche eher nicht. Einige Firmen verbieten auch kategorisch, privat das Internet zu nutzen, warnt Götz. Da droht eine Abmahnung, im Wiederholungsfall sogar die Kündigung. Dann braucht der Beschäftigte wirklich eine neue Stelle.

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