Wegen zunehmender Verschmutzung:Müll-Polizei für den Walchensee

Walchensee

Einfach herrlich, dieser Walchensee. Hier eine Luftaufnahme vom Kitebeach Zwergern am Westufer bei Sankt Margareth. Allerdings sorgen am See zunehmend Ausflügler für Ärger, die ihren Abfall achtlos in der Natur entsorgen.

(Foto: Wasserwacht/oh)

Weil Badegäste zunehmend die Liegewiesen verdrecken, schicken Freiwillige Feuerwehr und Isarranger nun gemeinsame Patrouillen los.

Von Silver Lucia Breitkopf, Walchensee

Die Sonne scheint, der Himmel ist klar, eine sanfte Brise weht. Ein perfekter Tag für einen Badeausflug. Die Wasserwacht Walchensee informiert: "18 Grad Wassertemperatur". Wer nicht so leicht fröstelt, kann also auch die Badehose mit einpacken. Einem vergnüglichen Picknick am Ufer steht nichts im Weg. Nur der viele Müll ringsum auf der Badewiese - der ärgert einen dann schon.

Auch Kochels Bürgermeister Thomas Holz (CSU) ist immer wieder darüber entgeistert, was Badegäste auf der Wiese alles hinterlassen. "Da denken sich offenbar viele: Nach mir die Sintflut - Hauptsache ich habe meinen Spaß gehabt", schimpft er. Die rücksichtslose Verschmutzung des Ufers bereitet ihm zunehmend große Sorgen. Seit einigen Jahren lasse sich ein trauriger Trend verzeichnen, sagt Holz. Tagesbesucher würden immer fahrlässiger mit der Natur rund um den Walchensee umgehen. Doch ein Ausmaß wie diese Saison habe es noch nie gegeben.

Mitunter würden Badegäste ihren gesamten Müll am eigentlich so malerischen Ufer des Walchensees hinterlassen, erzählt Holz. Die Wasserwacht beklagte sich in den sozialen Netzwerken mit Bildern über Dreckberge und überladene Mülleimer auf der Badewiese. Sogar in den extra für Besucher bereitgestellten Toilettenkabinen würden Tagesausflügler ihre Picknick-Reste abladen. "Nehmt das Zeug doch bitte einfach wieder mit heim", schreibt die Wasserwacht.

Die Leute würden inzwischen weder auf die Natur, noch auf die Anwohner Rücksicht nehmen, beklagt Bürgermeister Holz. Auch Privateinfahrten oder Rettungswege würden zugeparkt. Und obwohl in dieser Gegend ein strenges Verbot für offene Feuer besteht, hielten sich viele Badegäste nicht daran - besonders in den Abendstunden.

Müll am Walchensee

An warmen Sommertagen sehen die Mülleimer am Walchensee auch gerne mal so aus.

(Foto: Wasserwacht/oh)

Um dagegen vorzugehen, haben sich aus Reihen der Freiwilligen Feuerwehr und der Isarranger Gruppen gebildet, die nun nachts Rundgänge unternehmen, um das Entfachen von Lagerfeuern zu unterbinden. Stellen die Patrouillen Verstöße fest, dürfen sie Personalien aufnehmen und an das Landratsamt weiterleiten. Dort wird dann ein Ordnungswidrigkeitsverfahren eingeleitet.

Dem Problem der Toilettenverschmutzung wirkt die Gemeinde Kochel nun kurzfristig entgegen, indem sie zusätzliche Toilettenhäuschen aufstellt. Allerdings werden diese erst geöffnet, wenn die regulären Kabinen voll sind. Damit soll verhindert werden, dass auch die Ersatztoiletten sofort als Mülldeponie missbraucht werden. Bürgermeister Holz fände zudem eine feste Toilettenanlage durchaus sinnvoll, die könnte dann nämlich auch regelmäßig gereinigt werden. Allerdings muss über diesen Vorschlag erst noch der Gemeinderat abstimmen.

Auch über Warntafeln wird im Rathaus schon länger nachgedacht. Ein Schilderwald ist zwar eigentlich nicht im Interesse der Gemeinde. Wenn Schilder jedoch helfen, die Leute daran zu erinnern, dass man seinen Müll nicht achtlos wegwerfen sollte, dann will die Gemeinde diesen Kompromiss eingehen. Ab sofort werden Besucher im Uferbereich von Walchensee und Kochelsee deshalb mit einprägsamen Piktogrammen zu einem umweltverträglichen Verhalten angehalten.

Bürgermeister Holz ist schockiert darüber, dass solche Maßnahmen überhaupt notwendig sind. "Ich bin von klein auf so erzogen worden, dass man seinen Müll wieder mit nach Hause nimmt und nicht wild in der Natur entsorgt", berichtet er. Und gerade jetzt, da so intensiv über Klima- und Naturschutz diskutiert werde, so Holz, sollte es doch eigentlich eine Selbstverständlichkeit sein, dass man seinen Müll einfach wieder einpackt. "Für mich persönlich ist diese Entwicklung überhaupt nicht nachzuvollziehen", sagt Holz fassungslos. Nun muss wohl die Müll-Polizei am Walchensee für Ordnung sorgen.

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