Unglück bei der Formel 2:Tod des Fahrers von Auto Nummer 19

Unglück bei der Formel 2: Total demoliert: Der Wagen des verunglückten Rennfahrers Anthoine Hubert.

Total demoliert: Der Wagen des verunglückten Rennfahrers Anthoine Hubert.

(Foto: Remko de Waal/afp)
  • Nach einer Kollision beim Formel-2-Rennen in Spa-Francorchamps erliegt der Franzose Anthoine Hubert seinen Verletzungen.
  • Die Motorsportwelt ist entsetzt. Viele Rennfahrer äußern sich bestürzt und trauern.

Von Anna Dreher, Spa-Francorchamps

Das Rennen der Formel 2 auf dem Circuit de Spa-Francorchamps hatte am Samstagnachmittag kurz nach 17 Uhr gerade erst begonnen. Und wie immer, kurz nachdem die roten Ampeln erloschen, ging es darum, wer wen überholt und sich früh absetzen kann, um später vielleicht als Sieger über die Ziellinie zu fahren. Manche Motoren rauchten, manche Wagen schlängelten sich an anderen vorbei, es war eng. Aber ums Gewinnen ging es dann sehr schnell nicht mehr.

Am Ausgang der berühmten Kurve Eau Rouge fuhr der US-Amerikaner Juan-Manuel Correa bei hoher Geschwindigkeit offenbar ungebremst in das Auto des Franzosen Anthoine Hubert, der davor aus noch unersichtlichen Gründen in die Streckenbegrenzung gekracht war und sich durch die Kollision unkontrolliert auf die Strecke zurückdrehte. Correa hatte keine Chance auszuweichen, sein Auto drehte sich nach dem Aufprall mehrmals um die eigene Achse über die Strecke und blieb viele Meter später ohne Vorderteil auf dem Kopf liegen.

Während die Fernsehaufnahmen noch zeigten, wie sich Correa im Cockpit bewegt, war im Hintergrund der völlig zerstörte Rennwagen von Hubert zu sehen. Überall auf dem Asphalt verstreut lagen Trümmerteile des Autos. Und es war großes Glück, dass bis auf Marino Sato und Giuliano Alesi - die beide unverletzt blieben - kein weiterer Fahrer involviert wurde. Neun der insgesamt 19 Fahrer, darunter auch der Deutsche Mick Schumacher, waren an diesem Streckenabschnitt schon vorbeigefahren, bevor es zu der dramatischen Kollision kam. Die anderen schafften es, rechtzeitig zu bremsen und weiterzufahren in die Boxengasse. Dass bei der Live-Übertragung schon kurze Zeit später weder die Wiederholung, noch aktuelle Bilder der Unfallstelle gezeigt wurden, ließ schon erahnen, dass es schlimm stand um Hubert und Correa.

FILE PHOTO: F2 driver, Anthoine Hubert killed in Belgium GP feature race crash, aged 22

Anthoine Hubert nach einem Sieg im Juni. Nun ist der 22-Jährige in Spa tödlich verunglückt.

(Foto: Charles Coates/Getty Images)

Das Rennen wurde abgebrochen. Und um 18.58 Uhr veröffentlichte der Internationale Automobilverband Fia schließlich ein Statement: "Die Fia bedauert es sehr, darüber zu informieren, dass der Fahrer von Auto Nummer 19, Anthoine Hubert, seinen Verletzungen erlegen und um 18.35 Uhr gestorben ist". Mit gerade einmal 22 Jahren verstarb er im Medical Center an der Strecke. Correa sei in einem stabilen Zustand und werde in einem Krankenhaus in der Nähe von Lüttich versorgt, hieß es weiter. Genauere Informationen zu den Verletzungen des in Ecuador geborenen 20-Jährigen wurden am Samstagabend nicht bekannt gegeben.

"Das ist niederschmetternd", schrieb der fünfmalige Formel-1-Weltmeister Lewis Hamilton auf Instagram. "Wenn ein Einziger, der diesen Sport anschaut und genießt, für eine Sekunde denkt, was wir machen ist sicher, der irrt sich gewaltig. All diese Fahrer setzen ihr Leben aufs Spiel. Ich bin so traurig, dass das passiert ist." Über Hubert schrieb er: "Für mich ist Anthoine ein Held, weil er das Risiko eingegangen ist, seine Träume zu verfolgen. Meine Gebete und Gedanken sind bei dir und deiner Familie." Auch Mick Schumacher kondolierte am Abend in den sozialen Netzwerken: "Das Schicksal ist brutal. Der Verlust ist endlos", schrieb er: "Anthoine, wir vermissen dich schon"

Ferrari-Fahrer Charles Leclerc, der wenige Stunden zuvor auf der Strecke im Formel-1-Qualifying der Schnellste war, teilte ein Foto von Hubert und sich im Rennanzug vor einigen Jahren: "Ich kann es nicht glauben. Ruhe in Frieden", schrieb er zum Tod seines Weggefährten. Es ist erst etwas mehr als vier Jahre her, dass Leclerc um seinen Patenonkel, den Formel-1-Rennfahrer Jules Bianchi trauerte, der im Alter von 25 Jahren an den Folgen eines schweren Unfalls beim Großen Preis von Japan verstarb. Bis zu diesem Samstag war es der letzte Todesfall in den beiden Hauptserien des Motorsports gewesen, der Formel 1 und der Formel 2.

Hubert hatte 2013 die französische Formel-4-Meisterschaft und 2018 die GP3-Serie gewonnen. Vor dem Wochenende von Spa war er als Achter in der Gesamtwertung der bestplatzierte Neuling dieser Formel-2-Saison, in Monaco und Frankreich hatte er für sein Team BWT Arden jeweils ein Rennen gewinnen können. Hubert galt als potenzieller Nachfolger der bereits in der Formel 1 fahrenden Pierre Gasly und Esteban Ocon und war Teil des Nachwuchsprogramms bei Renault.

Das Rennen in der Formel 2 für Sonntag wurde abgesagt. Ob in der Formel 1 wie geplant gefahren wird, blieb zunächst unklar. Das Sportliche ist in der Motorsportwelt an diesem Abend nicht mehr wichtig gewesen.

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