Es wirkt wie eine neue Schummelsoftware bei Volkswagen, Verbraucherschützer fürchten sogar, ein neuer Skandal bei Volkswagen könnte offenbar werden. Spätabends am Freitag meldete die US-Dependance des Wolfsburger Konzerns: Man habe sich in einem Streit mit Privatklägern wegen unzutreffender Spritangaben geeinigt: 98 000 Kunden werde man entschädigen und ihnen zwischen 5,40 und 24,30 Dollar pro Monat erstatten, weil Verbrauchsinformationen bei ihren Wagen nicht stimmten. Es geht um Modelle der Marken Audi, VW, Porsche und Bentley aus den Jahren 2013 bis 2017.
Die US-Umweltbehörde EPA erklärt, man habe in fast einer Million Autos eine Software gefunden. Diese führe dazu, dass die Gänge während Behördentests derart geschaltet würden, dass die Verbrauchswerte und Emissionen der Wagen "manchmal" geschönt würden - im Vergleich zum Realbetrieb. Im Durchschnitt würden die betroffenen Wagen pro Liter 400 Meter weniger weit fahren als angegeben.
In der Lesart von Volkswagen ist das eine ärgerliche Sache, aber mehr ein technischer Fehler. Explizit betont der Konzern, mit dem Vergleich werde kein Fehlverhalten eingeräumt. In den Autos befinde sich eine Software, die für das Funktionieren des Automatikgetriebes zuständig sei, etwa für den "Getriebewarmlauf". Manchmal habe die Technik zugunsten der Kunden geschaltet, manchmal zulasten von ihnen. Es gehe dabei nur um Unterschiede im einstelligen Prozentbereich, den die deutsche Justiz im Übrigen dulde. Eine Prüfung von mehr als zehn Millionen Fahrzeugen im Konzern habe in der EU keine vergleichbaren Fälle gezeigt. Von Schummelsoftware oder einem neuen Skandal könne also keine Rede sein. Der Volkswagen-Konzern hatte 2015 eingestanden, dass in den USA Hunderttausende Diesel-Autos mit einer Software fuhren, die bei Prüfstand den Stickoxid-Ausstoß schönt. Tatsächlich ist die Angelegenheit, wenn auch nur kryptisch, im Geschäftsbericht 2017 der Konzerntochter Audi erwähnt.
VW verhalte sich besonders verdächtig, sie die DUH
Die Deutsche Umwelthilfe (DUH) kommt zu einem anderen Schluss. Die Entdeckungen in den USA zeigten beispielhaft die Schummeleien der Autokonzerne beim Sprit-Verbrauch und damit auch beim CO₂-Ausstoß. "Die DUH kritisiert seit 2007, dass die Autokonzerne falsche, zu niedrige Angaben zum CO₂-Ausstoß ihrer Benzin- wie Diesel-Neufahrzeuge machen", sagt DUH-Geschäftsführer Jürgen Resch. "Diese kommen auch durch illegale Abschalteinrichtungen zustande." Dieser "Betrug" sei "mindestens genauso groß" wie beim Diesel-Abgasskandal.
VW verhalte sich dabei besonders verdächtig. So habe es offenbar eine Selbstanzeige gegeben, bei der das Unternehmen deutschen Behörden fehlerhafte Spritangaben bei 800 000 Autos einräume. Doch was im Detail darin stehe, sei unklar: "Obwohl wir in beiden Instanzen vor dem Verwaltungsgericht Berlin und dem dortigen Oberverwaltungsgericht Recht bekommen haben, verweigert Verkehrsminister Andreas Scheuer weiterhin die Herausgabe dieser Skandalakte", sagt DUH-Chef Resch. Die Erkenntnisse der US-Behörden müssten Anlass sein für das Verkehrsministerium, "endlich alle vorliegenden Dokumente und Messprotokolle zum CO₂-Betrug zu veröffentlichen".