dm-Drogeriemarkt:1000 Artikel teurer

Drogeriemarkt-Kette dm

Manche Produkte bei dm verteuern sich um bis zu 40 Cent, nicht nur online, auch in vielen Läden.

(Foto: Daniel Naupold/dpa)

Im Online-Shop und in vielen Läden von dm steigen die Preise. Entscheidend ist die Nähe zu Rossmann.

Von Michael Kläsgen

Die Drogeriemarktkette dm hat für viele Artikel die Preise erhöht. Jahrelang hatte dm in seinen gut 3500 Filialen mit sogenannten "dauerhaft niedrigen Preisen" geworben und sich damit von Konkurrenten wie Rossmann oder Aldi distanzieren wollen, die dm immer wieder mit Aktionspreisen unterboten hatten. Der Branchenführer will grundsätzlich zwar weiterhin der günstigste Anbieter bleiben. Das kann aber je nach Region etwas völlig Unterschiedliches bedeuten: In Bezug auf die Läden will dm nur noch der jeweils günstigste Anbieter am jeweiligen Ort sein. Das hat zur Folge, dass Artikel etwa in Cuxhaven günstiger sein können als in München. Online sind alle dm-Preise zwar gleich, für mehr als 1000 Artikel wurden sie dort aber in den vergangenen Wochen erhöht, um zehn bis 20 Prozent. Die Preiserhöhungen in den Läden hängen von der Lage der jeweiligen Filiale ab. Über die neue Strategie hatte zuerst die Lebensmittelzeitung berichtet, die in verschiedenen Verkaufsregionen von dm die Preise von Markenartikeln und dm-Eigenmarken verglich.

Demnach verteuerten sich nicht nur einzelne Artikel um zehn bis 40 Cent, also relativ stark. Es gibt auch regionale oder sogar lokale Unterschiede. Ist eine Rossmann-Filiale in der Nähe, entfällt die Preiserhöhung in der Regel ganz, ist dm im jeweiligen Stadtteil konkurrenzlos, können die Preise tendenziell steigen. Das gilt vor allem für Städte mit großer Kaufkraft. Auch offiziell räumt dm einen "Faktor Rossmann" ein. Jede Filiale könne ihre Preise selber festlegen. "Wenn ein dm-Markt die Verkaufspreise gemäß der jeweiligen Situation variiert, dann gelten diese aber immer für mindestens vier Monate", sagt der designierte neue dm-Chef Christoph Werner, bisher Geschäftsführer für Marketing und Beschaffung. Deutschlandweite Einheitspreise habe es in den Filialen nie gegeben.

dm hat seine Preise wie alle anderen Händler immer wieder angepasst, nach oben und unten. Oft reagierte der Händler damit auf die Konkurrenz. Ziel war es, die Preishoheit im Kerngeschäft mit Drogerieartikeln zu wahren. Durch die Presse ging vor etwa zwei Jahren, wie dm-Mitarbeiter massenweise Aktionsware bei Rossmann einkauften und dann ins eigene Regal stellten. Noch im vergangenen März lieferten sich alle Drogisten und Discounter ein regelrechtes Gefecht darum, wer den billigsten Preis für ein Nivea-Produkt bietet.

Ein Grund für die jüngste, breit angelegte Preiserhöhung und ihre regionale Ausdifferenzierung ist die betriebswirtschaftliche Notwendigkeit. Der Branchenprimus will zwar weiterhin der günstigste Anbieter sein, aber nicht mehr, wenn dies zu sehr zu Lasten von Umsatz und Gewinn geht. Jahrelang war beides schnell gewachsen, was mit der Pleite des Konkurrenten Schlecker 2012 zu tun hatte.

Dessen Marktanteile übernahmen dm und Rossmann weitestgehend. Der Umsatz von dm schnellte danach auch dank der Neueröffnung vieler Filialen in die Höhe. Er liegt nun bei mehr als zehn Milliarden Euro. Aber die Zuwächse verringern sich. Im ersten Halbjahr wuchs dm nur noch um relativ schwache 2,2 Prozent.

Deswegen sucht der Konzern nach neuen Wachstumsmöglichkeiten. Der Preis ist da ein naheliegender Hebel. Durch den neuen Ansatz sollen sich die Verluste im Online-Geschäft verringern und einzelne Filialen wieder mehr Geld verdienen. Christoph Werner, Sohn des dm-Gründers Götz Werner, war schon für die Preispolitik bei dm mitverantwortlich, ehe vergangene Woche bekannt wurde, dass er der neue Chef der Drogeriemarktkette werden soll. Seit 2008 hatte der Österreicher Erich Harsch den Posten inne. Nach 36 Jahren bei dm wechselt er zum Jahreswechsel an die Spitze der Baumarktkette Hornbach. Der Personalwechsel kommt für viele Branchenkenner ebenso überraschend wie die Preiserhöhungen.

Abzuwarten bleibt, wie die Konkurrenz und vor allem die Kunden reagieren, wenn nun etliche Artikel teurer werden. Die deutschen Verbraucher gelten als besonders "preissensibel" Das weiß auch Werner. Vielleicht lautet die eigentliche Frage deshalb, wie lange dm die neuen Preise aufrechterhalten kann. Möglich ist die Preisoffensive wohl ohnehin nur, weil dm ein bei den Kunden sehr gutes Image hat, wie eine Umfrage am Dienstag wieder bestätigte. Aber das kann sich auch ändern.

Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: