Stadtplanung:Münchner Plätze sollen schöner werden

Stadtplanung: So soll es bald aussehen vor der Paulskirche in der Ludwigsvorstadt.

So soll es bald aussehen vor der Paulskirche in der Ludwigsvorstadt.

Überall in der Stadt sollen neue Treffpunkte entstehen. Dafür müssen Autos weichen und Bäume wachsen. Doch die SPD warnt vor allzu langen Wunschlisten.

Von Dominik Hutter

Betonwüste? Alexander Reissl kann da nur den Kopf schütteln. Die Sonne strahlt auf die frisch gepflasterte Sendlinger Straße. Die erkerverzierten Fassaden beschreiben einen sanften Bogen, im Hintergrund ist der prunkvolle Barock der Asamkirche zu sehen. "Ich verstehe nicht, wie man etwas beurteilen und kritisieren kann, was noch nicht fertig ist", sagt der Rathaus-Fraktionsvorsitzende der SPD. Tatsächlich sind noch rot-weiße Baustellenabsperrungen zu sehen, schwarze Platten auf dem Boden markieren die Stellen, an denen später Bäume gepflanzt werden. "Das tut man eben nicht im Sommer", weiß Reissl.

Die Kritik an der angeblich vegetationslosen und mangels Sitzgelegenheiten auch aufenthaltsfeindlichen Sendlinger Straße war Mitte August vom Bündnispartner CSU gekommen. "Völlig unverständlich" sei das, ärgert sich Reissl, der die Pläne des Baureferats genau kennt. Sechs neue Bäume sind darauf eingezeichnet, und Sitzgelegenheiten soll es ebenfalls geben. Dauert halt noch ein bisschen, bis alles so aussieht wie vom Stadtrat beschlossen.

Reissls Botschaft lautet: Es geht voran mit der Verschönerung von Straßen und vor allem auch Plätzen. Und die Münchner könnten sich gleich einmal darauf einstellen, dass dies auch in Zukunft so bleiben soll. Neben der Sendlinger Straße, die nun auf ganzer Länge Teil der Fußgängerzone ist, sind aktuell der Vorplatz der St.-Pauls-Kirche, der Willibaldplatz in Laim, die direkte Umgebung des Siegestors und der Aubinger Ortskern an der Reihe: mehr Platz für Fußgänger, weniger Parkplätze, mehr Aufenthaltsqualität, wie man so schön sagt.

Die ebenfalls in dem von der SPD initiierten Fünf-Plätze-Paket enthaltene Kreuzung Rosenheimer/Lilien-/Zeppelinstraße unterhalb des Gasteigs ist erst einmal zurückgestellt, bis die Ludwigsbrücke saniert ist. Dann wird auch dort den Autos Fläche abgeknapst. Ebenfalls schon beschlossen ist die Neugestaltung des östlichen Sendlinger-Tor-Platzes, der grüner werden soll. Bis dahin dürfte allerdings noch ein bisschen Zeit vergehen, sagt Reissl. Erst müssen die Stadtwerke ein Riesenprojekt fertigstellen: die Modernisierung des darunterliegenden U-Bahnhofs.

Voraussichtlich nächstes Jahr könnten der Frauenplatz und seine nähere Umgebung an die Reihe kommen. Derzeit beseitigen die Stadtwerke ein unschönes Kuriosum an der nahen Kreuzung Kaufinger-/Liebfrauenstraße. Dort führte früher, gesäumt von Elektrokästen, eine etwas rätselhafte Treppe hinunter in die Eingeweide der Straße. Sie führte zu einer Netztrafostation und wird nun entfernt. Kern der Verschönerungsaktion im Schatten des Doms ist aber die Erweiterung des vom Architekten Bernhard Winkler in den frühen Siebzigerjahren am Frauenplatz installierten Brunnens, der wiederum Teil eines steinbruchartig gestalteten Granitensembles ist. Das diente einst dazu, den Vorplatz der Frauenkirche vom damals noch vorbeidröhnenden Autoverkehr in der Augustinerstraße abzugrenzen.

Stadtplanung: München soll schöner werden, findet Alexander Reissl (SPD).

München soll schöner werden, findet Alexander Reissl (SPD).

(Foto: Stephan Rumpf)

Heute ist an dieser Stelle eine Barriere unerwünscht. Zusätzliche Brunnenbecken, die sozusagen auf halber Höhe ergänzt werden, sollen den Mauer-Effekt abmildern. Für Reissl ist es allerdings wichtig, dass nicht nur prominente Plätze in der Innenstadt im Fokus der Rathauspolitik stehen. Wichtig sei es, auch in den Wohnvierteln außerhalb des Zentrums schönere Treffpunkte zu gestalten. Wie es ja am Willibaldplatz in Laim und rund um Alto- und Ubostraße in Aubing bereits passiere.

Das Ganze soll in verwaltungsverträglichen Dosen vonstatten gehen. Reissl erinnert sich gut an eine buchdicke Platzstudie aus den frühen Neunzigerjahren, in der so viele Projekte enthalten waren, dass letztlich alles irgendwann ins Stocken kam und dann in Vergessenheit geriet. Immerhin wurden damals unter anderem das Platzl und der Prinzregentenplatz in ihren heutigen Zustand versetzt. Inzwischen hält die SPD Fünfer-Pakete für sinnvoller als lähmende Endlos-Listen. "Wir wollen das verstetigen", sagt Reissl.

Das nächste Paket ist daher schon auf den Weg gebracht. Ende April beantragte die Fraktion, eine Schönheitskur für fünf weitere Platz-Patienten zu planen. Neben der etwas lieblos von einer Hecke eingefassten Grün-Spitze am Zusammentreffen von Nordendstraße und Barer Straße in der Maxvorstadt will die SPD den Esperantoplatz an der Theresienwiese, den Europaplatz nahe des Friedensengels, den Lorettoplatz am Waldfriedhof und den Bonner Platz im nördlichen Schwabing auf die Agenda setzen. Entwürfe liegen noch nicht vor, jedes Projekt muss später einzeln vom Stadtrat abgesegnet werden.

Eine größere Operation wäre fällig an einer Stelle, für die Reissl ebenfalls Handlungsbedarf sieht: am Goetheplatz, der vor lauter Fahrbahnen ein wenig schmeichelhaftes Prädikat verdient: Betonwüste.

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