Pflege:Atemberaubend

Mit künstlicher Beatmung wird oft hemmungslos Geld gemacht. Höchste Zeit, dass der Gesetzgeber einschreitet.

Von Kristiana Ludwig

Wer nach einer schweren Operation im Krankenhaus liegt, sollte darauf vertrauen können, dass Ärzte und Pfleger ihm helfen, möglichst schnell wieder auf die Beine zu kommen. Doch leider geht es im deutschen Gesundheitswesen nicht ausschließlich um das Wohl der Patienten. Es geht auch ums Geld. Je mehr es zu verdienen gibt, desto größer ist die kriminelle Energie. Und bei Menschen, die eine künstliche Beatmung brauchen, gibt es besonders viel zu holen.

Gesundheitsminister Jens Spahn (CDU) will mit einem neuen Gesetz dubiose Pflegedienste stoppen, die in den vergangenen Jahren immer mehr Beatmungspatienten unter höchst fragwürdigen Bedingungen betreuen. Eine Intensivpflege zu Hause bringt solchen Diensten rund 25 000 Euro im Monat ein, Kontrollen gibt es kaum. Wer an solche Pfleger gerät, hat wenig Chancen, wieder selbst atmen zu lernen. Strengere Vorgaben zu formulieren, ist deshalb dringend nötig.

Doch auch Krankenhäuser sind an der Ausbeutung dieser Menschen beteiligt. Für sie müsste Spahn ebenfalls striktere Regeln schaffen. Es sollten nur solche Kliniken Patienten auf Dauer beatmen dürfen, die genug geschulte Therapeuten und Spezialisten beschäftigen. Und Bonuszahlungen für Chefärzte, die steigen, je länger ein Patient hilflos im Bett liegt, sollten strafbar sein.

© SZ vom 05.09.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: