Deutsches Museum:Hier stellt der Chef persönlich aus

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Ein Museum im Museum: das Büro von Wolfgang Heckl. (Foto: Robert Haas)

Der Generaldirektor des Deutschen Museums, Wolfgang Heckl, liebt die Malerei. Sein Büro ist bis unter die Decke mit seinen Bildern behängt. Ein Besuch.

Von Martina Scherf

Man könnte Tage in diesem Büro verbringen und hätte noch immer nicht alles gesehen. Wolfgang Heckls Chefzimmer ist ein Museum im Museum. Eine Gemäldegalerie (allerdings ausschließlich mit eigenen Werken bestückt), ein Fotokabinett (Heckl mit Staatschefs, Nobelpreisträgern, Astronauten) und eine Sammlungsstätte von allerhand technischem Gerät in einem. Der Generaldirektor des Deutschen Museums hat in diesem rund 30 Quadratmeter großen Raum sein Leben und Wirken dokumentiert, für alle sichtbar.

Eine der großen Leidenschaften des Physikers ist die Malerei. Bis unter die Decke sind die Wände mit seinen Bildern behängt - und was an der Wand keinen Platz mehr hatte, steht sorgfältig gerahmt in Reihen hintereinander auf dem Boden. In kräftigen Farben malt Heckl mal figürlich, Menschen, Tiere, Landschaften, mal abstrakt, inspiriert von der Nano-Wissenschaft, seinem Spezialgebiet. Weil der Platz im eigenen Büro längst nicht mehr reicht, ist auch die Sekretärin umgeben von lauter echten Heckls. Und was noch auffällt beim Wechsel vom Vorzimmer ins Chefbüro: Draußen ist es schwül, drinnen angenehm kühl, dank einer kleinen Klimaanlage, wohl der einzigen im ganzen Haus.

Aber zurück zu den Kuriositäten. Heckl ist nicht nur TU-Professor, Museumsdirektor, Maler und Musiker (er singt in der Rockband Next Generation mit Oberbürgermeister Dieter Reiter, dem Grünen Hep Monatzeder, dem CSUler Siegfried Schneider, Flughafen-Chef Michael Kerkloh und Ex- Bayernkurier-Chef Peter Hausmann) - er ist auch ein leidenschaftlicher Sammler, zum Beispiel von Musikboxen. Ein paar stehen im Büro, ein Dutzend weitere zu Hause in Garmisch-Partenkirchen, erzählt er, "plus mehr als 10 000 Singles".

Heckl klappt den Deckel einer Box aus den Fünfzigerjahren auf, schaltet sie ein, der Greifarm legt eine Single auf den Plattenteller, Elvis Presley: "Der war just in den Tagen um meine Geburt herum in Parsdorf, meiner Heimatstadt, da gibt es eine besondere Verbindung", sagt Heckl und lächelt. Elvis' Stimme kratzt aus dem Lautsprecher, "das ist doch viel schöner als die sterilen MP3-Dateien".

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(Foto: Robert Haas)

Der Chef des Deutschen Museums: Wolfgang Heckl.

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(Foto: Robert Haas)

In seinem Büro hütet er einige Schätze, ...

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(Foto: Robert Haas)

... wie Musikboxen etwa, die er alle eigenhändig repariert ...

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(Foto: Robert Haas)

oder ein altes Grammophon.

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(Foto: Robert Haas)

Auch Miniaturfahrzeuge sammelt er. Fotos: Robert Haas

Die Musikboxen hat Heckl eigenhändig repariert, wie alles, was er sammelt. Für alle Fälle hat er in einem Wandschrank immer Werkzeugkasten samt Lötkolben parat. Er hat ein Buch über den Wert des Reparierens geschrieben. Die Wegwerfmentalität ärgert ihn. Und überhaupt seien die alten Maschinen doch viel ästhetischer und lehrreicher, sagt der Professor.

In einer Ecke steht ein altes Grammofon aus den Zwanzigerjahren. Heckl legt eine Schellackplatte auf, Enrico Caruso, und wieder rauscht und kratzt es wunderbar. "Das Ding funktioniert nur mit Federkraft, ist das nicht toll?"

Hinter dem Schreibtisch hängen Fotos von Frau und Tochter, vom Fußballclub seiner Kindheit in Parsdorf, von seinen Großeltern, die schon 1907 das damals noch provisorisch eingerichtete Deutsche Museum besuchten - Heckl hat die Eintrittskarten im Archiv gefunden, sagt er - und jede Menge Shake-Hand-Bilder mit berühmten Gästen und Gönnern des Museums: Ex-Bundespräsident Horst Köhler, Ex-Ministerpräsident Günther Beckstein; Horst Seehofer und Markus Söder (Heckl als Mister Spock, Söder als Captain Kirk aus Raumschiff Enterprise verkleidet, so haben sie die Nürnberger Dependance des Deutschen Museums gegründet); der Ölminister der Vereinigten Arabischen Emirate.

Eine Urkunde bestätigt Heckl 1992 den Eintrag ins Guinness Buch der Rekorde für "das kleinste, menschengemachte Loch der Welt". Der Verein für historische Rundfunktechnik hat dem Bastler für seine Verdienste die "Goldene Röhre" verliehen.

Und dann gibt es da noch eine dunkle Holztür ins Nebenzimmer. Tatsächlich verbirgt sich dahinter ein noch größerer Nebenraum, mit schweren Sesseln, ursprünglich wohl für Staatsempfänge ausgestattet. Heute stehen dort unzählige weitere Bilder, Musikboxen, alte Radios und Kisten mit gesammelten Schätzen. Flohmärkte ziehen ihn magisch an, gibt der Museumsdirektor zu und seufzt: "Man müsste halt einfach mehr Platz haben."

© SZ vom 05.09.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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