Versicherungen:Industrie unzufrieden

Lange Jahre hat die deutsche Industrie von niedrigen Preisen für Versicherungsschutz profitiert. Aber der Trend hat sich gedreht: Die Anbieter können höhere Prämien für die Absicherung gegen Feuer, Betriebsunterbrechungen oder Haftpflichtrisiken durchsetzen. Glücklich sind die Kunden darüber nicht, zeigte sich bei einer Tagung des Gesamtverbandes der Versicherungsnehmenden Wirtschaft (GVNW), der Lobbyorganisation der Industrie in Versicherungsfragen.

Preiserhöhungen dürften nur das letzte Mittel sein, forderte Alexander Mahnke, Versicherungschef bei Siemens und Vorsitzender des GVNW, vor mehr als 700 Teilnehmern. "Ein pauschales Anpassen der Prämie kann zu Vertrauensverlusten bei den Unternehmen führen", warnte er. Die Versicherer sollten zunächst andere Mittel nutzen und die Kosten senken. Sie belaufen sich im Durchschnitt auf mehr als 30 Prozent der Prämien. Kritisch sieht Mahnke auch, dass Versicherer für Firmen oder Branchen mit überdurchschnittlichen Schäden kaum noch Schutz anbieten.

Da kam das klare Bekenntnis zur Industrieversicherung genau richtig, das Giulio Terzariol abgab, Finanzchef der Allianz Konzernobergesellschaft: "Hier gibt es weltweit 700 Milliarden Euro Beiträge und im Jahresschnitt 3,7 Prozent Wachstum", sagte er. "Das ist ein großes Potenzial für die Zukunft, die Industrieversicherung gehört zum Kerngeschäft der Allianz."

Das hatte in den vergangenen Monaten anders geklungen - gerade bei Terzariol. Er haderte bei der Vorstellung der Bilanzzahlen mit "Problemen" der Industrietochter Allianz Global Corporate & Specialty, auch Konzernchef Oliver Bäte forderte Veränderungen ein.

Mahnke verlangte, dass die Versicherer auch neue Risiken durch Cyber und künstliche Intelligenz angemessen versichern. Dafür müssten die Gesellschaften ihre IT modernisieren. Noch immer werden in der Industrieversicherung Daten per Excel-Dokument ausgetauscht und dann von Maklern, Versicherern und Kunden per Hand in die eigenen Systeme eingetragen. "Das ist ineffizient."

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