Herrsching:Rechenaufgaben vor dem Schulbau

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Der Streit, an welchem Standort das neue Gymnasium billiger käme, tobt weiter

Von Astrid Becker, Herrsching

Wenn es um das geplante Gymnasium in Herrsching geht, kochen die Gemüter über. Denn während der Landkreis die neue Schule am Mühlfeld errichten will und bereits gehörig Geld dafür ausgibt, kämpfen die Initiatoren des mittlerweile zweiten Bürgerbegehrens für eine Verlegung des Standorts an die Seefelder Straße. Nun haben sie erstmals Unterschriften von dortigen Grundstückseigentümern vorgelegt, die zu einem Verkauf bereit wären - allerdings nur in Verbindung mit einem privaten Baurecht von 30 Prozent der Fläche. Das Argument des Landkreises und auch der Gemeinde Herrsching, dass es sich dabei um ein unzulässiges Koppelungsgeschäft handle, wollen sie nicht gelten lassen.

"Das wurde an anderer Stelle auch gemacht", sagt der CSU-Gemeinderat Willi Welte, der zu den Gegner des Standorts Mühlfeld gehört. Er spielt damit auf einen Grundstückskauf der Gemeinde für den Bau eines Kindergartens an der Rieder Straße an. Dort habe es aber seit vielen Jahren bereits ein Baurecht - für ein Seniorenwohnheim - gegeben, so Bürgermeister Christian Schiller. An der Seefelder Straße müsste dieses erst geschaffen werden - und zwar, wie auch die Initiatoren des Bürgerbegehrens betonen, bevor ein Grundstücksdeal mit den Eigentümern zustande kommen könnte: "Die wollen ja dann auch Rechtssicherheit", sagen Welte und der ehemalige CSU-Gemeinderat Gerhard Knülle, der ebenfalls Organisator des Begehrens ist. Schiller meint hingegen: Das sei nicht zulässig. Darauf hätten mehrere Rechtsanwälte in diversen Gemeinderatssitzungen hingewiesen, an denen auch Welte teilgenommen habe. Auch Landrat Karl Roth hatte dies rechtlich prüfen lassen - mit dem gleichen Ergebnis. Deshalb, so sagt Roth, habe man sich nach einem anderen Grundstück umgesehen, nicht nur in Herrsching, sondern auch im benachbarten Seefeld. Der damalige Kultusminister Ludwig Spaenle habe ihn 2014 in Gesprächen gebeten, die Standortfrage für ein Gymnasium im westlichen Landkreis zeitnah zu klären. Die Entscheidung sei dann für das Areal am Mühlfeld gefallen, dies hätten auch mehrere Kreistagsbeschlüsse bekräftigt. Würden diese Beschlüsse nun fallengelassen, würde dies "Mehrkosten für den Landkreis von mindestens 10 bis 13 Millionen Euro bedeuten", so Roth.

Dem widersprechen die Initiatoren des Begehrens. Der Standort Mühlfeld sei ein "Millionengrab", die Seefelder Straße weitaus billiger, sagen sie. Allein die Kosten für das Grundstück bedeuteten eine Ersparnis von vier Millionen Euro. Allerdings müssten die tatsächlichen Grundstücksflächen vermessen und auch noch viele andere Erkenntnisse gewonnen werden- etwa in Sachen Verkehrsanbindung, Immissionsschutz, Bodenbeschaffenheit. Das alles sei am Mühlfeld geklärt, so Roth. Das Areal habe der Kreis erworben, die Planungen für die Schule seien zudem bereits im Gange. Deshalb seien die Argumente der Gegner nur eines: "eine Milchmädchenrechnung."

© SZ vom 07.09.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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