Afghanistan:Besser nicht mit Trump

Die Lage in Kabul ist zu kompliziert für Donald Trump.

Von Moritz Baumstieger

Bärtige Talibanführer trinken kurz vor dem Jahrestag des 11. September Tee auf der Terrasse von Camp David - diese Vorstellung finden viele US-Bürger bizarr. Dass das von Trump erst mit seiner Absage publik gemachte Geheimtreffen nicht stattfindet, ist jedoch nicht nur aus Pietät gegenüber den Opfern der Terroranschläge von New York und Washington eine gute Nachricht.

In Afghanistan wird ein Frieden nur durch Verhandlungen zu erreichen sein. Das bestreiten nicht einmal Falken wie Sicherheitsberater John Bolton, die bei der Lösung von Konflikten eher auf Waffen denn auf Worte setzen. Dass Trump bei einem spektakulären Treffen auf US-Boden einen tragfähigen Frieden hätte erreichen können, bezweifeln hingegen viele - die Gefahr wäre groß gewesen, dass sich der schon halb im Wahlkampf befindliche US-Präsident auf einen Deal eingelassen hätte, dessen Folgen kaum absehbar sind.

Trump will seiner Basis beweisen, dass er die Truppen nach 18 Jahren vom Hindukusch heimholen kann. Ein zweifellos sinnvolles Ziel, für das jedoch bisher die Grundlagen fehlen. Denn dass sie wieder nach der ganzen Macht in Afghanistan greifen wollen, daraus machen die Taliban kein Geheimnis. Ihnen das durch eine vorschnelle Einigung zu erlauben, wäre ein zu hoher Preis für ein Wahlkampfmanöver.

© SZ vom 09.09.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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