KZ-Gedenkstätte Dachau:Eine schwierige Beziehung

Deutsch-Polnische Kulturtage

Der polnische Generalkonsul Andrzej Osiak in München ist öfters zu Besuch in Dachau.

(Foto: Niels P. Jørgensen)

Veranstaltung zum 80. Jahrestag des deutschen Überfalls auf Polen

Von Helmut Zeller, Dachau

Die Idee zu der Veranstaltung ist erst vor ein paar Wochen in einem Gespräch zwischen dem Dachauer Landrat Stefan Löwl (CSU) und dem polnischen Generalkonsul Andrzej Osiak in München geboren worden. Ein Abend im Anschluss an die Gedenkfeier in der Versöhnungskirche an der KZ-Gedenkstätte Dachau, an dem über das Thema "Polen und Deutsche. Gegenseitige Wahrnehmung vor dem Vernichtungskrieg" diskutiert werden soll. "Es ist aus meiner Sicht ein sehr spannendes Thema, das auch in den heutigen Zeiten aktuell ist", sagt Osiak. "Wussten Sie zum Beispiel, dass es in den 1930er Jahren die Versuche gab, Kontakte zwischen den polnischen und deutschen Intellektuellen anzuknüpfen?" Woran diese gescheitert sind, wird unter anderem der polnische Historiker und Autor Arkadiusz Stempin erklären. Landrat Löwl, der eine Landkreispartnerschaft mit dem Distrikt Oświęcim unterhält, sagte sofort zu.

Am 1. September wurde in Deutschland an den 80. Jahrestag des Überfalls auf Polen gedacht - mehr oder weniger, denn so Erinnerung war in der breiten Bevölkerungsmasse nicht. Dabei markiert der 1. September 1939 den Beginn des Zweiten Weltkriegs, denn Hitlerdeutschland entfesselt hat, und den Beginn der europaweiten Judenverfolgung. Mit der Eroberung und Aufteilung Polens, die zwischen Hitler und Stalin im August vereinbart worden war, wurden die Juden Opfer von Erniedrigungen und brutaler Gewalt. Die Deutschen ermordeten im Zweiten Weltkrieg 90 Prozent aller polnischen Juden, also rund drei Millionen Menschen, außerdem rund 1,4 bis 1,6 Millionen ethnische Polen.

Das Land hat unter der nationalsozialistischen Herrschaft furchtbar gelitten, die NS-Führung zielte in den fünf Jahren Besetzung auf die Vernichtung der Polen und ihrer Kultur ab. Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier bat am 1. September in Wieluń und Warschau die polnischen Opfer um Vergebung. Kritik erfuhr Steinmeier, weil er die polnischen Juden nicht erwähnte. Es ist aber auch ein konfliktbeladenes Thema: Das Leid der Polen verdient Anerkennung. Doch Botschafter Andrzej Przyłębskia hat vor zwei Wochen die Untätigkeit des Westens angeprangert und eine Gedenkstätte in Berlin gefordert. Das Leid der Juden jedoch, Kollaboration und Antisemitismus will die gegenwärtige polnische Regierungspolitik aus dem polnischen Geschichtsbild ausblenden.

Das spielt eine Rolle auch in der Beziehung zwischen Deutschland und Polen, die das Thema auf der Veranstaltung des Landratsamtes und des Generalkonsulats am Sonntag, 15. September, um 19 Uhr im Max-Mannheimer-Haus in Dachau ist. Die Veranstaltung findet nach dem Gedenkkonzert um 16 Uhr in der Evangelischen Versöhnungskirche statt. "Nach dem Gedenkkonzert möchten wir den Konzertbesuchern, aber auch allen historisch Interessierten, eine Möglichkeit geben, bei einem kleinen Imbiss ab 18 Uhr im Max-Mannheimer-Haus das Erlebte zu reflektieren und in einem persönlichen und informellen Austausch zu thematisieren", sagt Landrat Löwl. Um 19 Uhr folgen dann die Vorträge: Neben Arkadiusz Stempin spricht Volker Zimmermann, wissenschaftlicher Mitarbeiter am Collegium Carolinum in München und seit 2014 außerplanmäßiger Professor der Heinrich-Heine-Universität-Düsseldorf. Anschließend hofft der Landrat, wie er sagt, auf einen regen Austausch mit dem Publikum. Der Eintritt zu der Veranstaltung ist frei.

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