Pop:Eine Band im Eheglück

Die Hochzeitskapelle steigt ins Boot

Beim Spontankonzert vor der Herrschinger Seepromenade nahm die Hochzeitskapelle diesen Sommer zwei koreanische Musiker mit ins Boot.

(Foto: Franz Xaver Fuchs)

Die "Hochzeitskapelle" ist zurück aus Japan und stellt ihr neues Album vor

Von Jürgen Moises

Gerade ist die Hochzeitskapelle auf ihrer ersten Japan-Tour gewesen, wo sie in Städten wie Tokio und Onomichi mit befreundeten Musikern und Bands wie Kama Aina oder den Tenniscoats auftrat. Für eine Musikgruppe, die eigentlich als einmaliges, spontanes Projekt geplant war, ist das ein beachtlicher Sprung. Weitere, zumindest anfangs ungeplante Sprünge waren das 2016 erschienene Debütalbum "The World Is Full Of Songs" und die 2018 nachgefolgte "Wayfaring Suite", die Markus und Micha Acher, Evi Keglmaier, Mathias Götz und Alex Haas mit dem japanischen Musiker und Komponisten Kama Aina aufnahmen. Ach, und den Soundtrack zum Film "Wackersdorf" hat die Kapelle ebenfalls gemacht und dafür im Mai den Deutschen Filmpreis erhalten.

An diesem Freitag folgt mit "If I Think Of Love" nun die nächste Etappe. Das heißt konkret: das dritte Studioalbum der Hochzeitskapelle, welches wie die vorherigen Werke beim Münchner Label Gutfeeling Records erscheint. Am Donnerstag, 19. September, werden die Musiker das Album im Bellevue di Monaco offiziell vorstellen und es dann auch noch mal am 2. Oktober im Herzkasperlzelt auf dem Oktoberfest live präsentieren. Ob die Lieder dorthin passen, muss man sehen. Denn, okay, zur peruanischen Cumbia des Stücks "Sonido Amazónico" kann man durchaus tanzen. Das gleiche gilt für den beschwingten Marschrhythmus von "Voodoo" und Joe Meeks "Night Of The Vampire", einem lustigen, burlesken Geistertanz.

Ansonsten geht es auf "If I Think Of Love" aber doch eher melancholisch zu. Das gilt bereits für das eröffnende "Windmills Of Your Mind" - geschrieben von Michel Legrand für "The Thomas Crown Affair" -, das mit einem wehmütigen Atmen des Harmoniums beginnt. Bei "Anohito" von den Tenniscoats wird es dann ein bisschen aufbrausend, aber doch eher in einem sehnsüchtigen Ton. Auch das von Lisa Germano stammende Titelstück kommt eher ruhig und getragen daher, genauso wie "Between The Bars" und der "Waltz No. 1" von dem viel zu früh verstorbenen Elliott Smith. Seinen traurigen Schlussakkord findet das Album mit dem "Chanson D'Hélène", mit gezupftem Banjo und elegisch seufzendem Harmonium. Das Stück stammt von Philippe Sarde und wurde von Romy Schneider und Michel Piccoli in "Die Dinge des Lebens" gesungen.

Insgesamt 14 Cover-Stücke aus den verschiedensten Genres und Windrichtungen sind auf "If I Think Of Love" versammelt. Allesamt Lieblingsstücke, wie auch bei den jüngsten Alben, welche die Musiker mit Posaune, Sousafon, Trompete, Viola, Orgel, Schlagzeug, Banjo und noch ein paar anderen Instrumenten ihrem charmanten Rumpel-Kosmos einverleiben. Auf Gesang wird wie gewohnt verzichtet, dafür dürfen die Posaune, Trompete oder Säge heulen. Und sonst wird viel auf Atmosphäre, Stimmungen und weniger auf perfekten Wohlklang gesetzt. So wie bei den Auftritten, die meist eher soziale Happenings sind als gewöhnliche Konzerte. Von daher könnte das mit dem Herzkasperlzelt ja doch irgendwie passen.

Hochzeitskapelle: "If I Think Of Love", VÖ am Fr., 13. Sept., Gutfeeling Records; live am Do., 19. Sept., 19 Uhr, Bellevue di Monaco, Müllerstraße 2

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