Personalentlassungen:Ai Weiwei mischt sich im Streit im Haus der Kunst ein

Ai Weiwei (rechts) im Gespräch mit Bernhard Spies, Geschäftsführer des Hauses der Kunst.

Ai Weiwei (rechts) im Gespräch mit Bernhard Spies, Geschäftsführer des Hauses der Kunst.

(Foto: Catherina Hess)

Der Weltstar aus China unterstützt die Mitarbeiter des Museums, denen im Mai mit ihrer Entlassung gedroht worden war.

Von Jürgen Moises

Gegen Ende kommt es doch noch zum Showdown. Zwischen Chinas bekanntestem Künstler, Ai Weiwei, und dem Kaufmännischen Direktor des Hauses der Kunst, Bernhard Spies. Er sei hier, um die unfair behandelten Mitarbeiter zu unterstützen, sagt Weiwei. Dass es ihm hier aber auch noch um Größeres gehe: die Freiheit der Kunst. Die Zukunft. Spies hält dagegen, dass der Künstler ohne seine Erlaubnis in sein Haus gekommen sei. Dass er einerseits ja auch niemanden entlassen wolle, es andererseits aber auch sein Job sei, Geld für zukünftige Ausstellungen einzusparen. Gut, er hätte fragen müssen, kontert wiederum Ai Weiwei, aber Protest heiße eben auch, Regeln zu brechen. Und dass man auf andere Weise Geld auftreiben müsse, anstatt beim Personal zu sparen. Er könne auf jeden Fall nach dieser Aktion gut schlafen, sagt er. Danach erklärt Spies diese für beendet.

Die Aktion? Die sollte eigentlich darin bestehen, dass Ai Weiwei am Freitagmorgen eine Stunde lang die Aufsicht spielt im Haus der Kunst, er am Eingang zur Markus-Lüpertz-Ausstellung Karten abreißt und Besucher begrüßt. Um damit seine Solidarität mit den insgesamt 48 Mitarbeitern (vorwiegend Aufsichten und Kassenpersonal) zu zeigen, denen aufgrund eines Schreibens der Geschäftsführung vom 20. Mai die Kündigung droht.

Die Begründung: Einsparungsmaßnahmen. Organisiert haben die Aktion mehrere Aufsichten, die wie ihre Kollegen schon seit Wochen gegen die Entlassungen protestieren. Die mehr Transparenz fordern sowie die Suche nach Alternativen. Und die für ihren Protest Fürsprecher wie Chris Dercon, Senta Berger, Thomas Struth oder eben auch Ai Weiwei gewinnen konnten.

Eingeweiht waren in die Aktion: viele der Aufsichten, der Betriebsrat, die Presse, die Geschäftsführung aber nicht. Die Besucher wussten natürlich auch nichts, aber von denen sind an diesem Morgen eh nur wenige zu sehen. Deswegen kommt Ai Weiwei auch kaum zum Kartenabreißen, und weil er die meiste Zeit von Journalisten umzingelt wird. Bewusst eine künstlerische Aktion sollte es sein, erklärt eine der Aufsichten, die wie die meisten einen Protest-Button mit der Aufschrift "No Outsourcing" trägt. Dass sie den Button auch vor den Kameras trägt, veranlasst Bernhard Spies zu der Bemerkung, dass er sich bei den Verhandlungen (die nächste ist am 7. Oktober) nicht für sie einsetzen werde. Was zeigt: Auch wenn alles recht gesittet abläuft, sind die Gemüter doch erhitzt.

Und Ai Weiwei? Der ist um Punkt zwölf Uhr verschwunden, danach sieht man ihn entspannt bei einem weiteren Interview im Hofgarten sitzen. Warum er überhaupt in München war? Wegen einer Ausstellungseröffnung in der Galerie Schöttle am Tag zuvor. Mit Arbeiten des chinesischen Künstlers Ding Yi, der ein langjähriger Freund ist. Ähnliches galt auch früher mal für die Münchner Sammlerin Ingvild Goetz, die bei Schöttle ebenfalls zugegen war und erzählte, wie wütend sie auf Ai Weiwei sei. Weil er vor Kurzem Deutschland in Richtung England verlassen hat, mit der Begründung, dass hier kaum mehr Platz für offene Debatten sei. Genau eine solche scheint aber im Fall "Haus der Kunst" mehr denn je nötig. Damit es am Ende vielleicht doch noch eine für alle Seiten akzeptable Lösung gibt.

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Haus der Kunst in München, 2016

Kultur
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