50 Jahre Mini: "Mini United":Wo ist bloß Mr. Sheen?

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50 Mahre Mini wurde am vergangenen Wochenende im englischen Silverstone gefeiert - Gastgeber der gut 20.000 Gäste aus 30 Ländern war BMW.

Wer verstehen will, was die Welt des neuen Mini von der des alten Mini unterscheidet, kommt an Mr. Sheen nicht vorbei. Denn dieser Name ist bei den Besitzern der Oldtimer eine feste Größe; fragt man dagegen in der Fraktion der Neuwageneigner nach Mr. Sheen, herrscht Ratlosigkeit. Dabei ist die Lösung ganz einfach: So heißen die aberdutzenden Sprühdosen, deren Inhalt ein nach Petroleum riechender Allzweckreiniger ist. Mit denen tauchen vornehmlich ältere Herren in den Motorraum ihrer ebenfalls alt gewordenen Autos, verteilen den feinen Nebel mit Bedacht bis in die letzte Ecke und wischen dann hingebungsvoll nach. Immer wieder.

Kunst-Werk: Wie schon in den sechziger Jahren wird auch der New Mini wieder zur Leinwand. (Foto: N/A)

"Unsere Autos muss man anfassen, mit ihnen reden, sich um sie kümmern. Bei den Neuen reicht die Waschstraße", erklärt John, 62 Jahre und Pflegevater eines 30 Jahre alten Mini Traveller, den Unterschied zwischen vergangener und heutiger Mini-Welt - und meint viel mehr als nur Putzen.

50 Jahre Mini wurden am vergangenen Wochenende im englischen Silverstone gefeiert - Gastgeber der gut 20.000 Gäste aus 30 Ländern war BMW. Ein rauschendes Fest an der legendären Rennstrecke, das auch zum Ziel hatte, die allerletzten Gräben zwischen den Welten zuzuschütten. Denn als BMW vor acht Jahren den New Mini in die Welt setzte, wollte man öffentlich von der großen Vergangenheit erstmal nicht viel wissen - was Traditionalisten übel aufstieß.

"In Märkten wie zum Beispiel China oder den USA hätte uns die Tradition zum Start nichts geholfen, weil sie dort niemand kannte", heißt die Erklärung hinter vorgehaltener Hand, "wir mussten die Marke Mini als eine völlig neue platzieren". Und das ist bekannterweise gelungen, allein im vergangenen Jahr liefen in Oxford mehr als 250.000 New Minis vom Band.

Rückblick 2009: 50 Jahre Mini
:Der Kleine war der Größte

Dem Mini der ersten, kleinen Generation gebührt ein Ehrenplatz in der Tiefgarage unserer Herzens. 2009 wurde er 50 Jahre alt. Eine Erinnerung in Bildern.

Jetzt also, in Silverstone, die schlussendliche Zusammenführung zum runden Geburtstag - weshalb die Megaparty wohl auch "Mini United" hieß. Und es sind tatsächlich nur noch ganz wenige wie der Hardliner John, der irgendwas von "gekaufter Geschichte" murmelt. Denn die vergleichsweise Jüngeren unter den Besitzern eines Classic Mini - so werden die Oldtimer bei BMW offiziell tituliert - sehen das alles längst viel lockerer.

Klassen-Treffen: Gut 20.000 Mini-Maniacs aus aller Welt kamen mit ihren Autos nach Silverstone. (Foto: N/A)

"Das ist doch toll", freut sich Gregor, stolzer Eigner eines Mini Cooper aus dem Jahr 1992, "alle haben ihren ganz eigenen Spaß an ihrem Auto." Und er gesteht zu, dass "der Neue ja ein wirklich guter Wagen" sei und "vor allem das Go-Kart-Feeling den Wandel überlebt hat". Dabei ist der Maschinenbauingenieur seit gut 25 Jahren in der traditionellen Mini-Szene unterwegs - und bekannt. Denn Gregor schläft in einem Tunnelzelt, in das, neben seinem Feldbett, nachts auch sein Cooper passt: "Wenn ich morgens aufwache, sehe ich zu allererst meinen Mini. Es gibt nichts Schöneres!"

So stört es Gregor auch nicht, dass rund um seinen und die anderen Classic Mini eine beeindruckend choreografierte Marketingmaschinerie für den New Mini läuft. Der ist in Silverstone sowieso deutlich in der Überzahl, sogar aus dem gut 8000 Kilometer entfernten Tomsk (Sibirien) ist einer gekommen.

Ob Kleidung, Uhren oder Plüschiges: Nichts gibt es, auf dem nicht Mini steht und in rauen Mengen von der - neudeutsch - Community gekauft wird. Nur in einem kleinen Zelt herrscht ehrfurchtsvolle Ruhe, denn hier steht der allererste gebaute Mini. Aber es sind fast nur New-Mini-Besitzer, die Andacht halten. Die anderen suchen nach Mr. Sheen.

© SZ vom 25.5.2009 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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