"Mobile Unterstützungsgruppe":Mit Partybus und starken Männern

Alles nur gespielt: Die neue "Mobile Unterstützungsgruppe" der Bahn demonstriert an der Hackerbrücke, wie sie während der Wiesn im Ernstfall gegen aggressive Fahrgäste vorgehen will.

Alles nur gespielt: Die neue "Mobile Unterstützungsgruppe" der Bahn demonstriert an der Hackerbrücke, wie sie während der Wiesn im Ernstfall gegen aggressive Fahrgäste vorgehen will.

(Foto: Stephan Rumpf)

Wie sich Bahn und Bundespolizei auf den Ansturm betrunkener Wiesnbesucher vorbereiten.

Von Andreas Schubert

Eine Szene am S-Bahnhof Hackerbrücke am Freitagmorgen: Zwei Grüppchen grimmig aussehender junger Männer stehen sich am Bahnsteig gegenüber. Es fallen verbale Beleidigungen, und dann, binnen Sekunden, gehen die Streithanseln unter lautem Geschrei aufeinander los. Doch genauso schnell wie der Streit eskaliert ist, sind plötzlich mehrere Männer in dunklen Uniformen und neongelben Sicherheitswesten am Tatort, treiben die Kombattanten auseinander und führen sie einzeln ab. Die Fahrgäste am Bahnsteig schauen neugierig, was hier gerade passiert. Weil aber viel Presse samt Fotografen und Kameraleuten sowie einige Vertreter der Bahn das Geschehen aus nächster Nähe betrachten, wird den Fahrgästen schnell klar, dass es sich hier um eine Demonstration handeln muss.

Die Akteure gehören zur neuen "Mobilen Unterstützungsgruppe" der Bahntochter DB Sicherheit. Im Ernstfall sollen sie bei Streitigkeiten am Bahnsteig deeskalierend auf die Beteiligten einwirken - und wenn dies nichts mehr hilft, den Streit tatkräftig beenden. Sie dürfen dann die Täter vorübergehend festnehmen und der Bundespolizei übergeben. Dieses Konzept ist Teil eines Maßnahmenpakets, auf das sich Bund, Bahn und Polizei verständigt haben und das unter anderem eine erweiterte Videoüberwachung und eine größere Polizeipräsenz vorsieht.

In Bayern soll die mobile Truppe immer gerade dort eingesetzt werden, wo potenzieller Ärger zu erwarten ist. Und die bisher zehn Kollegen - bis Ende des Jahres werden es 15 sein - sind in den nächsten Wochen wegen des Oktoberfests in München stationiert. Zum Einsatz kommen sie zu problematischen Tageszeiten, etwa am Abend, wenn die Wiesnzelte schließen und die Menschenmassen angetrunken zu den Bahnhöfen strömen.

Einer der Brennpunkte, wo es Ärger geben könnte, ist der S-Bahnhof Hackerbrücke, an dem zu Wiesn-Zeiten täglich bis zu 150 000 Fahrgäste erwartet werden. Noch mehr Trubel herrscht am Hauptbahnhof, an dem sich schon an normalen Tagen 450 000 Reisende tummeln - und zur Wiesn deutlich mehr. Die aktuellen Baustellen am Hauptbahnhof bremsten den Weg zur Wiesn übrigens nicht, sagt dessen Betriebschef Karl Bliemetsrieder.

Brenzlig könnte es laut einem Bahn-Sprecher aber vor allem an den Umsteigestationen am Ostbahnhof oder in Pasing werden, wenn zu fortgeschrittener Stunde angetrunkene Passagiere auf Folgezüge warten. Die Bundespolizei sieht der Wiesn dennoch gelassen entgegen. "Wir machen das ja nicht zum ersten Mal", sagt Jürgen Vanselow, Leiter der Inspektion München. Auch dieses Jahr hat die Bundespolizei auf der Hackerbrücke wieder ihren "Partybus" stehen, einen Lautsprecherwagen, von dem die von der Wiesn heimgehenden Menschen Informationen mitgeteilt bekommen, etwa wenn der Bahnhof wegen Überfüllung vorübergehend gesperrt ist. Um die Leute bei Laune zu halten, spielen die Beamten dann auch noch eine, wie es Vanselow ausdrückt, "fetzige Musik".

Rund 940.000 Menschen sind während der Wiesn mit der S-Bahn unterwegs - täglich

500 Sonderfahrten bietet die Bahn dieses Jahr zur Wiesn an. Rund 370 davon sind S-Bahnfahrten. Etwa 940 000 Menschen werden täglich mit der S-Bahn unterwegs sein. Denn die meisten Wiesnbesucher, etwa 60 Prozent, kommen aus dem Einzugsgebiet des Münchner Verkehrs- und Tarifverbunds (MVV). Ihnen ruft die Bahn ein paar Regeln ins Gedächtnis. So ist die Mitnahme von mit Gas befüllten und mit Aluminium beschichteten Luftballons in der S-Bahn verboten, da sie - wie es immer wieder vorkommt - bei Kontakt mit der Oberleitung einen Kurzschluss auslösen und so das gesamte Netz lahmlegen können.

Auch die Mitnahme von Bierkrügen ist verboten, es sei denn, es sind gekaufte und verpackte Krüge. Weiter weist die Bahn auf das Rucksackverbot auf dem Festgelände hin. Schon an den Bahnhöfen, so der Tipp der DB, sollten größere Taschen und Rucksäcke in Schließfächern untergebracht werden. Und noch ein Tipp: Wer am Hauptbahnhof ankommt, sollte den Weg zur Wiesn zu Fuß gehen, da die U-Bahn ohnehin überlastet ist. Auch dieses Jahr ist der Weg über die Bayerstraße markiert.

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