EHC Red Bull München:Freunde treffen

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Erste Schritte ins Rampenlicht: Justin Schütz, 19, gab mit zwei Siegtreffern am Wochenende seinen Einstand als DEL-Torschütze. (Foto: Passion2Press/Markus Fischer)

Justin Schütz und John-Jason Peterka zeigen mit Toren, was sie können. Nun messen sie sich mit Meister Mannheim - und dessen Ausnahmetalent Tim Stützle.

Von Christian Bernhard, München

Das Lächeln saß zwar hinter Schutz-Gittern, doch es war so strahlend, dass es seinen Fluchtweg durch die Stäbe hindurch fand. Zudem wackelte John-Jason Peterkas Faust am heftigsten, als sein Kumpel mit einem dicken Grinsen im Gesicht an ihm und der gesamten Bank vorbeilief, um sich abklatschen zu lassen. Peterka hatte am Sonntag gut lachen. Erst traf er selbst zweimal, dann freute er sich mit seinem Freund Justin Schütz über dessen zweites entscheidendes Tor an diesem Wochenende. Münchens Trainer Don Jackson hob "das Lächeln in ihren Gesichtern" explizit hervor. Das sei sehr emotional gewesen, "sogar für mich", sagte der 63-Jährige, der mehr Titel gewonnen hat als jeder andere Trainer in der Deutschen Eishockey Liga.

Das Auftaktwochenende der DEL stand beim EHC ganz im Zeichen des Nachwuchses. Peterka, 17, erzielte am Sonntag beim 3:2-Heimsieg gegen die Düsseldorfer EG seine ersten beiden Liga-Tore, ehe Schütz, 19, den entscheidenden Treffer markierte. Das war ihm auch schon zwei Tage vorher beim 2:1 in Augsburg gelungen, wo er seine Torpremiere in der DEL gefeiert hatte (wie vor ihm übrigens ein gewisser Dominik Kahun). "Sie hatten an diesem Wochenende unübersehbar den größten Offensiv-Einfluss auf uns", betonte Jackson. "Wir sind stolz auf diese Kids."

Erste Ausrufezeichen hatte das Duo aus der betriebseigenen Akademie bereits in der Vorbereitung gesetzt. Schütz und Peterka standen vom ersten Testspiel an im Aufgebot des EHC und liefen auch in den vier Champions-Hockey-League-Spielen auf - bis zum DEL-Start gemeinsam in einer Reihe. Sehr früh war damit klar, dass Jackson auf sie setzt. Das Vertrauen in beide war so groß, dass Jakob Mayenschein, 22, und der 23-jährige Andreas Eder - in den vergangenen Jahren zwei der hoffnungsvollsten EHC-Talente - nicht mehr in München sind. Beide wurden ausgeliehen: Mayenschein nach Augsburg, Eder, der vergangene Saison zwölf Tore erzielt hat, unmittelbar vor dem DEL-Start nach Nürnberg.

Schütz hatte am Mittwoch im Training erfahren, dass er für den verletzten Frank Mauer (laut Jackson muss sich der Nationalspieler noch einigen Untersuchungen unterziehen) an der Seite von Mark Voakes und Maximilian Kastner spielen würde. Voakes war es dann auch, der ihm beide Tore "sehr gut" auflegte, wie Schütz betonte: "Die hätte wahrscheinlich jeder gemacht."

Der Angreifer war bereits im vergangenen Herbst für den EHC in der DEL auf dem Eis gestanden, schied aber schon in seinem dritten Spiel in Augsburg vorzeitig aus. "Die Verletzung hat mich ein bisschen zurückgeworfen, auch mental", erzählte er nun. Der Aufstieg mit der deutschen U 20 in die WM-A-Gruppe war dann ein "sehr guter Push", aber in den Playoffs mit Salzburgs zweiter Mannschaft, dem Münchner Farmteam, verletzte er sich abermals. Die keimenden Zweifel beseitigte der 19-Jährige in der Vorbereitung dann aber restlos. "Ich hatte einen guten Sommer", sagte er, "da kam das Selbstbewusstsein wieder." Er arbeitete viel an seiner Ausdauer und legte körperlich zu. "Das ist wichtig, damit du im Profibereich überhaupt mithalten kannst." Das erste Resultat: Nach dem Sommer hatte er ein "sehr gutes Gefühl". Das zweite: zwei spielentscheidende Tore in den ersten zwei DEL-Partien der Saison.

Jackson gefällt an Schütz, dass er sich zu einem "wirklich guten" Schlittschuhläufer entwickelt und keine Angst habe: "Er steckt Checks ein und gewinnt Scheiben für uns." Dass Schütz mittlerweile auch in Unterzahl auf dem Eis steht, sei "auch ein wichtiger Schritt für ihn". Die Freude über seine ersten beiden DEL-Treffer teilte er mit Peterka, dem dieses Kunststück in einer einzigen Partie gelang. "Seine zwei Tore waren auch für mich ein super Gefühl", sagte Schütz, der sich nicht als älterer Bruder, sondern "einfach als guter Freund" von Peterka sieht: "Wir verstehen uns super, ich denke das sieht man auch."

Schütz hatte Peterka vor dem Spiel gegen die DEG aufgefordert, bei den Toren nachzuziehen. Gesagt, getan. Dem 17-Jährigen reichten knapp 17 Minuten, um gleich zweimal zu treffen. Überraschend war das für Schütz nicht. Nach Peterkas erstem Tor habe er "irgendwie das Gefühl" gehabt, dass da noch was komme, "weil ich das aus Salzburg von ihm kenne: Wenn er eins macht, macht er meistens gleich zwei oder mehr." Gemeinsam stehen sie nun für den sehr frischen Wind im Münchner Team. "Sie machen einen super Job", sagte Kapitän Patrick Hager. "Schnell gehen, hart forechecken" - so beschreibt Schütz den jugendlichen Stil, der sich wunderbar mit Jacksons Idee von Eishockey deckt.

Am Freitag treffen Schütz und Peterka in der Wiederauflage des Finals der vergangenen Saison nicht nur auf Meister Mannheim, sondern auch auf das dritte heiße deutsche Eisen: Tim Stützle. Der Angreifer der Adler ist sogar noch einen Tag jünger als Peterka, brauchte am Freitag in seinem ersten DEL-Spiel aber nur 225 Sekunden, um mit seinem ersten Schuss seinen ersten Treffer zu erzielen.

© SZ vom 17.09.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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