Hans Reichhart:Zu nett für die große Bühne?

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Erklärungsversuch: Warum Hans Reichhart (links) Landrat von Günzburg werden will, ist reichlich unverständlich. (Foto: dpa)

Bauminister Hans Reichhart soll Landrat von Günzburg werden. Der CSU-Bezirksverband sägt seinen Hoffnungsträger ab - und beschädigt sich damit selbst.

Kommentar von Sebastian Beck

Der CSU-Bezirksverband Schwaben führt derzeit ein kurioses Schauspiel auf: Er sägt seinen einzigen Minister im Kabinett ab und will ihn zum Landrat von Günzburg degradieren. Das ist schon deshalb bemerkenswert, weil die Schwaben traditionell jammern, dass sie im bayerischen Machtspiel zu kurz kommen.

Allerdings hat die schwäbische CSU im Landtag auch wenig anzubieten: Zwar stellt sie in Thomas Kreuzer aus Kempten den Fraktionschef. Dessen Aura reicht aber ungefähr vom Münchner Maximilianeum bis zur Isarbrücke, und auch in der Fraktion gibt es manche, die Kreuzer gerne loswerden würden. Dass Ministerpräsident Markus Söder in Hans Reichhart einen Bauminister ohne Landtagsmandat in sein Kabinett holte, spricht ebenfalls nicht für die Schwaben.

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Hans Reichhart gilt als eines der großen Talente in der CSU. Dass ausgerechnet er dem Kabinett von Markus Söder den Rücken kehrt, hat die Partei kalt erwischt.

Von Wolfgang Wittl

Der frühere JU-Landeschef Reichhart ragt aus dem Mittelmaß schon wegen seines Amts als einziger heraus. Mit seinen 37 Jahren hätte er zudem die Perspektive gehabt, sich in der Landespolitik zu etablieren. Damit ist es vorbei. Reichhart hat beste Chancen, im kommenden Jahr die Wahl zum Landrat zu gewinnen. Der Job ist mindestens genauso stressig und anspruchsvoll wie der des Bauministers. Und ja, ein Landrat kann sich sein kleines Königreich schaffen. Das hat Franz Meyer aus Passau vorgemacht: Der einstige Staatssekretär im Finanzministerium unter Edmund Stoiber regiert seit 2008 unangefochten im Landkreis Passau.

Trotzdem sieht es seltsam aus, wenn einer, der gerade aus dem Startblock gekommen ist, schon wieder nach Hause schleicht. An der Entscheidung hat der CSU-Landtagsabgeordnete Alfred Sauter maßgeblich mitgewirkt, wie immer dezent im Hintergrund und vermutlich aus eigenem Interesse. Seit seinem Rauswurf aus dem Kabinett Stoiber im Jahr 1999 betreibt Sauter Politik auf eine sehr spezielle Art. In Reichhart hat der 69-jährige Sauter einen potenziellen Konkurrenten um sein Direktmandat im Jahr 2023 aus dem Weg geräumt. Reichhart gilt als umgänglicher Mensch, ohne allzu großen Machtinstinkt. Das könnte aus ihm einen guten Landrat machen, wenn er denn gewinnt. Für die große Bühne ist er vielleicht dann doch ein zu netter Kerl.

© SZ vom 18.09.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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