Regionalligaserie:Vom Instinkt geprägt

v li Dominik Hofmann FC Unterföhring 19 Markus Gallmaier SV Schalding Heining 32 im Zweikamp; Fußball - SV Schalding-Heining Markus Gallmaier

Ohne Verletzungspech wäre er wohl Profi geworden: Markus Gallmaier (am Ball).

(Foto: Sven Leifer/imago)

Nach seinem dritten Kreuzbandriss kämpft sich Markus Gallmaier bei Schalding-Heining wieder zurück.

Von Christoph Leischwitz

Am 3. September dauerte es nur ein paar Sekunden. Am 7. September, gegen Aschaffenburg, 26 Minuten, am 14. September in Garching wiederum nur zwei. Markus Gallmaier fasst es so zusammen: "Ich habe dreimal aufs Tor geschossen, dreimal war er drin." Das ist an sich noch nichts Besonderes, manchmal haben Stürmer eben einen Lauf. Doch Gallmaier, 26, vom SV Schalding-Heining dürfte eigentlich gar keinen Lauf mehr haben. Im Juli riss er sich zum dritten Mal das Kreuzband, der Einsatz im Toto-Pokal war sein erster Pflichtspiel-Einsatz, "und nach ein paar Sekunden weiß man dann schon gleich wieder, warum man das alles gemacht hat", sagt er. Die OP, das Rankämpfen, Kondition bolzen, die Arztpraxen, das Fitnessstudio.

"Das wollen wir doch erstmal sehen", sagte sich Gallmaier, als der Arzt ihm eröffnete, dass es diesmal länger dauern würde als sechs Monate. Der behielt Recht. Erstens wird auch Gallmaier nicht jünger. Zweitens riss damals beim Spiel gegen den FC Pipinsried nicht nur das Kreuzband, sondern auch das Innenband, und "am Knorpel war auch ein bisserl was kaputt", sagt er. Drittens war Gallmaier bei den ersten Verletzungen noch Student, jetzt steckt er in der Ausbildung zum Bauzeichner. "Und ob ich mich dann um 17 Uhr noch ins Fitnessstudio schleppe, puh." Fünf oder sechs Tage kämpfte er trotzdem fürs Comeback. "Gefühlt war er auch nie weg", sagt Markus Clemens, sportlicher Leiter des SV. Selbst auf Krücken war er bei jedem Training und bei jedem Auswärtsspiel dabei.

"Wenn man sein tägliches Tun mitbekommt, dann ist es schön zu sehen, wenn sich so einer wieder das Trikot überstreifen kann", sagt Clemens. Nun ist Gallmaier kein Heilsbringer, allen Unkenrufen zum Trotz hat der kleine Verein aus dem ländlichen Teil Passaus vergangene Saison ja schon wieder die Liga gehalten, und das auch ohne den abgezockten Stürmer, der 13 Tore in der Saison 17/18 erzielte. Außerdem, sagt Clemens, sei der Kader voll von Spielern mit interessanten Viten. Aber ein bisschen stolz sind sie eben schon auch, ihn zu haben. "Er ist ein Vollblutfußballer, vom Instinkt geprägt", sagt Clemens. Letzteres erklärt, warum er so schnell wieder trifft. Nicht nur diesmal. Nach dem ersten Kreuzbandriss gelang ihm im ersten Spiel ein Doppelpack.

Ohne das Verletzungspech wäre Gallmaier wohl irgendwann Profi geworden. 1860 München wollte ihn haben, dann folgte der erste Kreuzbandriss. Vor dem zweiten ereignete sich Ähnliches mit Jahn Regensburg. Und 2018 rief Daniel Bierofka an, der Trainer des TSV 1860 hatte ihn in der Regionalliga mehrmals spielen sehen. Gallmaier lehnte ab. Die neue Ausbildung hatte gerade begonnen, und ob sein Körper für den Profifußball gemacht ist, da war er sich damals schon nicht mehr so sicher. Ein paar Wochen später folgte der dritte Riss. "Beim dritten Mal hat er dann sehr erwachsen gedacht", findet Vater Peter Gallmaier. Er hat den Sohn in der E- und der C-Jugend trainiert. "Er war schon als Jugendlicher sehr ehrgeizig. Und er hat in der Fußballfamilie mitbekommen: ganz oder gar nicht." Peter Gallmaier will nicht ausschließen, dass es für ein paar Jahre in der dritten Liga noch klappt - wenn der Sohnemann die Ausbildung in der Tasche hat. Selbst der komplett fußballverrückte Markus Gallmaier sagt: "Jetzt darf nichts mehr passieren." Bis zum Winter wird er die Jokerrolle einnehmen, danach will er wieder angreifen. Ein paar Jahre vielleicht noch. Für danach schwebt ihm ein Engagement als Spielertrainer vor. Sicher ist nur: Das Aufhören wird ihm sehr, sehr schwerfallen.

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