Gilching:Keck-Villa darf stehen bleiben

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Die Villa auf dem ehemaligen Sägewerksgelände bleibt erhalten. 350 Gilchinger hatten sich dafür stark gemacht. (Foto: Arlet Ulfers)

Die Gemeinde legt Pläne für den Bau von 30 Sozialwohnungen auf dem Gelände am Bahnhof Argelsried ad acta. Selbst die CSU votiert gegen das Vorhaben, das sie selbst angestoßen hatte

Von Christian Deussing, Gilching

Die alte Sägewerksvilla am Gilchinger Bahnhof Argelsried bleibt erhalten. Gleichzeitig werden die Pläne für den Bau von Sozialwohnungen auf dem gemeindeeigenen Areal zu den Akten gelegt. Diesen überraschenden Rückzieher beschloss jetzt bei nur einer Gegenstimme der Gilchinger Gemeinderat. Somit wird die geplante Ausschreibung für das Vorhaben nicht weiter verfolgt. Auch die CSU-Fraktion sah nun keinen Sinn mehr darin, dieses von ihr selbst angestoßene Projekt weiter voranzutreiben. Denn die ursprünglich anvisierten 30 Wohnungen könnten nur bei einem Abriss der Villa gebaut werden.

Zuletzt war geplant gewesen, nur noch zehn bis 15 preisgünstige Wohnungen auf der Fläche an der Pollinger Straße zu schaffen - dennoch war hierbei die Variante "Abrissbirne" nie ganz vom Tisch und im Frühjahr wieder ins Spiel gebracht worden. Das beunruhigte den Gilchinger Verein "Zeitreise", der dem Bürgermeister Manfred Walter (SPD) 350 Unterschriften von Bürgern übergab, die die ehemalige Sägewerksvilla mit Baumbestand als "Zeugnis der Industrialisierung" retten wollten. Es seien schon so viele alte Villen verschwunden und für Neubauen geopfert worden, bedauerte "Zeitreisen"-Vorsitzende Annette Reindel die Entwicklung in Gilching, als sie die Unterschriftenaktion startete.

Dass erneut überlegt wurde, die Villa des einstigen Sägewerkbesitzers Max Keck aus den fünfziger Jahren abzureißen, um auf dem Areal maximalen Wohnraum zu schaffen, hat auch die Regierung von Oberbayern auf den Plan gerufen. Deren Fachplaner stufen die Villa als erhaltenswert sowie "kulturhistorisch bedeutend und ortsbildprägend" ein, wie aus einem Schreiben an das Rathaus hervorgeht. Und: Das Gebäude bilde in der Sichtachse entlang der Pollinger Straße einen städtebaulich markanten Abschluss im Süden zum Bahnhof hin. In dem Brief wird auch darauf hingewiesen, dass der Umbau und in die Sanierung der Villa für preisgünstige Wohnungen gefördert werden würde.

Der Planungsverband Äußerer Wirtschaftsraum München hatte zuvor bereits der Gemeinde vorgeschlagen, das Gebäude samt Obergeschoss für zehn Wohnungen auszubauen und im Erdgeschoss eine Kinderkrippe mit zwei Gruppen einzurichten. Das Streetworker-Büro und die "Gilchinger Tafel", die sich in dem Haus befinden, hätten dann umziehen müssen.

Doch etliche Gemeinderäte waren von diesem Konzept enttäuscht. So kritisierte vor allem FW-Sprecher Thomas Reich, auf einem derartig großen Grundstück "so wenig Wohnungen herauszubekommen". Zudem könnte man in das Areal "nur einen Gebäuderiegel hineinquetschen", wenn diese Villa stehen bleiben würde, betonte Reich in der jüngsten Ratssitzung.

© SZ vom 20.09.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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