Passionierter Handwerker:Meister Eder schafft "Hüttenflair"

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Der Schreiner Michael Walser hat sich aufs Restaurieren alter Schätze spezialisiert. Zusammen mit seiner Frau Anette, die Raumgestalterin ist, renoviert er auch Ferienwohnungen.

Von Silver Lucia Breitkopf, Königsdorf

In der Werkstatt von Michael Walser läuft leise klassische Musik, und es riecht nach Sägespänen. "Willkommen in meiner Meister-Eder-Werkstatt", sagt der Chef und bittet die Besucher herein. Walser ist Restaurator für Möbel und Holzobjekte und seit 2005 selbständig. Sein aktuelles Projekt ist ein schwerer grauer Schrank von 1854 im Stil des Biedermeier, der ziemlich ramponiert aussieht. "Der wird aber wieder richtig schön", versichert Walser.

Ein Auftrag, der ihm besonders im Gedächtnis geblieben ist, war die Aufbereitung eines hölzernen Taufbeckens. Auch die Restaurierung eines Schranks, der von König Ludwig II. gestammt habe und heute in der Staatsbibliothek in München stehe, sei etwas Besonderes gewesen, sagt der Restaurator. Das sei das Tolle an seinem Beruf: Jeder Auftrag sei anders und man müsse sich in jede Aufgabe neu einarbeiten, um mit den Materialien und der Zeit, aus der die Stücke stammen, vertraut zu werden.

Der Weg zur Selbstständigkeit sei für ihn alternativlos gewesen, sagt der gelernte Schreiner. Die reine Schreinerei habe für ihn aber immer zu wenig Kreativität, zu wenig Abwechslung mit sich gebracht. Deswegen habe er nach der Lehre die Restauratorenschule in München absolviert. Nachdem er den Schritt in die Selbstständigkeit gewagt hatte, erfüllte er sich 2010 den Traum von einer eigenen Werkstatt.

Teils seien es Privatpersonen, die mit Erbstücken, gefundenen Schätzen oder Funden aus dem Keller zu ihm kommen, sagt Walser. Teils sind es aber auch staatliche oder kirchliche Aufträge, die er annehme. In jedem Fall gelte es zu überlegen und einzuschätzen, was daraus gemacht werden kann. Welcher Schrank hat noch Potenzial, welcher Holzboden muss herausgerissen werden? Bei manchen Gegenständen falle es ihm richtig schwer, sie wieder herzugeben, berichtet Walser. "Man baut eine Beziehung zu den Stücken auf, wenn man so lange an ihnen arbeitet und jeden Winkel kennt." Unzweifelhaft hat er Freude an seiner Arbeit.

Im Garten vor der Werkstatt steht ein alter grüner Wohnwagen, ähnlich einem alten Zirkuswagen. Zusammen mit seine Frau Anette, die Raumgestalterin ist, möchte er ihn ausbauen. Was daraus werden soll, da sind sie sich noch nicht sicher. "Mal sehen. Vielleicht eine Art Tiny House oder ein Gästezimmer im Garten. Wir werkeln beide gerne an so etwas rum". Das ist auch der Grund, warum das Ehepaar die Firma Hüttenflair gründete. "Wir erschaffen Wohlfühlorte mit Charakter", erklären sie, "indem wir alte und neue Elemente stimmig zusammenfügen. Dabei haben wir uns insbesondere auf die Renovierung von Hütten und Ferienhäusern spezialisiert."

Zudem ist Walser seit 2011 einer der Geschäftsführer der Restauratorengemeinschaft Stemmer, Gschwind, Obertreis, Walser GbR. Die vier haben sich zusammen getan, um größere Restaurierungsprojekte in der Baudenkmalpflege annehmen zu können. Soll beispielsweise der Dachstuhl einer Kirche restauriert werden, dann arbeitet die Gemeinschaft vor Ort.

In der Werkstatt von Michael Walser ist für solche Aufträge natürlich kein Platz. Dort stehen Gegenstände von kleinerem Format. Alte Schränke, Küchentische oder Holzkabinette. Aber auch besondere Dinge, die man erst auf den zweiten Blick entdeckt, sind überall in der Werkstatt zu finden. Ein uraltes Telefon, das er auf einem Flohmarkt gefunden hat, hängt zum Beispiel an einer Wand. Auf einem Sims rund um die ganze Werkstatt stehen antike Hobel in den unterschiedlichsten Größen und zieren den Raum.

Es ist erstaunlich ordentlich für eine Werkstatt. Das sei aber nicht immer so, er habe extra aufgeräumt, sagt er und lächelt. "Oft verlege ich Sachen in der Unordnung. Dann denke ich manchmal wirklich, ich habe einen kleinen Pumuckl in der Werkstatt, der alles versteckt."

© SZ vom 21.09.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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