Vorschlag-Hammer:Politik in Zeiten des Bieres

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Ein Tag pro Wiesn reicht mir. Aber es gibt ja auch diverse Vermeidungsstrategien

Kolumne von Egbert Tholl

Zuerst einmal muss ich auf Wunsch eines Kollegen, der das Oktoberfest verachtet, folgenden Hinweis unterbringen: An diesem Samstag diskutieren in der Kammer 2 der Münchner Kammerspiele Márton Gergely, leitender Redakteur des ungarischen Wochenmagazins HVG, und Bartosz Wieliński, Außenpolitikchef der polnischen Tageszeitung Gazeta Wyborcza, über die Pressefreiheit in Ungarn und Polen, beziehungsweise wohl eher über deren Absenz, zumindest deren Verschwinden. Angeleitet wird das Gespräch zwischen den beiden von Nina Horaczek von der wunderbaren Wiener Wochenzeitung Falter. Auch nicht ganz unpolitisch ist ein Konzert am Mittwoch, 25. September, um 20 Uhr im Carl-Orff-Saal. Dort spielen Mitglieder des Symphonieorchesters des Bayerischen Rundfunks zusammen mit Musikern des Gwangju Symphony Orchestra aus Südkorea. Also beste interkontinentale Verständigung, mit Mozart und Beethoven, aber auch mit einem Stück von Isang Yun und einem von Kim Dae Song, das "Democracy" heißt. Solistin ist die Geigerin Jehye Lee vom BR-Symphonieorchester, die musikalische Leitung hat Joseph Bastian; der war mal beim BRSO und könnte nun fürchten, dass vor lauter Wiesn keiner kommt.

Ansonsten bestehen die nächsten Tage aus Wiesnvermeidungsstrategie. Ich habe gar nicht so sehr viel gegen das Oktoberfest, aber ein Tag pro Ausgabe reicht mir inzwischen; das ist immer der Tag, an dem ein sehr lieber Freund von mir Geburtstag feiert, den ich ungefähr so lange kenne, wie es das Oktoberfest gibt, das er sehr liebt. Also fahre ich am Freitag nach Bern; dort am Theater vollendet Elmar Goerden seine Trilogie eigener Überschreibungen antiker Stoffe. Am Samstag geht es nach Köln, weil der Kollege Brembeck mir gesagt hat, der dortige Generalmusikdirektor der Oper sei sehr aufregend und ich solle mir den doch mal anhören. Leider macht er "Tristan und Isolde", leider deshalb, weil das halt lang dauert. Am Sonntag bin ich dann in Stuttgart, dort macht Calixto Bieito Horváths "Italienische Nacht". Zur Jahreszeit passender wäre "Kasimir und Karoline", aber hier geht es um Nazis, Weimar, Grusel und Politik.

© SZ vom 21.09.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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