Kommunalwahl in Gröbenzell:Rechtskundiger mit Singstimme

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Keine rote Socken, sondern ein Kandidat mit roten Schuhen: Gregor von Uckermann stellt sich als Bürgermeisterkandidat der SPD in Gröbenzell zur Verfügung. (Foto: Carmen Voxbrunner)

Der Vorstand des SPD-Ortsvereins Gröbenzell spricht sich für den 30 Jahre alten Juristen Gregor von Uckermann als Bürgermeisterkandidaten aus. Ende Oktober sollen darüber die Mitglieder entscheiden

Von Karl-Wilhelm Götte, Gröbenzell

Ah ja, Ritter zum zweiten Mal, sagt der Augenschein, als wie erwartet der SPD-Landtagsabgeordnete Florian Ritter, 58, am Tisch neben dem SPD-Fraktionsvorsitzenden im Gemeinderat, Peter Falk, und Gemeinderätin Inga-Verena Wiebers im Restaurant "Alte Schule" auszumachen ist. Ritter, der im nahen München-Lochhausen wohnt, beginnt auch als Erster zu reden und erinnert an die Bürgermeisterwahl von 2014, als er damals um zehn Stimmen die Stichwahl verpasst hat. Doch dann deutet Ritter, der sein Alter als Verzichtsgrund angibt, plötzlich auf Gregor von Uckermann am Tisch und empfiehlt ihn nachdrücklich als den Bürgermeisterkandidaten der SPD, der im März 2020 Amtsinhaber Martin Schäfer (UWG) herausfordern soll. Schäfer hat jedoch seine erneute Kandidatur noch nicht bekannt gegeben.

Gregor von Uckermann hat sich gut vorbereitet und gleich mehrere eng beschriebene Papiere vor sich liegen. Seinen ersten Satz muss er nicht ablesen. "Ich will Bürgermeister von Gröbenzell werden", hebt er selbstbewusst an. Vom Gröbenzeller SPD-Ortsvorstand ist er als Kandidat einstimmig vorgeschlagen worden. Ende Oktober soll die offizielle Nominierung durch die Mitgliederversammlung der Partei erfolgen. Uckermann ist 30 Jahre alt und in Gröbenzell schon lange politisch aktiv. Der damalige Jurastudent hat 2014 auf Platz drei für den Gemeinderat kandidiert, wurde jedoch von anderen Listenkandidaten überholt und ist schließlich auf Platz sechs gelandet. Damit hat er den Einzug in den Gemeinderat verpasst, weil die SPD dort nur vier Vertreter hat.

Uckermann hat sich fortan um sein Jurastudium gekümmert und dieses 2018 mit dem zweiten Staatsexamen abgeschlossen. Eine Arbeit als Rechtsanwalt hat er noch nicht aufgenommen. Erst einmal widmet er sich seiner Leidenschaft - dem Gesang. Uckermann hat eine Ausbildung zum funktionalen Gesangspädagogen absolviert. Jetzt verdient er sein Geld als selbständiger Gesangslehrer und Stimmtrainer. "Das ist mein zweites Standbein. Ich unterrichte Chorsänger und Menschen, die ihre Stimme schulen wollen", erläutert Uckermann. Er ist in Gröbenzell aufgewachsen, hat dort Abitur gemacht und ist 2005 mit 16 Jahren in die SPD eingetreten. Er ist Juso-Vorsitzender in Gröbenzell und im Landkreis Fürstenfeldbruck gewesen. Seit 2010 arbeitet er im Gröbenzeller SPD-Vorstand mit - momentan ist er Beisitzer. Er hat viele Jahre beim FC Grün-Weiß Gröbenzell Fußball gespielt und zehn Jahre für den Verein als Schiedsrichter fungiert. Zurzeit wohnt er zusammen mit seiner Lebensgefährtin in Olching.

Heftig kritisiert der designierte SPD-Bürgermeisterkandidat das Aus für das ehemalige Lokal "Hexe". "Das ist ein Fiasko für Gröbenzell", sagt Uckermann, "ein Treffpunkt für Jung und Alt ist weggefallen." Er macht dafür die Eigentümer des Gebäudes verantwortlich. "Das hätte ich mir nicht träumen lassen", fährt Uckermann fort, "dass zum Ende der Amtszeit von Martin Schäfer die Hexe nicht mehr da ist." Die Jugend im Speziellen, die Bürger im Allgemeinen seien dazu nicht gehört worden. Das will er als Bürgermeister ändern. Er strebt ein "soziales Haus" an der Bahnhofstraße an und die Schaffung von bezahlbaren Wohnraum für Pflegekräfte und Erzieherinnen. Den Böhmerweiher sollten alle Menschen als Erholungsort nutzen können. Für wen Uckermann kandidiert, unterstreicht er mit den roten Schuhen, die er an hat und die er kurz über den Tisch hebt.

© SZ vom 21.09.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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