Fürstenfeldbruck:Autos raus, Kunst rein

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Am "Park(ing) Day" werden zwölf Stellplätze an der Hauptstraße zweckentfremdet. Und auch für das Parkdeck an den Schulen auf dem Tulpenfeld findet sich eine fantasievollere Nutzung als im grauen Alltag

Von Paula Kolhep, Fürstenfeldbruck

Graue Parkplätze wurden bunt umgestaltet, statt Autos besetzten am Freitagnachmittag Menschen die 15 Quadratmeter Beton. Am des weltweiten Park(ing) Days wurden zwölf Parkplätze auf der Hauptstraße von verschiedenen Organisationen kreativ umfunktioniert. Außerdem organisierten die FOS/BOS Fürstenfeldbruck und das Graf-Rasso-Gymnasium gemeinsam einen autofreien Schultag.

Mit dem Park(ing) Day wird in Frage gestellt, wie viel Fläche dem Autoverkehr eingeräumt wird. Die Theatergruppe "Trumgeflüster" führte auf ihrem Parkplatz Shakespeares "As you like it" auf. Als "Shakespeare in der Parklücke" bezeichnet Christine Dietzinger von der Schauspielgruppe die fünfminütigen Darbietungen. Es wurde ein Text in Reimform vorgelesen, dazu spielte der Rest der Gruppe pantomimisch die Handlung. Nachhaltigkeit sei für sie ein wichtiges Thema, sagt Dietzinger. Zum Park(ing) Day seien sie ohne Auto gekommen, die Requisiten hätten sie mit einem Wägelchen transportiert, erzählt sie. Sie selbst besitze kein Auto.

Der Straßenrand wird zur Eventzone in Fürstenfeldbruck, und nicht alle finden daran Gefallen. (Foto: Matthias Döring)

Auf einem anderen Parkplatz konnten sich Passanten am "längsten Bild von Fürstenfeldbruck" beteiligen. 125 Meter Tapetenpapier lagen zum Ausrollen bereit, mit Pinseln konnte jeder, der vorbeikam, in grüner, oranger, roter, blauer und brauner Farbe sein Kunstwerk zu dem Thema "Meine Stadt" hinterlassen. "Ich hoffe, dass wir die 125 Meter vollenden", sagte Martin Bäcker, der die Malschule in Fürstenfeldbruck besitzt. Schließlich wolle er das Bild den Bürgersteig hinunterrollen. Auch der Kreisjugendring Fürstenfeldbruck zeigte seine künstlerische Seite, auf deren Parkfläche malten Mitglieder ein 3-D-Bild. Von einer bestimmten Richtung aus sah der Betrachter eine Erde mit einem Thermometer im Mund, darunter stand "Die Erde hat Fieber, und das Fieber steigt."

Bei ihrem Tun mitten im Verkehr fühlen sich die Anwesenden anscheinend sehr wohl. (Foto: Matthias Döring)

Der Stadtjugendrat Fürstenfeldbruck verschenkte an Passanten kleine Pflanzen in Hanfblumentöpfen, die sich nach dem Einpflanzen selbst zersetzen. "Wir wollen den Leuten ein bisschen Sonnenschein in die Wohnung stellen", sagte Karlo Collner vom Stadtjugendrat. Der ADFC Fürstenfeldbruck bot an seiner Parkfläche gegen eine freiwillige Spende eine Fahrradreinigung in der Fahrradwaschanlage "Clean your bike" an. Bei Bedarf reinigte Stefan Sarfert, der Entwickler der Waschanlage, auch verölte Fahrradketten. Auf den weiteren Parkflächen konnten Besucher unter anderem alte Glühbirnen gegen LED-Lampen austauschen, sich mit der Kreishandwerkerschaft über Handwerksberufe unterhalten oder sich über das Angebot der Volkshochschule informieren.

Die Akteure entlang der Hauptstraße besetzen die Parkplätze und zeigen auf vielfältige Weise, was anstatt der Autos alles möglich wäre, (Foto: Matthias Döring)

Für den autofreien Schultag verzichteten die Schüler und Lehrer der FOS/BOS und des Graf-Rasso-Gymnasiums auf dem Schulweg soweit möglich auf das Auto und gestalteten einen Teil des Parkdecks zu einem Sitzbereich mit Liegestühlen und Kaffee und Kuchen um. Durch verschiedene Aktionen auf dem Schulgelände konnten sich die Schüler an dem Tag zudem über Klimaschutz informieren. Beispielsweise konnten sie auf Energierädern testen, wie viel Körperkraft man aufbringen muss, um genug Energie für eine Glühbirne, Musikbox oder einen Wasserkocher zu erzeugen.

Für die jüngeren Schüler gab es ein Fahrradsicherheitstraining des ADFC. Mit einer größeren Aktion machten die Schulen auf den CO₂-Verbrauch durch Flugreisen aufmerksam. Auf dem Schulgelände wurde ein Passagierflugzeug in Echtgröße skizziert, die Schüler legten sich in schwarzer Kleidung auf die weiße Fläche und bildeten damit den einen Schriftzug. Dieses Bild wurde von einer Drohne festgehalten, "Think CO2" war aus der Luft zu lesen.

© SZ vom 21.09.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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