Nymphenburg:Royaler wohnen geht kaum

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Bald eine Unterkunft der Luxus-Klasse: das Kavaliershaus im nördlichen Schlossrondell, im Hintergrund die Porzellanmanufaktur. (Foto: Catherina Hess)

Sieben Bäder, zwei Weinkeller, ein Heimkino: Die Porzellanmanufaktur bietet jetzt im Rondell des Nymphenburger Schlosses einen edel ausgestatteten Showroom - in dem man übernachten kann.

Von Sonja Niesmann, Nymphenburg

Vier edle Schlafzimmer, drei Wohnräume, zwei Weinkeller, sieben Bäder, ein Heimkino sowie ein Essbereich für zwölf Personen. Die Liste der Ausstatter liest sich wie ein Who is Who namhafter Designer. Dazu eine Terrasse mit Springbrunnen und historischen Skulpturen, auf der bis zu 100 Gäste feiern können. Ein unverstellter Blick auf das Schlossensemble in seiner ganzen barocken Pracht. So bewirbt die Langham Hospitality Group "The Langham Residence Nymphenburg", die im Winter in einem einstigen Kavaliershäuschen im Nördlichen Schlossrondell eröffnet. Royaler wohnen geht kaum in München.

Im Bezirksausschuss Neuhausen-Nymphenburg rieb man sich die Augen. "Ist dieses Luxushotel je bei uns aufgeschlagen?", fragte Maike Brandmayer (SPD) verwundert in die Runde. Vage konnten sich einige erinnern, dass man vor zwei, drei Jahren einmal eine Nutzungsänderung auf der Tagesordnung hatte, für ein "Gästehaus" der benachbarten Porzellanmanufaktur.

Eben das ist es auch, beeilt sich Sandra Gottwald, Sprecherin der Porzellanmanufaktur Nymphenburg, zu versichern. Die Pressemitteilung der Hotelgruppe sei wohl "etwas missverständlich" gewesen. Es handle sich nicht um ein "normales Hotel", sondern um eine Art bewohnbaren Showroom für Kunden und potenzielle Kunden der Manufaktur. Für Luitpold Prinz von Bayern, der die 1747 gegründete Manufaktur 2011 aus dem Wittelsbacher Ausgleichsfond herausgekauft hat, ist diese exklusive Herberge eine Investition in die Zukunft, um das kulturelle und handwerkliche Erbe der Manufaktur zu sichern. Im Gegensatz zu Meissen sei Nymphenburg ja ein nicht staatlich subventioniertes Privatunternehmen.

Eine Weile hatte das gelb-weiße Gebäude mit der Hausnummer 6 gar keine rechte Verwendung mehr, 2001 dann pachtete es die Kaffee-Erbin Bärbel Jacobs, ließ es schön herrichten als Kultur- und Gesellschaftshaus - für geschlossene Gesellschaften. Nachdem dieser Pachtvertrag ausgelaufen war, "haben wir es intern für Präsentationen und Festivitäten genutzt", sagt Gottwald. Nach zweijähriger Renovierungsarbeit im Inneren soll nun auf drei Etagen und insgesamt 836 Quadratmetern den Gästen ins Auge springen, dass Nymphenburger Porzellan nicht allein den Tisch schmückt.

Skulptur aus Damien Hirsts Reihe "Myth and Legend". (Foto: Porzellan Manufaktur Nymphenburg)

Deshalb auch die sieben Bäder, erläutert Gottwald, jedes anders mit Fliesen und Waschbecken aus der Nymphenburger Werkstatt eingerichtet - ein Kirschblüten-Bad etwa oder ein königlich-bayerisches Spa. Die Räume zieren selbstverständlich auch ausgewählte Stücke, die in Zusammenarbeit der Meisterwerkstätten mit Künstlern wie Damien Hirst, Nick Knights oder Vivienne Westwood entstanden sind.

Nicht nur Teller und Teetassen: Die Porzellanmanufaktur arbeitet auch mit Künstlern zusammen. Gäste der neuen Residenz können sich also am Anblick von Kate Moss, interpretiert von Nick Knight, laben. (Foto: Porzellan Manufaktur Nymphenburg)

Als Partner - "wir sind ja gar nicht berechtigt, ein Hotel zu betreiben", betont Sandra Gottwald - als Partner also fürs Umhegen der Gäste, für Service und Küche "auf internationalem Niveau" habe man sich die Langham Hospitality Group gewählt. "Für die ist das ein Perlchen im Portfolio." Und das preist sie auch konsequent mit dem Zusatz "Langham" zu Nymphenburg Residence an, "mit privilegierter Lage neben der Royal Nymphenburg Porcelain Manufactory". Das Tochterunternehmen der Great Eagle Holdings, Hauptsitz Hongkong, hat Hotels in Metropolen Asiens, Nordamerikas und des Mittleren Ostens; einziges Haus in Europa war bisher das Grandhotel "The Langham" an der Londoner Regent Street, nach dem die Gruppe benannt ist.

Was es sich der anspruchsvolle Kunde kosten lassen muss, in diesem Perlchen zu logieren und zu dinieren, lässt sich nicht berichten. In der Antwort auf eine Buchungsanfrage, die aus eben jenem Londoner Grand Hotel kommt, heißt es bedauernd, Preise und Verfügbarkeit seien noch nicht abschließend geklärt.

© SZ vom 21.09.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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