Hertha-Erfolg gegen Paderborn:Berliner Frühling im Herbst

Hertha BSC - SC Paderborn 07

Beherztes Solo zum 1:0: Der Berliner Javairo Dilrosun (links) schüttelt vor seinem Führungstor drei Paderborner ab.

(Foto: Soeren Stache/dpa)
  • Hertha BSC Berlin kann doch gewinnen, wie das 2:1 gegen Paderborn in der Liga zeigt.
  • Besonders gute Kritiken bekommt dabei ein Berliner Angestellter namens Javairo Dilrosun.

Von Javier Cáceres, Berlin

Der September ist der Mai des Herbstes, sagt der Volksmund. Und wenn nicht alles täuscht, so wird der Sinnspruch im Berliner Westend bald abgewandelt werden, ob eines unerklärlichen Phänomens. Am Samstag empfing Hertha BSC im Berliner Olympiastadion den Aufsteiger SC Paderborn - und siegte unter anderem deshalb, weil ein Angestellter namens Javairo Dilrosun eine eigentümliche Beziehung zum neunten Monat des Jahres unterhält.

Der Niederländer erzielte ein frappierend schönes Tor (10.) und legte das zweite durch Marius Wolf auf (52.), womit er nach Angaben des Statistikdienstes Opta einer fast schon schicksalhaften Fügung Genüge tat: Er war in sieben Bundesliga-Spielen im Monat September an 8 Toren direkt beteiligt (3 Tore, 5 Assists) - in seinen 13 Spielen in anderen Monaten hatte er keine einzige Torbeteiligung.

Dass dies unter ästhetischen Gesichtspunkte nahezu der einzige Lichtblick der Hertha war, das war den Berlinern recht egal: Durch den ersten Saisonsieg konnte der letzte Tabellenplatz an die Paderborner abgegeben werden. "Es war nicht die allerbeste spielerische Leistung", sagte Torschütze Wolf, "heute stand der Sieg im Vordergrund". In der Kurve stieß er damit auf Zustimmung. Die Spieler wurden nach Schlusspfiff in der Ostkurve von den Hertha-Fans minutenlang und inbrünstig gefeiert.

Hertha war im Grunde mit der ersten Aktion des Spiels in Führung gegangen. Dilrosun, 21, hatte den Ball an der linken Außenlinie an sich genommen - um sich im Stile eines Büffels durch die Abwehr der Paderborner zu tanken. Gleich vier, fünf Spieler des Gegners ließ Dilrosun stehen, bis er im Strafraum angekommen war und dem Paderborner Tormann Jannik Huth mit einem Linksschuss keine Abwehrchance ließ. "Jetzt kennt ihn die ganze Welt", sagte Mittelfeldspieler Marco Grujic. Doch das änderte nichts an einer überraschenden Erkenntnis: Die in den vorherigen vier Spielen sieglose Hertha schöpfte aus der Führung keine Stabilität, sondern ließ sich von den durchaus mutigen Paderbornern in die eigene Hälfte drängen. Doch Sven Michel (13./41.) und Ben Zolinski (27.) vergaben gute Chancen zum Ausgleich.

Auf Paderborn wartet die schwierigste Aufgabe der Saison

Nach der Pause waren es wieder die Paderborner, die für Aufsehen sorgten, durch einen Schuss ans Außennetz von Angreifer Christopher Antwi-Adjei. Dann aber erinnerten sich die Berliner an Dilrosun, der für den Rekordeinkauf Dodi Lukebakio ins Team rutschte. Von der linken Strafraumseite legte er den Ball kühl auf Rechtsaußen Marius Wolf zurück; der frühere Dortmunder verwertete den Pass zum zweiten Torerfolg Herthas. Doch auch nach diesem Treffer vermochte es die Hertha nicht, an Ruhe zu gewinnen. Denn nur eine Minute nach dem 2:0 verkürzte Paderborn durch Ben Zolinski, der dank der Teilnahmslosigkeit von Herthas Innenverteidiger Niklas Stark aus kurzer Distanz einschießen konnte.

Erst danach beschäftigte Hertha die Paderborner etwas intensiver; es langte aber nur noch zu zwei Treffern, die jeweils wegen Abseits von Stürmer Davie Selke aberkannt wurden. Die Annullierungen waren gerechtfertigt, für Verwirrung sorgten sie dennoch. Denn beim ersten Treffer Selkes leuchtete auf der Anzeigentafel zunächst die - falsche - Information auf, dass der Videoschiedsrichter in Köln auf Tor entschieden hatte. Es blieb dann dennoch bei dem ersten Sieg - und dem Gang in die Kurve.

"Ein Fan sagte mir: Eigentlich beginnt die Saison für uns erst jetzt", erzählte Grujic und stimmte zu. Paderborn blieb hingegen nur der Trost, Hertha immerhin vor Probleme gestellt zu haben. "Die Jungs behalten den Kopf oben. Wir haben ein gutes Spiel gemacht", sagte Trainer Steffen Baumgart, dessen Team bislang nur einen Punkt holen konnte - und in der kommenden Woche die bislang schwierigste Aufgabe der Saison steht. Denn dann ist der FC Bayern München zu Gast.

Zur SZ-Startseite

Ivan Perisic beim FC Bayern
:Die perfekte Not-Leihe

Der Kroate war nicht die erste Wahl der Münchner. Nach den ersten Spielen deutet sich aber an, dass Perisic noch eine wichtige Rolle spielen könnte.

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: