Mediaplayer:Die kleinere Salami

Filmstills "Billionaire Boys Club"

Ron Levin (Kevin Spacey) ist ein Wall-Street-Hai, der die Betrüger um ihr Geld betrügt.

(Foto: Universum Film)

Kevin Spacey ist wieder da, oder noch nicht völlig verschwunden. Im Film "Billionaire Boys Club" spielt er eine Nebenrolle, in den USA ein Superflop, hierzulande jetzt auf DVD.

Von Kevin Scheerschmidt

Kevin Spacey ist zurück. Oder besser gesagt: noch nicht ganz weg. Sein (vielleicht) letzter Spielfilm hat es nach Deutschland geschafft, wenn auch nur als Heimvideo. Warum nicht ins Kino? Das könnte am Einspielergebnis in den USA liegen: Nur 126 Dollar spielte er am ersten Tag ein. Das Gelächter in Hollywood war groß. Aber wie desaströs ist der Film wirklich?

Die Eckdaten klingen gar nicht so schlecht. Die jungen Hollywoodstars Ansel Elgort und Taron Egerton spielen die zwei jungen, aufstrebenden Investoren Joe Hunt und Dean Karny im Los Angeles der Achtzigerjahre. Basierend auf wahren Ereignissen gründen die Jungunternehmer den zunächst erfolgreichen "Billionaire Boys Club", kurz "BBC". Sie werben damit, dass sie aufgrund ihres Alters alles anders machen und schnell horrende Gewinne einfahren. Dabei installieren sie eigentlich ein Ponzi-Schema, also ein Betrugssystem, das nur funktioniert, wenn immer mehr Teilnehmer investieren.

Die Geschichte bietet eine interessante Grundlage und auch den Darstellern merkt man die Lust an der Story an. Ansel Elgort spielt den manipulierenden Joe Hunt mit so viel Charisma, dass man sich kaum wundert, warum ihm die Investoren zu Füßen liegen. Taron Egerton gewinnt als "BBC"-Mitbegründer Dean Karny anfangs die reichen L.A.-Kids als Investoren. Schnell übernimmt aber Hunt die Auftritte, leitet die Betrugsfirma und wirbt neue Investoren an. Darunter auch den ehemaligen Wall-Street-Hai Ron Levin, gespielt von Kevin Spacey, der vorgibt eine große Summe zu investieren, nur um die Betrüger selbst zu betrügen.

Einmal sitzt Levin mit Andy Warhol in einem Club und redet mit ihm über die Größe von Salamis. Die Doppeldeutigkeiten sind wenig subtil. Aber das allein macht den Film noch nicht zu einem 126 Dollar-Desaster. Vielmehr muss man berücksichtigen, welchen Einfluss der Name Kevin Spaceys auf das Einspielergebnis hatte. Seit es 2017 Vorwürfe der sexuellen Belästigung und des Missbrauchs gegen Spacey gibt, gilt dessen Name als toxisch. Und dies sogar so sehr, dass Ridley Scott ihn nachträglich aus seinem Geiseldrama "All the Money in the World" herausschnitt und durch Christopher Plummer ersetzte.

Regisseur James Cox hat ihn für "Billionaire Boys Club" behalten. Und so ist der zweifache Oscarpreisträger als gewohnt arroganter Antagonist zu sehen, den man aus Werken wie "Sieben", "House of Cards" oder "Baby Driver" kennt - nur war sein Ruf damals noch intakt.

Nicht nur Sorgen um ihren Ruf, sondern vor allem um das fehlende Geld müssen sich Hunt und Karny mit dem "BBC" irgendwann machen. Um die eine Straftat, das Ponzi-Schema, aufrecht zu erhalten, müssen sie schnell auf andere Straftaten zurückgreifen. Problematisch ist dabei, dass beispielsweise ein Mord als pietätloser Witz gespielt wird. Nachdem eine Figur erschossen wurde, antwortet der Täter mit einem simplen: "Ups!"

Und dass manche Investoren ihr gesamtes Vermögen durch den "Billionaire Boys Club" verloren haben, wird nur am Rande behandelt. Der Film konzentriert sich vor allem auf Hunt und Karny, um sie herum charakterlose Klischeetypen (gierig, schmierig, schicke Anzüge, reiche Eltern) und eben Kevin Spacey. Ebenso klischeehaft ist die anständige Sydney, Joes Freundin, die, außer als Motivation für die Hauptfigur, keinerlei Bedeutung hat. Männer dominieren das Geschehen, Frauen sucht man vergeblich.

Zur ganzen Wahrheit der 126 Dollar gehört neben den filmischen Schwächen und Kontroversen rund um den Schauspieler Kevin Spacey aber natürlich auch die Vermarktungsstrategie. Der Film war bereits einen Monat vor seinem US-Start im Internet zum Streamen veröffentlicht worden, lief am Eröffnungstag nur auf zehn Leinwänden und nach Werbung für den Kinostart konnte man vergeblich suchen. "Billionaire Boys Club" ist nicht ganz so schlecht wie das 126-Dollar-Desaster befürchten lässt, wirkt aber trotzdem eher wie ein "Wolf of Wall Street" zweiter Klasse.

Billionaire Boys Club ist auf DVD, Blu-ray und als Video-on-Demand erschienen.

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