Demo in Ebersberg:Einsatz für die Seenotrettung

Seenotrettung im Mittelmeer - ´Alan Kurdi"

Sicherer Hafen nicht in Sicht: Seenotretter der Organisation Sea-Eye nähern sich einem im Mittelmeer dümpelnden Flüchtlingsboot.

(Foto: Fabian Heinz/dpa)

Zum "Tag des Flüchtlings" am Freitag veranstaltet ein Bündnis aus dem Landkreis eine Kundgebung in der Kreisstadt. Vorab sprechen die Organisatoren über ihre Kritikpunkte - und über die Leistungen in der regionalen Flüchtlingshilfe

Von Korbinian Eisenberger, Ebersberg

Es ist eine Freitagsdemo der anderen Art, diesmal geht es nicht um den Schutz des Klimas, sondern um die Rettung von Menschenleben. Ein Bündnis aus 13 Vereinen, Parteien und Verbänden lädt am kommenden Freitag, 27. September, zu einer Demonstration in die Kreisstadt Ebersberg ein. "Wir wollen uns solidarisch mit der internationalen Seenotrettung erklären", kündigt Mitorganisator Tobias Vorburg aus Markt Schwaben bei einem Treffen eine Woche vor der Demo an. Vorburg vom Asylhelferverein "Seite an Seite" mit Sitz in Markt Schwaben hat selbst geflüchtete Menschen vor dem Ertrinken gerettet. Nun macht er sich dafür stark, dass in Ebersberg ein Zeichen für die Menschlichkeit gesetzt wird.

Die Demo "Sicherer Hafen Ebersberg" ist für 16 Uhr angesetzt und findet auf dem Marienplatz statt. Angekündigt ist unter anderem eine Rede von Grafings Bürgermeisterin Angelika Obermayr (Grüne), deren Stadtrat sich wie knapp hundert andere Landkreise und Kommunen in Deutschland der Bewegung "Seebrücke - schafft sichere Häfen" angeschlossen hat. Unterstützt wird die Kundgebung von Michael Buschheuer, dem Gründer der Seenotrettungs-Organisation Sea-Eye, und von Katharina Grote vom Bayerischen Flüchtlingsrat, beide sind mit Ansprachen angekündigt.

Kundgebung ist Teil einer interkulturellen Aktionswoche

Anlässe gibt es mehrere, unter anderem den "Tag des Flüchtlings" an besagtem 27. September, zu dem der Verein Seite an Seite eine interkulturelle Aktionswoche veranstaltet mit der Kundgebung als Höhepunkt. "Die Idee mit der Demo entstand im Juli, seither haben wir viel Kraft und Arbeit hineingesteckt." Wir, damit meint Vorburg seinen Mitveranstalter: den Kreisverband der Ebersberger Grünen, für die Reinhard Oellerer aus Anzing am Tisch sitzt. Oellerer, der dem Ebersberger Kreistag angehört, sieht einen weiteren sehr lokalen Anlass für die Demonstration am Freitag: Anders als etwa in Grafing ist der Antrag auf einen Beitritt zur Seebrücke-Bewegung im Kreistag knapp durchgefallen. "Deswegen wollen wir einen weiteren Antrag in den Kreistag einbringen."

Das 13er-Bündnis setzt sich aus mehreren Organisationen im Landkreis Ebersberg zusammen. Neben Vorburgs Verein Seite an Seite beteiligt sich auch Bunt statt Braun Ebersberg, die Ausländerhilfe Ebersberg, die Evangelische Kirchengemeinde Grafing, die Evangelische Jugend Grafing und die Evangelische Jugend für Ebersberg, Kirchseeon, Hohenlinden und Steinhöring. Hinzu kommen der Kreisjugendring, die Bürgerinnen gegen den Krieg im Landkreis Ebersberg, der Verein Le Courage du Togo Hilfe und Mut und die Kreisverbände der SPD, ÖDP und Grünen. Dreizehnter Partner: der bundesweit organisierte Verein Seebrücke.

Der Landkreis soll ein klares Statement setzen

Im Pressegespräch mit der SZ erklären Tobias Vorburg und Reinhard Oellerer, was das Bündnis mit der Demonstration erreichen möchte. Beide zeigen sich überzeugt davon, dass öffentliche Kundgebungen dazu beitragen, die politischen Entscheidungen zu beeinflussen. "Wir erleben zum Beispiel gerade einen Wendepunkt bei der CSU, wenn es um Seenotrettung und Flüchtlingsbewegung geht", so die Einschätzung von Grünen-Kreisrat Oellerer. "Und das liegt unter anderem an den vielen Großdemonstrationen in München." Für Vorburg ist all dies ein "Sinnbild dafür, "dass die Gesellschaft in einer Demokratie die entscheidende Stimme ist". Mit der Demo soll nun auch der Landkreis Ebersberg zu einem klaren Statement gebracht werden. Es geht um ein eindeutiges Bekenntnis zu einem konkreten Satz, so Oellerer: "Einen Menschen in Seenot lässt man nicht ersaufen."

Bei all der Kritik erklären Oellerer und Vorburg, dass sich aus ihrer Sicht auch vieles positiv entwickelt hat, gerade auf lokaler Ebene im Kreis Ebersberg. Tobias Vorburg, der seit mehreren Jahren von Markt Schwaben aus Asylbewerber betreut, erklärt, dass das Landratsamt Ebersberg aus seiner Sicht auf die öffentliche Kritik am harten Kurs der dortigen Ausländerbehörde reagiert habe und seitdem einen menschlicheren Kurs im Umgang mit Betroffenen fahre. Reinhard Oellerer berichtet Positives aus Anzing, wo sich die Wahrnehmung der dortigen Asylbewerber in der Bevölkerung gewandelt habe. Noch vor einigen Jahren begrüßten einige Anwohner die Neuankömmlinge eines Asylheims mit fremdenfeindlichen Bannern. Oellerer: "Jetzt leben die Menschen dort neben- und miteinander."

Die Demo "Sicherer Hafen Ebersberg" findet zum "Tag des Flüchtlings" am Freitag, 27. September, auf dem Ebersberger Marienplatz statt. Beginn ist um 16 Uhr.

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