Olympiastadion:Rugby im Turbo-Modus beim "Oktoberfest 7s"

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Im richtigen Outfit ist der Rugby-Fan König – in diesem Fall sogar Froschkönig. (Foto: Jürgen Kessler/imago)

Nur 27 500 Zuschauer wollen das internationale Rugby-Turnier im Olympiastadion sehen. Dafür sorgen die, die gekommen sind, mit phantasievollen Kostümen für ordentlich Stimmung.

Von Ralf Tögel, München

Das Spiel ist denkbar einfach: Zweimal sieben Spieler stehen sich auf einem etwa fußballfeldgroßen Rasen gegenüber und versuchen einen eiförmigen Ball hinter die Grundlinie des Gegners zu legen - genau das versucht der zu verhindern. Gespielt wird zweimal sieben Minuten, was das Ganze zu einem rasanten Schlagabtausch macht. Es geht hin und her, Bälle und Körper fliegen durch die Luft und am Ende geben sich alle die Hand und feiern zusammen. Fairplay wird bei den harten Kerlen groß geschrieben, Rugby versteht sich als rauer Sport für Gentlemen, wie schon der große irische Schriftsteller Oscar Wilde festhielt.

Der Sport erfreut sich in vielen Ländern dieser Erde wie Australien, England, Frankreich, Fidschi oder Südafrika, enormer Beliebtheit. Allesamt waren diese in München mit ihren Nationalteams vertreten - und zum ersten Mal überhaupt betrat eine neuseeländische Auswahl deutschen Boden, ein weiteres Indiz für die herausragende sportliche Qualität. In Deutschland fristet Rugby ein Randsportdasein, gleichwohl hat die Aufnahme der Siebener-Variante ins olympische Programm zu einem Popularitätsschub beigetragen.

Oktoberfest 7s
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Die deutsche Rugby-Nationalmannschaft wird beim Oktoberfest 7s Vierter und zeigt, dass sie mit der Weltelite mithalten kann. Südafrika gewinnt das Endspiel - die Zuschauerzahl bleibt unter den Erwartungen.

Von Ralf Tögel

Die Premiere in Rio 2016 wurde auch hierzulande interessiert zur Kenntnis genommen. Die Mannschaften sind meist von ähnlichem Zuschnitt: In der Mitte stehen drei, vier Spieler von Gardemaß über 1,90 Meter Größe, auf den Außenpositionen sind kleinere und wieselflinke Akteure unterwegs. Dass der eine oder andere Spieler dabei 10er-Zeiten auf 100 Meter sprinten kann, ist keine Seltenheit. Wie der US-Amerikaner Carlin Isles, der sich sogar für die US-Trials der Sprinter qualifiziert hatte.

Eines indes ist für alle Spieler kennzeichnend: Sie sind von oben bis unten mit Muskeln bepackt. Was zum einen Schutz bietet - es gab keine nennenswerte Verletzung -, zum anderen ist es besonders spektakulär, wenn diese Hünen im Hulk-Format aufeinander prallen. Apropos Hulk: Außergewöhnlich sind bei Rugbyspielen auch die Zuschauer, denn die Fans führen sich das Vergnügen am liebsten in den buntesten und schrillsten Verkleidungen zu Gemüte. In diesem Jahr war zwar kein Hulk auf der Tribüne im Olympiastadion zu entdecken, dafür allerlei andere Comicfiguren: Wickie war da, Kermit der Frosch, Robbi (ohne Tobbi und Fliewatüüt) oder Puh der Bär. Ansonsten war Federvieh sehr beliebt, Flamingos und allerlei Hühner, es gab Sonnenblumen, Schlümpfe und massenhaft Fantasiekostüme.

Der Veranstalter brachte bayerisches Brauchtum ins Stadion zu Goaßlschnoizan und Schuhplattlern spielte die Blasmusik auf. Es war ein friedliches Fest mit buntem Rahmenprogramm, gerauft wurde nur auf dem Spielfeld. Das Oktoberfest 7s hätte durchaus ein paar Zuschauer mehr verdient als die 27 500, Geschäftsführer Michael Weber hatte zwar mehr erhofft, war dennoch zufrieden. Denn der Veranstalter denkt perspektivisch: "Wenn das nächste Mal jeder Münchner Zuschauer einen weiteren mitbringt, dann sind wir gut dabei."

1,7 Millionen kostet die Veranstaltung, 200 000 schießt die Stadt dazu, was unter dem Strich einen Verlust ergab, wie Weber sagt. Das Turnier sei jedoch ein Format für die Zukunft, das man entwickeln wolle: "Wir hatten nur positive Rückmeldungen, vor allem von den Teams."

© SZ vom 23.09.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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