USA: Banken:Milliardenschwere Boni für Finanzakrobaten

Krise? Welche Krise? Die Wall-Street-Banken schütten so viel Geld an ihre Angestellten aus wie noch nie. Einige Finanzjongleure kassieren besonders ab.

Die Jahre 2008 und 2009 werden als Krisenjahre in die Annalen der Wall Street eingehen. Große, angesehene Banken brachen in sich zusammen, manche konnten in letzter Minute gerettet werden, andere nicht. Während die Welt noch an den Folgen des Wall-Street-Niedergangs laboriert, haben viele US-Banker höchstens ein Problem: Wohin mit dem zusätzlichen Geldsegen?

Dollarnoten, Reuters

Stapelweise Dollarnoten: US-Banker erhalten trotz Krise so hohe Boni wie noch nie.

(Foto: Foto: Reuters)

143.400 Dollar im Durchschnitt

Denn während sich in den USA die Arbeitslosenrate der Zehn-Prozent-Marke nähert, planen die Banken offenbar, in diesem Jahr Rekordgehälter auszuschütten. Insgesamt 140 Milliarden Dollar (94 Milliarden Euro) wollen die 23 größten Häuser der Wall Street an ihre Belegschaft zahlen, errechnete das Wall Street Journal. Das wäre ein Anstieg von 20 Prozent im Vergleich zum vergangenen Jahr, als die Banker 117 Milliarden Dollar bekamen - und sogar deutlich mehr als im Boom-Jahr 2007. Damals mussten sich die Finanzjongleure mit 130 Milliarden Dollar begnügen. Im Schnitt bekäme jeder Banker für das Jahr 2009 143.400 Dollar, errechnete das Wall Street Journal.

Die großzügige Entlohnung kommt nicht von ungefähr. Denn trotz Krise haben viele Banken in den vergangenen Monaten prächtig verdient. Die Erholung an den Aktienmärkten und die Staatsmilliarden haben die Geschäfte der Wall Street belebt. Zugute kommt vielen Instituten auch, dass sie ihre Staatshilfen teilweise schon zurückgezahlt haben. Nun können sie wieder auf Jagd nach großen Banker-Talenten gehen - und diesen entsprechende Summen bezahlen.

Besonders freigiebig ist die Investmentbank Goldman Sachs. Sie vergütet ihre Mitarbeiter mit insgesamt 21,8 Milliarden Dollar - durchschnittlich fallen für jeden Banker 743.112 Dollar ab. Bei Morgan Stanley sind es 263.595 Dollar und bei JP Morgan Chase 133.971 Dollar.

Zu den Instituten mit den Rekordgehältern zählen nicht nur vergleichsweise erfolgreiche Häuser, auch die mit jeweils 45 Milliarden Dollar vom Staat gestützten Konzerne Citigroup und Bank of America sind dabei. Mit besonderer Spannung werden daher diese Woche die neuesten Quartalszahlen der Banken erwartet.

Hohn und Spott

Für neun ehemalige Banker der untergegangenen Bank Lehman Brothers mögen diese Zahlen wie Hohn und Spott klingen. Denn sie fordern von ihrem ehemaligen Arbeitgeber mehr als 100 Millionen Dollar (68 Millionen Euro). Diese stünden ihnen vertragsgemäß zu, berichtete das Wall Street Journal. Die Beiträge zur Altersvorsorge und Aktienoptionen seien ihnen bereits bis zu fünf Jahre vor dem Kollaps der Bank im vergangenen September zugesagt worden.

Unter den Bankern, die so lautstark über ihren Schaden jammern, befinden sich prominente Köpfe wie Riccardo Banchetti und Christian Meissner, die ehemaligen Co-Chefs der Bank und Verantwortlichen für Europa und den Nahen Osten. Sie fordern dem Bericht zufolge mehr als 26 beziehungsweise 17 Millionen Dollar von der Pleitebank.

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