Reden wir über:Erinnerungsarbeit im Badehaus

Reden wir über: Kristina Tschamler.

Kristina Tschamler.

(Foto: Hartmut Pöstges)

Kristina Tschamler leistet Freiwilligendienst in Waldram

Interview Von Silver L. Breitkopf, Wolfratshausen

Der Waldramer Erinnerungsort Badehaus hat eine neue Bundesfreiwillige (Bufdi). Die 18-jährige Kristina Tschamler wurde aus elf Bewerbern ausgewählt und wirkt nun im ehrenamtlichen Team mit. Das Badehaus dokumentiert drei Phasen deutscher Geschichte, von der NS- über die Nachkriegszeit bis ins Heute. Tschamlers Vorgänger war Tilmann Voss.

SZ: Waren Sie schon immer an Zeitgeschichte interessiert?

Kristina Tschamler: Ich muss sagen, während der Schulzeit hielt sich mein geschichtliches Interesse in Grenzen. Das strikte Befolgen des Lehrplans lässt so wenig Freiraum für nahbare Geschichten. Dadurch gestalten sich die Themen oft sehr trocken und so allgemein. Was mich eher interessiert, sind einzelne Biografien und individuelle Geschichten.

Wie entstand Ihr Interesse an einem Bundesfreiwilligen Jahr im Badehaus?

Eva Graf, die sich als eine der "Badehäusler" dafür einsetzte, dass das Badehaus als eine Gedenkstätte erhalten blieb, war während der Schulzeit am Gymnasium Geretsried meine Geschichtslehrerin. Sie berichtete von diesem Projekt, und wir sprachen über die Migrationsgeschichte, die in Waldram lebt. Da hat mich das Interesse erstmals gepackt. Sie war es dann auch, durch die ich in der zwölften Klasse erfuhr, dass das Badehaus Bufdis sucht. Außerdem habe ich durch meinen Vater, der das Badehaus bei der Lichttechnik unterstützt, immer wieder viel über die Arbeit dort mitbekommen. Da ich eh nach dem Abitur noch nicht direkt mit einem Studium beginnen wollte und eine Ausbildung erst mal keine Option für mich war, weil ich einfach nicht gewusst hätte, was für eine, entschied ich mich für ein Freiwilligenjahr zur Orientierung.

Wie haben Sie den Beginn Ihres Bundesfreiwilligenjahres erlebt?

Schon bei meinem Bewerbungsgespräch habe ich mich sehr willkommen gefühlt und mich mit den Kollegen wunderbar verstanden. Dieser Eindruck hat sich bestätigt. Ich wurde herzlich empfangen, das hat den Einstieg leicht gemacht. In die Arbeit wurde oder werde ich noch immer langsam eingearbeitet. Von Tilman Voss, dem vorherigen Bufdi, der noch bis Ende September dabei ist, habe ich viel gelernt. Er kennt die Abläufe aus meiner Anfängerperspektive und konnte mich so ebenfalls unterstützen.

Was ist aus Ihrer Sicht das Besondere an der Arbeit, die das Badehaus leistet?

Hier werden Individualschicksale aufgearbeitet, und das ist so wichtig, damit Geschichte nicht in Vergessenheit gerät. Das Erzählen von individuellen Biografien macht Geschichte greifbarer und emotionaler.

Und was macht die Arbeit für Sie persönlich besonders interessant?

Dass sie so facettenreich ist. Ich helfe dabei, Veranstaltungen zu organisieren und zu planen, kann hinter die Kulissen des Museums blicken, arbeite im Büro mit und kann in Zukunft auch Museumsführungen selbst durchführen. Bis es so weit ist, muss ich mit der Geschichte noch vertrauter werden, aber ich freue mich darauf. Jeder Tag ist anders, und das gefällt mir. Ich bekomme in jeden Bereich einen Einblick.

Haben Sie das Gefühl, dass Ihnen dieses Bundesfreiwilligenjahr helfen wird, sich bezüglich Ihrer zukünftigen Berufswahl zu orientieren?

Definitiv tun sich da gerade enorm viele Optionen für mich auf. Ich merke, dass mir die Veranstaltungsorganisation besonders Spaß macht, was ich vorher nicht gedacht hätte, oder worauf ich so vielleicht auch nicht gekommen wäre. Schon alleine deswegen bin ich sehr dankbar, hier im Badehaus als "Bufdine" arbeiten zu können.

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