Landtagsanfrage:Allgäuer Tierquäler schon länger bekannt

Schon in der Vergangenheit hatten Kontrolleure in den betreffenden Betrieben kranke und unbehandelte Rinder gefunden. Die Grünen-Abgeordnete Steinberger spricht von einer "Dokumentation des Grauens."

Im Allgäuer Tierschutz-Skandal sind weitere Details bekanntgeworden. Wie aus der Antwort des Verbraucherschutzministeriums auf eine Anfrage der Landtags-Grünen hervorgeht, hatten Kontrolleure in den betreffenden Betrieben schon in der Vergangenheit kranke Rinder gefunden, die nicht behandelt wurden. Die Grünen-Abgeordnete Rosi Steinberger sprach von "systematischer Tierquälerei" und einer "Dokumentation des Grauens".

Durch die Veröffentlichung von heimlich aufgenommenen Videos einer Tierschutzorganisation waren im Juli die Missstände aufgeflogen. In der Folge hat die Memminger Staatsanwaltschaft Ermittlungen gegen mehr als ein Dutzend Verdächtige aufgenommen, es handelt sich um Betreiber, Mitarbeiter und Tierärzte mehrerer Betriebe. Bei der Anfrage der Grünen ging es um einen Milchviehbetrieb in Bad Grönenbach, der zuerst wegen Tierquälerei in den Fokus geraten war.

Wie aus der Antwort von Minister Thorsten Glauber (Freie Wähler) hervorgeht, hatten Behörden auch in den Monaten vor Bekanntwerden der Filmaufnahmen immer wieder mangelhaft versorgte Tiere festgestellt. Im April etwa ein lahmes Jungrind, das von den Artgenossen separiert, aber nicht weiter behandelt wurde. Es sei nicht ausreichend, das kranke Tier "sich selbst zu überlassen", bemängelten die Kontrolleure. Einen Monat später entdeckten sie einen Bullen, der ebenfalls nicht vom Tierarzt behandelt wurde. Im Juni wurde bemängelt, dass Kühen, die krankheitsbedingt nicht zur Futterstelle können, kein Futter und kein Wasser gebracht wurde.

Diese Ermahnungen halfen offensichtlich nichts. Bei Kontrollen nach der Veröffentlichung der Videos waren erneut zahlreiche kranke Tiere auf den Höfen des Großbetriebes entdeckt worden. Das Landratsamt Unterallgäu hatte die Beanstandungen als "gering- bis mittelgradig" bewertet. Steinberger, die im Landtag dem Verbraucherschutzausschuss vorsitzt, sieht das anders: "Wie kaltherzig muss man sein, um kranken Tieren auch noch Essen und Trinken zu verweigern?" Sie bezeichnete den Betrieb mit Tausenden Tieren als "tierquälerische Agrarfabrik". Die verhängten Bußgelder seien viel zu gering gewesen, kritisierte die Abgeordnete.

Im Bericht des Ministeriums werden zwei Bußgelder wegen Verstößen gegen tierseuchenrechtliche Bestimmungen aufgeführt, einmal ging es um 178,50 Euro und im anderen Fall um 1106 Euro. Zudem habe das Amtsgericht in Memmingen ein Strafverfahren wegen des Transports eines gehunfähigen Rindes gegen Zahlung von 2000 Euro eingestellt.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: