Bayerische Staatsoper:"Wann kommen die Möbel?" - Nie

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Seit 2008 ist Nikolaus Bachler Intendant der Bayerischen Staatsoper, eine Position, die er noch bis 2021 innehat. (Foto: Stephan Rumpf)

Nikolaus Bachler, Intendant der Bayerischen Staatsoper, pflegt in seinem Büro eine den Kopf befreiende Leere. Das Interieur reicht gerade aus, um ein guter Gastgeber zu sein.

Von Egbert Tholl

Die beste Beschreibung des Büros von Nikolaus Bachler, Intendant der Bayerischen Staatsoper, war eine Frage. Die stellte Bachlers Kollege Ioan Holender, der 18 Jahre lang die Wiener Staatsoper leitete, mithin sich gut auskennen sollte mit Intendantenbüros. Holender also kam in Bachlers Büro, sah sich um und fragte: "Wann kommen die Möbel?"

Sie waren schon alle da. Es sind auch keine mehr dazugekommen. Die ganze Einrichtung ist sehr übersichtlich.

Bachlers Büro ist im Nordwest-Eck des glitzernden Proben-, Werkstatt- und Verwaltungsgebäudes der Staatsoper. Wenn er sich an die Glaswand stellt, sieht er hinunter auf den Marstallplatz, auf dem früher vor allem viele Autos parkten und jetzt die Tische eines Lokals stehen. Und er sieht auch eine schwärende Wunde, den Marstall selbst, jenes Gebäude, in dem das Staatsschauspiel spielt und arbeitet, für das er zusammen mit Martin Kušej - dessen Büro im übrigen genauso karg ist - einen Renovierungsplan erarbeitete, für den sich im Ministerium aber niemand interessierte. Allerdings: Zwei Sommer lang sah Bachler von hier oben auf das lustige Stacheltier von CoopHimmelb(l)au, Experimental-Spielstätte der Opernfestspiele.

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(Foto: Stephan Rumpf)

Die schwarzen Stühle müssen noch weg, sagt Nikolaus Bachler. In der Ecke steht ein Kühlschrank, denn als guter Gastgeber will er immer gekühlte Getränke parat haben. Der Schreibtisch ist aufgeräumt und glänzt.

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(Foto: Stephan Rumpf)

Wer zum ersten Mal ins Büro des Opernintendanten kommt, ist überrascht:

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(Foto: Stephan Rumpf)

Nikolaus Bachler pflegt einen radikalen Minimalismus. Privates findet sich gar nicht.

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(Foto: Stephan Rumpf)

Ein paar wenige Bücher und CDs im Regal, an der Wand das Plakat der letzten von ihm verantworteten Aufführung...

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(Foto: Stephan Rumpf)

...am Wiener Burgtheater vom 30. Juni 2009. Daneben Fotos von Verdi und Wagner, aber das habe keine weitere Bedeutung,

Bachler neigt nicht zu übertriebenen Sentimentalitäten, er schleppt nicht viel mit sich herum. Immerhin, drei Erinnerungsstücke gibt es in seinem Büro, die mit seinem Beruf zu tun haben - Privates findet sich gar nicht. Also, die drei Sachen: Das eine ist das Plakat der letzten von ihm verantworteten Aufführung am Wiener Burgtheater, "Voilà, c'est fini!" vom 30. Juni 2009. Daneben hängen Fotos von Verdi und Wagner, weil die Opern komponiert haben. Wichtig ist hingegen ein Foto von Christoph Schlingensief von 2010 - die beiden waren sich eng verbunden, Bachler brachte eine Schlingensief-Produktion im Stacheltier heraus. Weist Bachler auf dieses Foto hin, aufgenommen wenige Wochen vor Schlingensiefs Tod, dann verschwindet für einen Moment seine überlegen (selbst-)ironische, souveräne, witzige Haltung der Welt gegenüber. Und schließlich gibt es noch ein Foto vom Staatsorchester und Zubin Mehta, aufgenommen im Kashmir. 2013 waren sie das erste westliche Orchester, das dort zu Gast war.

Wichtiger als jede Einrichtung ist Bachler die Durchsprechanlage, mit deren Hilfe er weiß, was im Haus los ist. Möbel gibt es die nötigsten: Einen Smeg-Kühlschrank - "ich bin ein guter Gastgeber, und warmes Bier geht nicht, warmer Weißwein noch weniger". Es gibt einen Stahlglas-Schreibtisch mit ein paar klobigen schwarzen Stühlen davor - "die gehören raus". Es gibt ein Sofa und zwei Sesselchen, von einem Designer, dessen Name er vergessen hat. Darüber hängt ein Bild von einem Künstler, dessen Name er auch nicht weiß, es zeigt Passanten in der Pinakothek der Moderne, die in alle möglichen Richtungen laufen. Nicht stillstehen. Im Eck noch ein Flugzeug-Trolley: "Mit Schubert könnte ich sagen: Ich bin nirgendwo zu Haus."

© SZ vom 01.10.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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