Zwickau:Gedenkbaum für NSU-Mordopfer abgesägt

Der nun abgesägte Baum wurde am 8. September im Gedenken an das erste Mordopfer des NSU, Enver Şimşek gepflanzt. (Foto: Stadt Zwickau)
  • Ein in Gedenken an das NSU-Opfer Enver Şimşek in Zwickau gepflanzter Baum wurde abgesägt.
  • Bisher sind weder Tatzeitpunkt noch Täter bekannt.
  • Die Stadt hat angekündigt, Anzeige zu erstatten.

Ein in Gedenken an ein Mordopfer der Terrorzelle Nationalsozialistischer Untergrund (NSU) gepflanzter Baum ist nach Angaben der Stadt Zwickau abgesägt worden. Die Oberbürgermeisterin der Stadt Pia Findeiß (SPD) zeigte sich in einer Mitteilung bestürzt über die Zerstörung. "Diese ruchlose Tat ist mehr als bloße Sachbeschädigung. Das Absägen des Baumes zeugt von Intoleranz, mangelndem Demokratieverständnis und von Verachtung gegenüber Terroropfern und deren Angehörigen." Laut der Stadt Zwickau sind bisher weder der Tatzeitpunkt noch die Täter bekannt. Die Stadt hat angekündigt, Anzeige zu erstatten.

Die deutsche Eiche war nach Angaben der Stadt am 8. September im Gedenken an Enver Şimşek gepflanzt worden. Die Kosten für den Baum waren durch eine Spende übernommen worden. Uwe Mundlos und Uwe Böhnhardt hatten am 9. September 2000 neunmal auf den Blumenhändler Şimşek gefeuert, der zwei Tage später an den Folgen seiner Schussverletzungen starb. Şimşek war das erste von zehn Mordopfern des NSU. Neun weitere Bäume für die anderen Opfer des NSU waren geplant.

Die Terrorzelle Nationalsozialistischer Untergrund, bestehend aus Beate Zschäpe, Uwe Mundlos und Uwe Böhnhardt, lebte fast 14 Jahre lang im Untergrund - zuletzt in Zwickau. In dieser Zeit ermordeten die beiden Männer neun Gewerbetreibende türkischer und griechischer Herkunft sowie eine Polizistin. Sie verübten zwei Sprengstoffanschläge mit vielen Verletzten und ein Dutzend Raubüberfälle. 2011 war der NSU aufgeflogen. Mundlos und Böhnhardt nahmen sich das Leben, Beate Zschäpe wurde wegen Mordes, Mitgliedschaft in einer terroristischen Vereinigung und schwerer Brandstiftung zu lebenslanger Haft verurteilt.

© Sz.de/dpa/hij - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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