Finanzbranche:Der nächste Versuch

Deka Bank Logo am Trianon Hochhaus in Frankfurt am Main am Abend *** Deka Bank logo at the Trianon h

Steht in fast direkter Nachbarschaft zur Helaba: Hauptsitz der Deka-Bank in Frankfurt.

(Foto: imago images / STPP)

Die Sparkassen und Landesbanken sollen eine gemeinsame Zentralbank schaffen. Klappt es diesmal?

Von Jan Willmroth, Frankfurt

Die Mitteilung war knapp gehalten, vor allem hat sie jemand sehr vorsichtig formuliert. Zu den prägenden Eigenheiten der deutschen Sparkassen gehört es ja, dass immer ziemlich viele Funktionsträger mitzureden haben, und in dieser frühen Phase soll möglichst niemand verschreckt werden. Sonst verschwände das Lieblingsprojekt de obersten Sparkassenpräsidenten Helmut Schleweis, die Schaffung eines einzelnen, großen Zentralinstituts für alle 379 Sparkassen, gleich nach dem ersten Schritt in diese Richtung wieder in der Schublade. Jeder vergleichbare Versuch in der Geschichte scheiterte.

Das soll nicht schon wieder passieren, auch deshalb die Zurückhaltung. Den "ersten Schritt" beschrieb der Deutsche Sparkassen- und Giroverband (DSGV) in einer Mitteilung am Dienstagnachmittag. Die Dekabank und die Landesbank Hessen-Thüringen, das hatten die Landespräsidenten und Obleute zuvor in einer gemeinsamen Sitzung in Berlin beschlossen, sollen eine Fusion prüfen. Wobei der genaue Wortlaut von dem großen F-Wort sehr weit weg ist: Schleweis solle mit den beiden Instituten "Gespräche mit dem Ziel einer engeren Zusammenarbeit" aufnehmen. Die von Schleweis vorgestellten Überlegungen hätten "die grundsätzliche Unterstützung" der Teilnehmer erhalten. Noch geht es ja nicht um Details.

Auf die wird es am Ende ankommen, wenn Helmut Schleweis seinen Plan weiter verfolgt. Vor gut einem Jahr waren die Ideen des 65-Jährigen erstmals bekannt geworden. Aus den noch immer fünf Landesbanken, acht Bausparkassen und elf Versicherern sowie dem Vermögensverwalter Deka soll ein großes Institut nach dem Vorbild der genossenschaftlichen DZ Bank werden. Dazu gehört für Schleweis auch, die Verquickung mit der Politik zu lösen: Alle Landesbanken sollen den Sparkassen allein gehören und nicht mehr Institute, die den politischen Interessen von Finanzministern dienen. Also Schluss mit Strukturpolitik, maximalen Erträgen und Dividenden im Sinne der Landesregierungen. Das neue Zentralinstitut solle nur noch "dienenden Charakter" haben, hatte Schleweis im Frühjahr gesagt.

Den Befürwortern gelten die Vorteile des Schleweis-Plans als offensichtlich

Nachdem es zwischenzeitlich ruhig geworden war um seine Idee, hat Schleweis jetzt immerhin eine politische Absichtserklärung erreicht. Einstimmig sei diese beschlossen worden, heißt es in Sparkassenkreisen. "Man hat grundsätzlich akzeptiert, dass das jetzt ausgelotet werden soll", versucht es ein mit den Gesprächen Vertrauter einzuordnen. Es habe sich die Erkenntnis durchgesetzt, dass etwas passieren müsse. Sprich: Unter anderem angesichts dauerhafter Niedrigst- und Negativzinsen und des unveränderten Konkurrenzdrucks im deutschen Bankensektor sind die vielschichtigen Strukturen in den Augen vieler zu teuer geworden.

Den Befürwortern gelten die Vorteile des Schleweis-Plans denn auch als offensichtlich: Weniger Banken mit einem klareren Auftrag kämen mit weniger Beschäftigten aus, es gäbe weniger Doppelstrukturen und Konkurrenz untereinander, es gäbe weniger Zuständigkeiten, Gremien und Abstimmungsbedarf - und die Sparkassen wären die ewigen Konflikte mit den Bundesländern los.

Gegen die Vision einer einzigen Sparkassen-Zentralbank mutet das "wir sprechen mal miteinander" bei Deka und Helaba zaghaft an. Schleweis verbindet das Ganze mit der Einladung an andere Unternehmen der Gruppe, sich dem Projekt anzuschließen. Der hessisch-thüringische Sparkassenpräsident Gerhard Grandke hatte zuletzt von einer "Koalition der Willigen" gesprochen, zu der nun bis auf Weiteres Helaba und Deka gehören sollen. Immerhin handeln diese aus einer Situation der relativen Stärke: Sie sind profitabel und kämpfen nicht wie Commerzbank und Deutsche Bank gegen Verluste an.

Inwiefern ein Zusammengehen der Institute sinnvoll wäre, darauf gab es in Sparkassenkreisen am Mittwoch aber kaum ausführliche Antworten. Es hieß lediglich, dass sie sich gut ergänzten. Die Deka etwa verwaltet Vermögen in unterschiedlichsten Fonds, hat viel Liquidität und investiert in Immobilien, die Helaba finanziert letztere, vergibt Kredite und macht in Zahlungsverkehr und Handelsfinanzierung. Dafür müsste die Helaba bei einem Zusammenschluss die Frankfurter Sparkasse und ihre Wohnungsbau- und Verwaltungsgesellschaften abgeben, mithin zwei Pfeiler ihres Geschäfts. Allein diese groben Zusammenhänge zeigen, wie unwahrscheinlich eine Fusion der Institute als Nukleus einer Super-Landesbank momentan ist.

Zumal der Widerstand aus dem Süden der Republik ungebrochen scheint. Vor allem in Baden-Württemberg, wo Schleweis vor seinem Amtsantritt Chef der Heidelberger Sparkasse war, ist man skeptisch: Wenn sich Deka und Helaba lediglich ergänzen, wo soll dann der große Kosteneffekt herkommen? Den Wunsch nach einem Ende der politischen Beteiligung im Fall der Stuttgarter Landesbank LBBW gibt es dort nicht. Auch in Bayern gibt es wenige Fans. Hessens Landesfinanzminister Thomas Schäfer (CDU) zeigte sich offen für die Gespräche, betonte aber, "hessische Interessen" müssten gewahrt bleiben. Und Baden-Württembergs Sparkassenpräsident Peter Schneider hatte auf dem Kommunalforum der Sparkassen in Baden-Baden zu tun, war bei dem einstimmigen Beschluss also gar nicht erst dabei.

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