Tierpark Hellabrunn:Der Beginn eines einzigartigen Artenschutzprojekts

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Bachforellen für den Artenschutz: Aus dem Fischbruthaus im Mühlendorf in die Plastiktüte und von dort in den Auer Mühlbach (Foto: Moses Omeogo)
  • Eine bisher unbekannte Krankheit bedroht Bachforellen in der Isar und im Auer Mühlbach.
  • Weil die Bestände schwinden, hat der Tierpark Hellabrunn ein bislang einzigartiges Artenschutz-Projekt initiiert.
  • Hunderte im Fischbruthaus des neuen Mühlendorfs aufgezogene Bachforellen werden im Auer Mühlbach ausgesetzt.

Von Thomas Anlauf

Die Regentropfen zeichnen konzentrische Ringe auf die Wasseroberfläche. "Ideales Wetter für Bachforellen", sagt Frank Müller und lacht. Er steht in Gummistiefeln mit Tierparkdirektor Rasem Baban in dem Tümpel am Auer Mühlbach, gemeinsam kippen sie aus weißen Eimern kleine Fische ins moosgrüne Wasser. Es sind Bachforellen, gerade mal etwas älter als ein Jahr und noch ziemlich winzig.

Es ist ein in Hellabrunn bislang einzigartiges Projekt: Hunderte, im Fischbruthaus des neuen Mühlendorfs aufgezogene Bachforellen, sind nun groß genug, dass sie in die Freiheit entlassen werden können. Sie seien nun "kräftig genug, um zu überleben. Sie werden sukzessive in den Auer Mühlbach entlassen, sodass sie sich ungehindert ihren Lebensraum suchen können", sagt der Kurator und Bereichsleiter des Hellabrunner Aquariums.

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Erst dank des großen Fischbruthauses im Mühlendorf, das im Juli vergangenen Jahres eröffnet wurde, konnte der Tierpark mit der anspruchsvollen Aufzüchtung der eigentlich in der Isar und dem Auer Mühlbach heimischen Bachforellen beginnen. Das Problem: Fast alle in der Isar eingesetzten Bachforellen sterben keines natürlichen Todes.

"Sie sind massiv bedroht durch Krankheit, Freizeitdruck an der Isar und durch andere Tiere", sagt Tierparkdirektor Baban. Vor allem das Bachforellensterben bereitet Forschern seit vielen Jahren Kopfzerbrechen. Im Spätsommer verenden die Fische innerhalb weniger Tage an einer Krankheit, deren Ursache noch nicht eindeutig geklärt ist. Betroffen davon sind aber nicht die Jungfische, wie sie derzeit in den Auer Mühlbach gesetzt werden, sondern ältere Exemplare mit drei oder vier Jahren.

Jedes Jahr im Spätsommer sterben die Bachforellen in der Isar und im Auer Mühlbach an einer bisher unbekannten Krankheit. (Foto: Robert Haas)

Dennoch will der Tierpark den nun ausgesetzten Jungfischbestand genau beobachten. Bei der nächsten Bachauskehr des Auer Mühlbachs in voraussichtlich eineinhalb Jahren werden sämtliche ausgesetzten und markierten Bachforellen gezählt, um zu sehen, wie viele überlebt haben. "Ziel des Artenschutzprojekts ist es, dass wir es auch in eine wissenschaftliche Beobachtung überführen", sagt Baban.

Das Mühlendorf mit dem Fischbruthaus ist ein groß angelegtes Projekt zum Schutz der heimischen Biodiversität. Das Aufzuchtprogramm mit den Bachforellen soll in Zukunft auch mit anderen gefährdeten Arten fortgeführt werden. Im kommenden Jahr wird in Kooperation mit den Isarfischern die Europäische Äsche aufgezogen und in den Auer Mühlbach eingesetzt. Für die Tierparkbesucher sind sie dann verschwunden, aber dafür schwimmen sie in Freiheit.

© SZ vom 10.10.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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