Basketball:Morgen Helden, heute Panik

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Bundesligist Bayreuth sieht sich hohen Erwartungen ausgesetzt.

Von Felix Haselsteiner

Überrascht ist Raoul Korner nicht, soviel steht fest. Der Österreicher hatte da schon so eine Vorahnung gehabt, dass es kein leichtes Jahr werden würde am Basketballstandort Bayreuth: "Ich wusste, es wird mehr Zeit brauchen, als uns lieb ist", sagt Korner. Die Bayreuther haben sich vor der Saison fast komplett neu aufgestellt, übrig geblieben sind im Kader des oberfränkischen Bundesligisten eigentlich nur die wichtigen deutschen Spielerfiguren Bastian Doreth, Andreas Seiferth und Lukas Meisner - und der Trainer. Seit 2016 ist der 45-jährige Korner Head Coach, in den ersten zwei Jahren hat er die Bayreuther in die Playoffs geführt, dazu sagt er, man habe in diesem Zeitraum "überperformt". Den zwölften Platz aus der vergangenen Saison sieht Korner daher weitaus weniger dramatisch als viele im Bayreuther Umfeld.

Dasselbe gilt auch für den Saisonstart. Drei Niederlagen aus den ersten drei Spielen stehen da zu Buche, gegen Bamberg zum Auftakt, gegen den Mitteldeutschen Basketball-Club im Pokal und schließlich bei den Merlins Crailsheim. "Es war holprig mit Ansage", sagt Korner: "Die Vorbereitung war leider nicht reibungslos, einige Spieler sind noch nicht auf dem Level, auf dem wir sie brauchen." Zudem sei man eben noch nicht auf dem Niveau eingespielt, das nötig wäre, um die Bayreuther Spielweise aus Erfolgszeiten wieder aufleben zu lassen. "Wir müssen aus dem Kollektiv Tempo kreieren", sagt Korner: "Individuell sind wir nicht gut genug, um Spiele durch Einzelleistungen zu gewinnen." Das zu entwickeln, dauere eben länger, als einen einzelnen Topspieler in gute Positionen zu bringen, sagt Korner. Kritisch bleibt er allerdings dennoch, sagt, vor allem in Eins-gegen-Eins-Situationen müsse die Mannschaft dringend noch besser werden.

Was Korner auf jeden Fall verhindern möchte, ist, dass erneut ein Negativstrudel entsteht: Erst im Frühjahr hatten die Bayreuther sechs Spiele in Serie verloren, damals sprach Korner von der "schwersten Phase" in seiner Amtszeit. Der Trainer zitiert daher seinen Spieler Bastian Doreth, der nach der jüngsten Bundesliganiederlage analysierte: "Man kann sich nicht 'Heroes of tomorrow' überall drauf schreiben und dann nach zwei Spielen in Panik verfallen." Heroes of tomorrow, Helden von morgen - der Leitspruch der Bayreuther scheint zwei Eigenschaften zu fordern, die im Vereinsumfeld nicht immer vorzufinden sind: Ruhe und Realitätssinn. Dass Medi Bayreuth kein Playoff-Team sei, müsse endlich klar werden, betont Korner immer wieder und äußert Befürchtungen: "Der übertriebenen Erwartung wird der Standort Bayreuth auf lange Sicht nicht standhalten." Man müsse sich auf das Marketing-Credo schon einlassen, meint der Österreicher: "Nach einem schwachen Saisonstart gleich wieder Konsequenzen zu fordern, war vor meiner Zeit hier schon so. Und das war nicht erfolgreich."

Korner gibt sich an den verschobenen Erwartungen jedoch auch selbst eine Mitschuld: "Wir hätten das damals viel klarer kommunizieren müssen", findet er. "Ich bin ein ehrgeiziger Mensch, natürlich dachte ich auch nach zwei sehr erfolgreichen Jahren, es würde vielleicht einfach weitergehen."

Die gewünschte Ruhe würde in Bayreuth wohl am schnellsten einkehren, wenn beim Frankenderby am Sonntag gegen Würzburg in der heimischen Halle der erste Saisonsieg gelingt: "Wir brauchen einfach nur ein Erfolgserlebnis - Würzburg wäre eine gute Gelegenheit dafür", sagt Korner, der vom Umschwung überzeugt ist: Der Überraschungs-Halbfinalist aus der vergangenen Saison, Rasta Vechta, sei 2018 gar mit vier Niederlagen gestartet, sagt Korner. Es sei also weiterhin "alles möglich".

© SZ vom 11.10.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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