Gesundheitspolitik:Schlagabtausch um Kinderkliniken

Gesundheitspolitik: Kinder- und Jugendkliniken brauchen Unterstützung - nur welche, darüber streiten die Parteien.

Kinder- und Jugendkliniken brauchen Unterstützung - nur welche, darüber streiten die Parteien.

(Foto: Catherina Hess)

Die Landtags-SPD sieht die Versorgung gefährdet, die CSU hält im Plenum dagegen

Von Dietrich Mittler

Der Kampf um eine bessere Finanzierung der Kinder- und Jugendmedizin währt schon lange. 2014 etwa startete die bundesweite Aktion "Rettet die Kinderstation". Am Donnerstag eröffnete die SPD-Fraktion mit einem Dringlichkeitsantrag im Plenum eine neuerliche Offensive, um Kinderstationen und Kinderkliniken finanziell besser auszustatten. "Es kann nicht sein, dass schwer kranke Kinder abgewiesen werden, weil ihre Behandlung nicht rentabel ist", betonte Ruth Waldmann, die gesundheitspolitische Sprecherin der SPD-Landtagsfraktion, vor der Sitzung. Ihre Forderung: Die Staatsregierung solle alle Hebel in Bewegung setzen, um Schließungen von Kinderstationen in Bayern zu verhindern. Zumindest bei den Universitätskliniken sei ihr das aus eigener Kraft möglich.

Waldmann ist sich durchaus bewusst, dass sie hier ein heißes Eisen aufgegriffen hat, denn manche Häuser mögen es gar nicht, mit diesem Thema in Verbindung gebracht zu werden. Die Universitätsklinik Würzburg ist dafür ein Beispiel, wie das Dementi des stellvertretenden Direktors der Würzburger Kinderklinik, Helge Hebestreit, auf einen Bericht des Bayerischen Rundfunks zeigt. Der Eindruck, "dass auch in Würzburg die Versorgung chronisch oder schwer kranker Kinder und Jugendlicher gefährdet sei", entspreche nicht den Tatsachen, teilte Hebestreit da mit. Nie habe ein Patient abgewiesen werden müssen.

Waldmann indes führt andere Beispiele auf: "Zuletzt hat zum Beispiel die Abteilung für Kinder- und Jugendpsychosomatik des Münchner Klinikums rechts der Isar der TU München ihre Schließung angekündigt", sagte sie. Bestärkt fühlt sich Waldmann durch Mediziner, die kritisieren, dass die Finanzierung der kindermedizinischen Leistungen in den Krankenhäusern über sogenannte Fallpauschalen nicht ausreiche. Allein die Personalkosten in Kinderkliniken, so heißt es, lägen um 30 Prozent höher als in der Erwachsenenmedizin.

Bei der CSU indessen kommt Waldmanns Vorstoß gar nicht gut an: "Den müssen wir ablehnen, weil er zu dramatisch formuliert ist", sagte Bernhard Seidenath, der gesundheitspolitische Sprecher der CSU-Landtagsfraktion, am Donnerstag. Die Lage sei "zwar ernst", aber die SPD-Darstellung schieße schlicht und einfach über das Ziel hinaus. Die CSU hat deshalb einen eigenen Antrag ins Spiel gebracht, um die stationäre Versorgung von kranken Kindern "auskömmlich zu finanzieren". Die Staatsregierung wird darin unter anderem aufgefordert, sich auf Bundesebene "weiterhin für eine ausreichende Finanzierung der Kinderkrankenhäuser" einzusetzen. Kinder, und darin stimmt die CSU durchaus mit der SPD überein, seien "keine kleinen Erwachsenen", sondern sie bedürften - gerade im Krankheitsfall - einer besonderen Versorgung.

In Bayern gibt es aktuell laut Seidenath 43 Krankenhäuser mit der Fachrichtung Kinder- und Jugendmedizin, beziehungsweise Kinderchirurgie. Hinzu kommen weitere 37 Häuser im Bereich der Kinder- und Jugendpsychiatrie und -psychotherapie. Richtig sei zwar, dass insbesondere in den Ballungsräumen in einzelnen Häusern "zeitweise immer wieder Betten nicht betrieben" werden könnten. Aber: "Anders als in anderen Bundesländern gab es in Bayern in den vergangenen zehn Jahren keine Schließung einer gesamten Fachrichtung für Kinder- und Jugendmedizin", argumentieren die CSU-Gesundheitsexperten. Das sieht auch Gesundheitsministerin Melanie Huml (CSU) so: "Soweit es in Einzelfällen zu Bettenschließungen kam, waren diese überwiegend auf fehlendes Fachpersonal zurückzuführen", sagte sie, "und weniger auf wirtschaftliche Gründe." Daher ist es für die Ministerin unstrittig: "Die medizinische Versorgung von Kindern in unseren bayerischen Krankenhäusern ist auf hohem Niveau gesichert."

Ruth Waldmanns Forderungen - also auch jene nach der Einrichtung eines bayerischen Fonds für finanziell belastete Kinderstationen - wurden nach einer leidenschaftlichen Debatte abgelehnt. Bayerns Krankenkassen verfolgten unterdessen die aktuelle Auseinandersetzung mit Interesse. Sophie Schwab zum Beispiel - sie ist die Leiterin der Landesvertretung der DAK-Gesundheit - sagte: "Es ist genug Geld im System. Und bei richtiger Weiterentwicklung der Krankenhausstrukturen würde es besser verteilt werden, was dann auch den Kinderkliniken und -stationen zugute käme."

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