Plan W Salon:"Das eigene Feuer darf niemals ausgehen"

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"Was mich antreibt, ist die Tatsache, dass wir alle nur begrenzte Zeit auf der Welt sind ", erzählt Grünen-Politikerin Katharina Schulze beim PLAN W Salon. (Foto: Sebastian Gabriel)

Wie kann man sich und andere Menschen motivieren? Auf dem Plan-W-Salon der SZ berichten Politikerinnen und Unternehmerinnen, welche Erfahrungen sie gemacht haben - und welche Fehler man vermeiden sollte.

Von Christian Bellmann, München

Es gibt Tage, an denen kann man sich einfach nicht aufraffen. Noch eben die Welt retten? Nein, heute lieber nicht. Zu gering ist die Kraft, wichtige Dinge in Angriff zu nehmen. Zu groß sind die Zweifel an der Sinnhaftigkeit und Wirkung des eigenen Handelns. Und dann ist da auch noch das schlechte Wetter, und das heimische Sofa erscheint umso attraktiver. Die Decke über den Kopf, statt raus in die Welt, so etwas kennt jeder.

Doch wie schafft man es, motiviert zu bleiben und bestenfalls auch noch andere Menschen mit der eigenen Motivation anzustecken? Die Grünen-Politikerin Katharina Schulze beantwortet die Frage auf dem von der SZ veranstalteten Plan W Salon so: "Was mich antreibt, ist die Tatsache, dass wir alle nur begrenzte Zeit auf der Welt sind. "Daher ist für mich entscheidend, diese Zeit für möglichst sinnvolle, gute und schöne Dinge nutzen." Schulze sitzt für ihre Partei seit 2013 im Bayerischen Landtag und ist seit 2017 eine der beiden Fraktionsvorsitzenden. Immer sei sie natürlich auch nicht hoch motiviert, sagt die 34-Jährige. Dabei wirkt sie nach außen genau so. Schulze ist energiegeladen, manchmal laut - und oft direkt. Sich zu verstellen, damit sei man auch als Politiker nicht gut beraten, findet sie. "Die Leute merken, ob du echt bist oder nicht."

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Dazu gehört für sie auch, anzupacken statt zu reden. Schulze orientiert sich an einen Satz, den ihre Eltern immer gesagt haben: Du bekommst die Welt nicht besser gemeckert, sondern nur besser gemacht.

Auch eine andere Erkenntnis motiviert Schulze nach eigenen Aussagen sehr. "Ich bin nicht alleine, es gibt viele Menschen, die die gleichen Ziele verfolgen", sagt sie. Oft sei einem das nicht bewusst. "Es hilft aber, sich mit diese Menschen zusammenzutun." Motiviert zu sein und andere zu motivieren, das funktioniere nur, wenn man sich selbst gut fühlt, mit dem was man tut. "Es ist wichtig, sich immer wieder zu fragen, ob man an Ort und Stelle richtig ist."

Dazu gehört allerdings Konsequenz, vor allem im Beruf. Davon kann die Gründerin und Bloggerin Sabine Sikorski berichten. Ihr Ratschlag lautet: "Wenn ich mit dem Chef nicht klarkomme und merke, das Unternehmen ist nicht das richtige für mich, dann sollte ich es lassen."

PLAN W-Redaktionsleiterin Kathrin Werner diskutiert beim Panel mit Sabine Sikorski, Nicole Damani, Wiebke Köhler und Thomas Kirchner. (Foto: Sebastian Gabriel)

Sich dort einzubringen, wo sich das eigene Potenzial am besten entfaltet, ist auch für Thomas Kirchner entscheidend. Der junge Ingenieur hat 2014 das Münchener Technologieunternehmen Proglove gegründet, das kürzlich 40 Millionen Dollar von Investoren eingesammelt hat. Der Erfolg hat allerdings Nebeneffekte: Je größer Proglove wurde, desto mehr musste sich der Tüftler mit Organisatorischem beschäftigen. "So etwas macht mir keinen Spaß", sagt Kirchner.

Die lähmende Angst vor dem Scheitern ablegen

Schnell stand für ihn fest, dass es so nicht weitergeht. Ende 2018 heuerte er mit Andreas König einen externen Geschäftsführer an. König brachte umfangreiche Erfahrung mit, etwa aus seiner Zeit bei den Technologieriesen Netapp und Teamviewer. Kirchner kann sich seitdem wieder vollständig seiner Lieblingstätigkeit widmen: der Entwicklung neuer Technologien und Produkte. Neues zu wagen, das bedeutet für Kirchner auch, die lähmende Angst vor dem Scheitern so gut es geht abzulegen. "Fragt man sich, was das Schlimmste ist, das passieren kann, fällt einem oft nichts ein", sagt der Technologieexperte. Diese Einstellung versucht er auch neuen Teammitgliedern zu vermitteln. Kirchner weiß, wovon er redet: Vor Proglove ist er mit vier Firmengründungen gescheitert.

Auch wenn die Liste der Aufgaben endlos scheint - wer mit seinem Handeln die Welt ein bisschen besser machen will, muss Pausen einlegen. 24 Stunden am Tag und sieben Tag in der Woche immer auf Hochtouren zu laufen, das geht auf Dauer nicht. Da ist sich Grünenpolitikerin Schulze sicher. "Es sollte zwischendurch immer noch Zeit für ein Eis bleiben, oder für etwas anderes Schönes", findet sie. "Das eigene Feuer darf niemals ausgehen, das ist ganz wichtig."

© SZ vom 12.10.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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