Klagen über Ruhestörungen und Sprayer:Feiernde Jugendliche stressen Rentner

Lesezeit: 3 min

Hinter der Bank auf der Kneippinsel liegt Müll. Die Balken der Rückenlehne sind teils mit Graffiti bemalt. (Foto: Carmen Voxbrunner)

Anlieger der Brucker Kneippinsel fühlen sich von Stadt und Polizei allein gelassen

Von Jakob Mandel, Fürstenfeldbruck

Eine enge Gasse zwischen dem Schuhgeschäft Pleil und dem Café Fino führt von der Schöngeisinger Straße nach Süden. Durch sie kommt man zur Amper, über die der historische Silbersteg führt, und zur Kneippinsel. Dort, nahe dem Zentrum von Bruck, gibt es häufig Klagen über Ruhestörungen und Sprayer. Die Pressesprecherin der Stadt, Tina Rodermund-Vogl, erklärt, der Stadt sei es kaum möglich, das Gebiet zu schützen. Ein Sicherheitsdienst wäre zu teuer, eine Absperrung lehnten die Bürger ab. Die Bürger, die um die Kneippinsel herum wohnen, bringen für diese Aussagen nur wenig Verständnis auf. Sie wissen zwar, dass man den Silbersteg als wichtigen Fußweg in der Stadt nachts nicht sperren könne. Allerdings hätten sie seit Jahren Lärmbelästigungen zu erdulden, ohne dass die Stadt etwas dagegen und zum Schutz der Kneippinsel unternehme.

Ein 53-jähriger Anwohner berichtet: "Bis zu fünf Mal in der Woche kommt Lärm von der Kneippinsel, laute Musik und Schreie. Ich habe trotz starker Dämmung und dreifach verglasten Fenstern keine Ruhe." Eine Anwohnerin vom gegenüberliegenden Ufer sagt, große Mengen an Glasflaschen würden in die Amper geworfen, sie zersplitterten oft. Ein 76 Jahre alter Rentner, der an der Kneippinsel wohnt, erzählt, wie sich junge Mädchen vermutlich wegen Alkohols übergeben, Leute auf dem Pflasterplatz auf der Insel Feuer gemacht oder Feuerwerkskörper gezündet hätten. Eine 78-Jährige berichtet, sie wolle die Brücke aus Angst nicht mehr überqueren. Auf Rufe, die Unruhestifter sollten leise sein, würden Steine geworfen. Ihren Garten nutzen diese Brucker nach eigenen Angaben wegen des Lärms kaum. Rund 50 Anwohner seien betroffen.

Dabei haben sie bereits Versuche unternommen, die Kneippinsel zu beruhigen. Gespräche mit den Jugendlichen, die meist aus der Buchenau oder Eichenau kämen, seien wirkungslos geblieben, auch weil die Gruppen, die sich dort treffen, nicht zusammen gehörten. Wenn sie die Polizei anriefen, seien häufig keine Beamten verfügbar, die sich um eine Ruhestörung kümmern könnten, besonders vor 22 Uhr. Erst von dieser Zeit an gilt nach der Lärmschutzverordnung Fürstenfeldbruck die Nachtruhe.

Der 76-jährige Rentner hat 2014 einen Brief an die Stadt und den damaligen Oberbürgermeister Klaus Pleil (BBV) geschickt sowie einen Antrag in die Bürgerversammlung gestellt. Infolge des Briefs sei man nach mehrmaliger Nachfrage an das Amt für Sicherheit und Ordnung verwiesen worden. Das habe den Sicherheitsdienst Lutzeier beauftragt, auf der Kneippinsel zu patrouillieren. Keiner der Anwohner hat die Securitykräfte gesehen, auf spätere Nachfrage sei dem Rentner gesagt worden, es gebe nur einen "sporadischen Auftrag". Auf der Bürgerversammlung habe Pleil den Anwohnern zugesagt, "dass man sich kümmern werde", berichtet der Rentner. Doch es sei nie etwas passiert.

Da die Initiativen der Anwohner vor seiner Zeit stattgefunden hätten, habe er keine Kenntnis davon, sagt OB Erich Raff (CSU): "Das Problem ist mir neu." Einen Sicherheitsdienst wie am Niederbronner Platz oder in der Buchenau sei zwar finanziell darstellbar: "An dem soll es wirklich nicht scheitern." Doch zweifelt er die Sinnhaftigkeit von Maßnahmen auf der Kneippinsel an. "Ein Sicherheitsdienst kann nicht rund um die Uhr da sein." Den Vorschlag der Anwohner, die Verbuschung zu reduzieren, um die "fehlende soziale Überwachung" der Insel zu verbessern, lehnt Raff ab. Das Beschneiden der Büsche hätte einen negativen Einfluss auf den Lärm, und außerdem sei der Stadtrat für Begrünung.

"Ist es zielführend?", fragt Raff bezüglich der Vorschläge. Er bezweifelt das grundsätzlich. Erstens seien die Maßnahmen immer nur von vorübergehender Dauer und zweitens löse man damit kein Problem, sondern verschiebe sie nur. Die Gruppen versammelten sich dann an anderer Stelle. Wegen der Schmierereien an Silbersteg und Kneippinsel hat Raff resigniert: "Da werde ich kein Geld mehr in die Hand nehmen." Sobald etwas neu gestrichen sei, werde wieder gesprayt. An dieser Stelle wäre das Geld falsch ausgegeben, die Stadt habe genug karitative Initiativen, die sie unterstützen könne.

Rodermund-Vogl betont als Sprecherin der Stadt, Fürstenfeldbruck habe sich sehr wohl um die Kneippinsel gekümmert. Von April bis September 2015 habe ein privater Sicherheitsdienst die Kneippinsel überwacht, was im folgenden Jahr wegen mangelnder Nachfrage nicht mehr nötig gewesen sei. "Eine erneute Beauftragung des Unternehmens erfolgte für Juli und August 2017, vermutlich aufgrund von Beschwerden, und es wurde täglich kontrolliert", sagt Rodermund-Vogl. Dabei sei an 41 Tagen nichts Besonderes vorgefallen. Für 2018 und 2019 habe es keine Beschwerden und deshalb keinen Sicherheitsdienst gegeben. Die Polizei habe der Stadt ebenfalls vermittelt, dass die Kneippinsel keine Probleme verursache.

Die Chefin der Brucker Polizeiinspektion, Nina Vallentin, sieht die Pflicht der Polizei erfüllt. "Die Kollegen fahren in der Regel hin, sprechen mit den Jugendlichen und erteilen gegebenenfalls Platzverweise", erklärt sie. Grundsätzlich sei es aber erlaubt, auf der Kneippinsel zu feiern, was für Jugendliche auch ganz normal sei. Da die Insel keine konkrete Adresse habe, gebe es keine genauen Zahlen zu Einsätzen dort. Außerdem gebe es verschiedenste Treffpunkte von Jugendlichen in Fürstenfeldbruck. Sie zeigt sich aber dafür offen, mit den Anwohnern an dem Problem zu arbeiten.

© SZ vom 12.10.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: