Ausstellung im Klosterpavillon:Noch immer kaputt

Dieter Wieland - Grün kaputt

Dieter Wieland (Mitte) bei der Ausstellungseröffnung im Kloster Beuerberg. Dort ist im Pavillon nun "Grün kaputt" zu sehen.

(Foto: Manfred_Neubauer)

Der Filmemacher Dieter Wieland hat 1983 mit "Grün kaputt" viele bayerische Bau- und Naturfrevel dokumentiert. Nun erlebt die Bilderausstellung im Kloster Beuerberg eine Wiederauflage - denn verändert hat sich im Landschaftsbild seitdem nur wenig

Von Florian Zick, Beuerberg

Die Bilder zeigen verbreiterte Dorfstraßen, streng rechtwinklig eingezäunte Gärten oder einen klotzigen Garagenbau, dem offenbar ein alter Baum weichen musste, daneben nur noch der blanke Stumpf. "Wenn man sich das so anschaut, es ist nichts besser geworden", fällt ein Besucher im Vorbeigehen sein doch recht vernichtendes Urteil. Schließlich sind die Bilder nicht erst gestern aufgenommen worden. Im Gegenteil: Sie sind schon fast 40 Jahre alt.

Es war das Jahr 1983, als der Dokumentarfilmer Dieter Wieland gemeinsam mit seinen Kompagnons Peter M. Bode und Rüdiger Disko den Bildband "Grün kaputt - Landschaft und Gärten der Deutschen" herausgebracht hat. Der Katalog war eine schonungslose Abrechnung mit den damaligen Verwirrungen beim Hausbau und der Landschaftsgestaltung. Ein altes Fachwerkhaus, dem im Erdgeschoss breite Fenster eingepflanzt worden sind, ein streng begradigter Bachlauf: "Wir haben mit einer solchen Lust das Hässliche fotografiert", erinnert sich Wieland. "Herr Disko hat oft gefährlich gebremst, wenn er an der Landstraße wieder ein greißliges Haus oder einen nutzlos umgesägten Baum entdeckt hat", so der heute 82-Jährige. Die Aufnahmen hätten sie aber auch sehr wütend gemacht, sagt Wieland. "Wir waren richtig verzweifelt."

Seit Samstag ist die Ausstellung "Grün kaputt" nun noch einmal im Pavillon des Klosters Beuerberg zu sehen. Der grüne Landtagsabgeordnete Hans Urban und der Bund Naturschutz haben sich dafür eingesetzt, dass die alten Fotos als Ergänzung zur derzeit im Kloster laufenden Heimat- Ausstellung noch einmal öffentlich gezeigt werden. Die bayerische Architektur und der Umgang mit der Landschaft - das gehöre schließlich irgendwie auch zur Heimat, so Urban.

Der am Staffelsee lebende Wieland ist persönlich nach Beuerberg gekommen. Er ist von dem einstigen Trio der letzte Verbliebene. Rüdiger Disko ist schon 2006 gestorben, Peter M. Bode folgte ihm vergangene Woche. Einen Tag vor der Ausstellungseröffnung war die Beerdigung. Entsprechend tief bewegt zeigte sich Wieland, schimpfte aber auch umso kraftvoller auf Geschmacksverirrungen bei Architektur und Gartenbau - ganz so, als müsse er nun für drei sprechen.

Dieter Wieland - Grün kaputt

Für die Wiederauflage der Ausstellung wurden die Bilder aus den Achtzigerjahren neu bearbeitet.

(Foto: Manfred_Neubauer)

Die Internationale Gartenbauausstellung in München 1983, die sie nicht unwesentlich zu "Grün kaputt" inspiriert habe, sei eine "Monster-Peepshow" gewesen, so Wieland. Aus aller Welt habe man mit dem Tieflader damals Pflanzen angekarrt. Dabei könne man Natur nicht transferieren. Und auch die heutige Architektur im Oberland: "Schlimm, dass Kurpfuscher Häuser planen dürfen", so Wieland. Beim Autokauf ließen sich die Leute inzwischen mehr Zeit als beim Hausbau.

Mit dieser Art von kompromisslosen Urteilen hat es Wieland zu einem angesehenen Architekturkritiker gebracht. Er sitzt inzwischen drei Stiftungen vor. Und egal, wo er sich damit einschaltet - ob bei der Gestaltung des Murnauer Seidlparks, beim Verhindern eines Lech-Speichersees im Allgäu oder bei der Debatte um das vor Jahren in Geretsried geplante Wellness-Bad "Spaladin" - seine Worte haben Gewicht.

Für die Ausstellung in Beuerberg wurden die Bilder von damals nun noch einmal neu aufbereitet. Zwar hat es schon früher einmal eine Ausstellung vom Bund Naturschutz mit den Bildern gegeben. "Und wir haben auch die Archive, die Keller und die Dachböden danach abgesucht", sagt Martin Geilhufe, der Landesbeauftragte des Bund Naturschutz in Bayern. Fündig sei man dabei aber leider nicht geworden. Deshalb habe man das Material von damals für die Wiederauflage der Ausstellung noch einmal neu gedruckt.

Dieter Wieland bedauert, dass die Bilder immer noch aktuell sind. Wären keine Autos auf den Aufnahmen zu sehen, man würde auch tatsächlich nicht bemerken, dass sie Anfang der Achtzigerjahre aufgenommen wurden - ohne Weitwinkel, ohne Tele, ganz so, wie es das menschliche Auge tatsächlich wahrnimmt. Vieles sieht heute auch noch so aus, die zubetonierten Höfe, die autogerechten Ortsdurchfahrten. "Was hätten wir seit damals nicht alles verändern können", so Wieland.

Die Ausstellung "Grün kaputt" im Pavillon des Klosters Beuerberg ist bis zum 24. Oktober jeweils Mittwoch bis Sonntag zwischen 10 und 18 Uhr zu sehen

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