Anschlag in Halle:Seehofer will Rechtsextremisten auf Gaming-Plattformen bekämpfen

Herr Seehofer bei ´Was nun?"

Seehofer im Fernsehstudio (Archivbild).

(Foto: dpa)

Ein Interview-Ausschnitt, in dem der Innenminister pauschalisierend über die Gefährlichkeit von Computerspielen spricht, hatte zuvor Empörung ausgelöst. Auch Youtuber Rezo twitterte.

Der Terrorist von Halle filmte seine Morde und streamte das Video in Echtzeit auf der Plattform Twitch, die oft genutzt wird, um Videospiele live zu streamen. Einige Nutzer luden das Video herunter und verbreiteten es auf anderen Kanälen. Bundesinnenminister Horst Seehofer (CSU) lässt nun prüfen, ob der Staat im Kampf gegen Rechtsextremismus Plattformen wie Twitch mehr in den Blick nehmen muss. "Wir sehen, dass Rechtsextremisten auch Gaming-Plattformen als Bühne für ihre rechtswidrigen Inhalte missbrauchen", twitterte sein Ministerium. "Ob analog oder digital: Wir wollen Rechtsextremisten überall dort bekämpfen, wo sie aktiv sind."

Zuvor hatte ein Interview-Ausschnitt Seehofers für Empörung gesorgt. In dem vorab veröffentlichten Ausschnitt der Sendung "Bericht aus Berlin" hatte der Minister nicht die rechtsextremen Verbindungen des Attentäters thematisiert, sondern den antisemitischen Anschlag in einem allgemeinen Zusammenhang mit Computerspielen erwähnt. "Manche nehmen sich Simulationen geradezu zum Vorbild", sagte Seehofer in der Sequenz. "Man muss genau hinschauen, ob es noch ein Computerspiel ist oder eine verdeckte Planung für einen Anschlag. Deshalb müssen wir die Gamer-Szene stärker in den Blick nehmen."

Der Tweet aus Seehofers Ministerium erschien am Sonntagnachmittag - nachdem es heftige Kritik am "Gamer-Szene"-Zitat des Innenministers gegeben hatte. Der Youtuber Rezo zum Beispiel, der im Mai durch sein Video "Die Zerstörung der CDU" bekannt wurde, hatte über Seehofer getwittert: "Wie kann man seinen Job immer und immer wieder so sehr verkacken? Er und seine Crew sind echt so krass inkompetent." Der innenpolitische Sprecher der FDP-Bundestagsfraktion, Konstantin Kuhle, twitterte: "Die Neunzigerjahre haben angerufen und wollen ihre Killerspiel-Debatte zurück." Digitaler Rechtsextremismus sei ein enormes Problem. "Das hat aber nichts mit der 'Gamer-Szene' zu tun, sondern mit Kommunikation über Twitch, Steam" und ähnliche Plattformen. Kuhle hatte im April in einer Kleinen Anfrage thematisiert, wie der Staat mit rechtsextremistischen Inhalte und Amoklauf-Ankündigungen auf Spieleplattformen im Internet umgeht (PDF).

Der Attentäter von Halle nutzte in seinem Video die Sprache einer Online-Subkultur, die sich in bestimmten anonymen Foren vernetzt. Rechtsextreme, rassistische und antisemitische Hetze sowie Frauenfeindlichkeit und Schwulenhass sind darin weit verbreitet.

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