Syrien:Massiver Widerstand gegen Trump

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Die Kritik an Trump ist deutlich: "Zu sehen, dass wir nun einen Verbündeten zurücklassen, ist entmutigend und deprimierend." (Foto: ERIC BARADAT/AFP)
  • Mit seiner Syrien-Politik stößt US-Präsident Trump auf wachsende Kritik aus den eigenen Reihen.
  • Die USA dürften die bislang verbündeten Kurden nicht im Stich lassen.
  • Trump reagiert auf diesen Druck mit Sanktionen gegen die Türkei.

Von Alan Cassidy, Washington

Raus aus Syrien, und das möglichst schnell: Der von US-Präsident Donald Trump verfügte Abzug der amerikanischen Truppen aus dem Norden des Landes erzeugt jede Menge Verstimmungen in Washington. Und die schärfste Kritik an Trump kommt dabei nicht einmal von den Demokraten, sondern aus der eigenen Partei des Präsidenten. Eine wachsende Zahl von Republikanern bezeichnete den Rückzug der US-Truppen als Fehler und forderte Trump dazu auf, scharfe Sanktionen gegen die Türkei zu erlassen, die ihre Militäroffensive gegen kurdische Milizen in Syrien fortsetzt - die bisherigen Verbündeten der Amerikaner im Kampf gegen die Terrortruppe IS.

Am Montag reagierte Trump auf diesen Druck: Er kündigte Sanktionen an wegen der "destabilisierenden Handlungen der Türkei im Nordosten Syriens". Zwei Ministerien sowie drei Minister der Türkei werden mit Sanktionen belegt.

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Außerdem sollen auf Stahleinfuhren aus der Türkei die Strafzölle auf 50 Prozent steigen. Die Verhandlungen über ein 100 Milliarden Dollar umfassendes Handelsabkommen werden ausgesetzt.

Es sei Trump zu verdanken, dass der IS dezimiert worden sei, sagte Liz Cheney, eine führende Republikanerin im Abgeordnetenhaus, bei Fox News, Trumps bisherigem Lieblingssender. Um eine erneute Ausbreitung des IS zu verhindern, müssten die USA in Syrien aber weiter mit Soldaten präsent sein. Es liege im Interesse Amerikas, den Kurden beizustehen. "Die Kurden waren in den vergangenen Jahren unsere Verbündeten, und wenn wir sie nun sich selbst überlassen, wird es für uns in Zukunft sehr schwierig werden, neue Bündnisse zu bilden", sagte sie.

Trump dagegen sagte, was er schon im Wahlkampf vor drei Jahren verkündet hatte. Er wolle die Beteiligung der USA an den "endlosen Kriegen" im Nahen Osten beenden. "Wir werden nicht in einen weiteren Krieg zwischen Leuten ziehen, die sich schon seit 200 Jahren bekämpfen", twitterte er am Montag. Grundfalsch, widerspricht ihm etwa der republikanische Kongressabgeordnete Adam Kinzinger, der als Luftwaffenpilot im Irak und in Afghanistan im Einsatz war. Ziel des US-Einsatzes in Syrien sei doch genau das: einen endlosen Krieg zu verhindern. "Zu sehen, dass wir nun einen Verbündeten zurücklassen, ist entmutigend und deprimierend."

© SZ vom 15.10.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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