Gewässerökologie:Mehr grüne Soße

Algenblüte im Lake St. Clair (Foto: NASA Earth Observatory)

In zwei Dritteln der Seen hat es in den vergangenen 30 Jahren häufiger und größere Algenblüten gegeben.

Von Nora Ederer

Es glitscht, muffelt, stört beim Baden - und manchmal ist es sogar gefährlich: Wenn Seen in strahlendem Grün erblühen, steckt zumeist die explosionsartige Vermehrung von Algen oder Cyanobakterien dahinter. Vor allem die Photosynthese betreibenden Bakterien können in Badegewässern zu Reizungen der Schleimhaut oder sogar zu Durchfall und Erbrechen führen. Und man wird dem grünen Schleim in Zukunft wohl immer häufiger begegnen: Wie ein Team von Landschaftsingenieuren um Jeffrey Hoh von der kalifornischen Stanford University jetzt im Wissenschaftsjournal Nature berichtet, nehmen Algen- und Bakterienblüten in Binnengewässern weltweit zu, und das nicht nur in ihrer Zahl, sondern auch in ihrem Umfang.

Die Wissenschaftler werteten für ihre Studie Tausende Fotos aus, die der Nasa-Satellit Landsat 5 zwischen 1984 und 2013 aufgenommen hatte. "Wir haben einen Algorithmus verwendet, der auf den Satellitenfotos die intensiv grüne Algenblüte an der Wasseroberfläche im nahen Infrarotbereich erkennt", erklärt Hoh. So konnten er und seine Kollegen die Entwicklung der Blüte in 71 Seen in Europa, Afrika, Asien, Australien, Nord- und Südamerika nachzeichnen. Zwei Drittel der Seen zeigen demnach immer größere Blüten. So zum Beispiel das heftige Wachstum von Cyanobakterien im Lake St. Clair zwischen den USA und Kanada im Jahr 2015, das auf dem Bild links erkennbar ist. Welche Faktoren für den starken Wuchs der Algen und Bakterien verantwortlich sind, können die Forscher noch nicht sicher sagen, im Verdacht stehen vor allem Dünger sowie der globale Temperaturanstieg.

© SZ vom 16.10.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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