Katalonien:Chaos statt Rechtsfrieden

Die harten Urteile wirken fatal.

Von Thomas Urban

Es kam, wie es kommen musste: brennende Barrikaden, blockierte Eisenbahnstrecken und Autobahnen, prügelnde Polizisten. Die hässlichen Bilder sind die Folge der harten Urteile gegen führende katalanische Separatisten. Es ist offenkundig, dass es nicht besonders klug ist, demokratisch gewählte Politiker wie Mafiabosse zu behandeln. Allerdings steht auch außer Frage, dass der spanische Staat den Bruch seiner Verfassung nicht zulassen kann, zumal die Separatisten nicht die Mehrheit der Wähler ihrer Heimatregion hinter sich haben.

Aber es hätte andere Wege gegeben, mit ihnen umzugehen: Bewährungsstrafen, Entzug des passiven Wahlrechts. Dann wäre es zweifellos nicht zu dieser Eskalation gekommen, die Spanien womöglich unregierbar machen wird. Denn die drakonischen Urteile haben auch viele Katalanen gegen Madrid aufgebracht, die gegen die Sezession sind.

Die Eskalation des Konflikts dürfte bei den bevorstehenden nationalen Wahlen dazu führen, dass die dialogbereiten Kräfte, an deren Spitze sich noch vor Jahresfrist der sozialistische Premier Pedro Sánchez gestellt hat, ins Hintertreffen geraten. Er hätte bei dieser Linie bleiben sollen, anstatt aus Angst vor den spanischen Nationalpatrioten selbst auf Härte zu setzen. Er könnte der nächste Verlierer in dem Konflikt werden.

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