Psychische Erkrankungen:Von der Politik deprimiert

Schüler und Grünen-Politikerin kritisieren Kultusministerium

Von Christina Hertel, Taufkirchen

"Pro Tag nehmen sich vier Menschen in Bayern das Leben; kein anderes Bundesland hatte in den vergangenen Jahren mehr Suizide." So beginnt ein offener Brief, den Landtagspräsidentin Ilse Aigner (CSU) diese Woche erhielt. Die Unterzeichner: Ärzte, Psychiater und Politiker von Grünen, FDP und SPD. Die Verfasser: sechs junge Männer aus Taufkirchen, die dieses Jahr einen Film über Depression unter Schülern drehten und die im Landtag erfolgreich eine Petition einbrachten. Sie forderten, dass psychische Krankheiten Teil des Unterrichts und der Lehrerausbildung werden. Das Kultusministerium veröffentlichte daraufhin im Mai einen Zehn-Punkte-Plan. Doch verwirklicht sei kaum etwas worden, kritisiert Luca Zug aus dem Filmteam. Auch die Unterhachinger Landtagsabgeordnete Claudia Köhler (Grüne) hält die Umsetzung für ungenügend. Das geht aus einer Pressemitteilung hervor.

42 000 Menschen unterschrieben dieses Frühjahr die Petition der Filmemacher, die zu der Zeit ihr Abitur machten. Zwei bis drei Schüler pro Klasse seien von einer psychischen Erkrankung betroffen - auch deshalb sei für das Filmteam das Thema so relevant. Anfang Mai erstellte das Kultusministerium seinen Zehn-Punkte-Plan, der etwa vorsieht, Depressionen im Lehramtsstudium zu berücksichtigen und Aufklärung über Depression in die Online-Lehrpläne aufzunehmen. Dem Filmteam waren die Maßnahmen von vornherein nicht konkret genug. Hinzu komme, dass seitdem praktisch nichts passiert sei.

Aufmerksamkeit erfährt ihr Film "Grau ist keine Farbe" jedoch trotzdem immer noch: Nächste Woche wird er erneut bei einer geschlossenen Veranstaltung im Landtag gezeigt. Unter anderem Ilse Aigner und Teresa Enke, die Frau des verstorbenen Fußballers, werden ihn sehen.

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